Die Täuschung der Realität

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Das Licht der Morgensonne erhellte sanft den Raum. Harry öffnete langsam die Augen und sah sich um. Schnell begriff er, dass er sich im Krankenflügel befand, allerdings wusste er nicht mehr warum. Mühsam richtete er sich auf und besah sich seinen Körper. Er zog sein Shirt hoch, um darunter nach Verletzungen zu suchen. Nirgends war auch nur ein Kratzer zu sehen und er fragte sich, warum er hier war. Im nächsten Augenblick betrat Professor Dumbledore den Raum. 

"Guten Morgen Harry, wie geht es dir?", fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen. "Professor Dumbledore Sir, was ist passiert, warum bin ich hier?", fragte Harry unsicher und versuchte sich aufzusetzen. Der Professor kam näher und setzte sich auf den Rand des Bettes. Er sah Harry eindringlich an. "Weisst du noch, was du mir letzte Nacht erzählt hast, Harry?" Der junge Gryffindor runzelte die Stirn und sah hinab auf seine Bettdecke. Es dauerte einige Sekunden und plötzlich schossen all die schrecklichen Bilder, der vergangenen Nacht, durch seinen Kopf. Tränen traten ihm in die Augen und er schüttelte den Kopf. "Draco hat mich zum Sex gezwungen", sagte er dann ohne dem Mann vor ihm, in die Augen zu sehen. "Ganz genau Harry, das hast du mir erzählt. Hast du Schmerzen?", fragte Dumbledore sanft. Harry schüttelte daraufhin sofort denn Kopf, denn er hatte bereits selber bemerkt, dass ihm nichts fehlte. "Und verletzt bist du auch nicht. Wenn Draco also wirklich das mit dir gemacht hätte, was du mir erzählt hast, dann würde man das sehen Harry. Du hättest schlimme Schmerzen. Verstehst du, was ich versuche dir zu sagen?", fragte Dumbledore nun ganz vorsichtig. Harry sah ihn mit Tränen in den Augen an. "Es war nicht echt?", fragte er mit zitternder Stimme. "So ist es Harry. Draco hat dir letzte Nacht nichts getan, es ist absolut nichts passiert zwischen euch. Hör mir bitte gut zu Harry, denn das ist sehr, sehr wichtig. Jemand wollte, dass du genau das erlebst. Er hat dir diese bestimmten Bilder in deinem Geist gezeigt und wollte, dass du diese Schmerzen spürst. Es war eine Vision, nicht mehr und nicht weniger." Dumbledore blickte Harry ernst an. Er war sich nicht sicher, ob der Junge das alles verstand. "Eine Vision, Sir? Aber es hat sich so echt angefühlt und es hat so verdammt weh getan. Wie wie ist das möglich? Ich war mir so sicher, dass er..." Seine Stimme brach und erneut kämpfte er mit den aufkommenden Tränen. Dumbledore strich ihm sanft über die Wange. "Ich weiß Harry, ich weiß. Dieser Jemand wollte genau das. Er wollte, dass du so leidest. Errätst du, wer dieser Jemand sein könnte, Harry?" Der Gryffindor erhob den Kopf und starrte den Mann ängstlich an. "Voldemort?", flüsterte er kaum hörbar. "Ich fürchte ja, Harry. Und so wie es aussieht, ist er ein wahrer Meister, wenn es darum geht, dich mental anzugreifen." Harry runzelte die Stirn. "Mental angreifen?", wiederholte er die letzten Worte. "Ja, man nennt es Legilimentik und es ist die Kunst der Gedankenkontrolle. Voldemort hat seit jener Nacht in Godric's Hollow, in der deine Eltern starben, eine Verbindung zu dir. Er muss raus gefunden haben, dass du dich verliebt hast und zwar in den jungen Mr. Malfoy." Bei diesen Worten stieg Harry die Röte ins Gesicht und er lächelte verlegen. "Keine Sorge mein Junge, dein Geheimnis ist sicher bei mir. Nur leider bietet es Voldemort eine große Angriffsfläche. Durch die Legilimentik, kann er in deinen Geist eindringen und dich Dinge sehen und spüren lassen, welche dir schlimme Schmerzen bereiten können. Wie er es meiner Meinung nach, letzte Nacht getan hat, verwendet er deine Liebe zu Draco gegen dich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er es wieder tun wird.", ergänzte Dumbledore. "Aber Sir, kann ich mich denn nicht dagegen schützen?", fragte Harry neugierig. "Tatsächlich gibt es eine Möglichkeit, wie du dich davor schützen kannst. Ich habe mir da bereits Gedanken gemacht. Ihr werdet alle gemeinsam mit Severus Snape die Kunst der Okklumentik erlernen. Severus ist ebenfalls ein wahrer Meister auf diesem Gebiet. Er wird euch zeigen, wie ihr das Eindringen einer fremden Präsenz in euren Geist, verhindern könnt. Aber vorerst solltest du dich noch etwas ausruhen. Ich habe Mr. Weasley bereits alles erklärt. Da er letzte Nacht bei uns war, war er mehr als besorgt um dich. Ich hoffe, dass ist in Ordnung für dich?", fragte der Mann vorsichtig. "Er weiß, dass ich Draco mag?", fragte Harry nervös. "Nun, dass hast du uns sogar selbst erzählt", lachte der Professor. "Hab' keine Angst davor, deinen Freunden deine Gefühle für ihn zu zeigen. Sie werden immer zu dir halten, Harry. Vielleicht möchtest du Draco später sehen, er wird sich bestimmt auch fragen wo du bist. "Sofort war Harrys Blick von Angst getrübt. "Lass nicht zu, dass dunkle Mächte die Liebe besiegen. Denn Liebe, Harry, Liebe bedeutet Ewigkeit." Mit diesen Worten erhob sich der weise Mann und verließ den Raum.

Erschöpft legte Harry sich in die Kissen zurück und seufzte leise. Er versuchte das alles zu verarbeiten. Wie würde er wohl reagieren, wenn er Draco wieder sehen würde. Dieser wusste von all dem natürlich nichts. Aber für Harry war es so real, der Schmerz und die Angst waren für ihn real. Er erinnerte sich daran, wie sie gemeinsam geduscht hatten und an das Gefühl, als Draco ihn berührt und geküsst hatte. Ihn so zu spüren, war so unglaublich schön. Draco hatte ihn zum Höhepunkt gebracht und Harry glaubte, nie zuvor so etwas Intensives gespürt zu haben. Doch wenn er jetzt daran dachte, von Draco angefasst zu werden, dann überkam ihn nur ein Gefühl - Angst. Niedergeschlagen stöhnte er auf, als eine vertraute Stimme, ihn aus seinen Gedanken riss. 

"Hey Kumpel, wie geht's dir", fragte ein besorgt aussehender Rotschopf. "Ron, mir geht's gut komm rein", sagte Harry freudig. "Das freut mich, du siehst auch schon viel besser aus. Letzte Nacht war echt heftig aber Dumbledore hat mir heute Morgen alles erklärt. Hab' mir voll die Sorgen um dich gemacht, Harry. Tut mir echt leid, dass du sowas durchmachen musstest", erklärte Ron mitfühlend. "Danke Ron, Dumbledore hat mir vorhin auch erklärt, was passiert ist. Es geht mir auf jeden Fall besser, seit ich weiß, dass er mich nicht wirklich..." Er verstummte abrupt und senkte den Blick. "Du magst ihn also wirklich", wollte Ron nun wissen. Harry errötete. "Seit diesem Abend mit Ginny, ist er mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Wir haben uns geküsst, als ich nachsitzen musste und gestern nach dem Quidditchspiel haben wir, zu-zusammen geduscht", gestand Harry und wurde knall rot. "Man Harry, bitte erspar mir die Details. Ich wollte nur wissen, ob du ihn wirklich magst", grinste Ron kopfschüttelnd. Allein der Gedanke wie Harry und Draco gemeinsam duschten und wahrscheinlich nicht nur das, ließ den Rotschopf erschaudern. "Ja Ron, ich mag ihn, sehr sogar. Tut mir leid, ich weiß du hasst ihn", entschuldigte sich Harry beschämt. "Alles okay Kumpel, ja Malfoy ist ein Idiot aber du bist mein bester Freund und solange er dich nicht verletzt und ich meine wirklich verletzt, kann ich damit leben", verkündete der junge Weasley. "Hast du dich in ihn verliebt?", fragte er leise. Obwohl Harry bereits letzte Nacht zugegeben hatte, dass er sich in Draco verliebt hatte, wollte Ron sicher gehen, dass sein bester Freund wirklich verliebt war. Auf diese Frage hin, nickte der junge Gryffindor verlegen und mit sichtlich geröteten Wangen. Ron grinste ihn breit an, sagte aber nichts dazu. "Ich habe Angst davor ihn wieder zu sehen", erklärte Harry. "Naja, weisst du, alle haben Angst vor Malfoy, das ist normal", lachte Ron höhnisch. "Du Idiot, das meinte ich nicht", protestierte er. "Ich weiß, dass das was ich erlebt habe nicht echt war aber ich glaube ich kann ihm jetzt nicht mehr nahe sein." Ron klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. "Hey, ich glaube es ist normal, dass es dir jetzt noch schwer fällt. Auch wenn es nur eine Vision war, musst du sie erst verarbeiten. Das braucht einfach seine Zeit. Gib ihn nicht so schnell auf." Völlig gerührt von den liebevollen Worten seines besten Freundes, zog Harry ihn in eine Umarmung. "Danke Kumpel, ich bin echt froh dich zu haben", sagte er leise. Ron drückte ihn an sich und erwiderte seine Umarmung lächelnd. "Ich glaube ich muss noch hier bleiben", erklärte Harry, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst haben. "Ich weiß, soll ich Hermine erzählen, was geschehen ist", fragte Ron. Harry nickte daraufhin dankbar. "Ich würde mich freuen, wenn sie mich besuchen kommt", sagte er lächelnd. "Und Malfoy?", fragte Ron unsicher. "Sag ihm, dass ich hier bin, wenn er dich fragen sollte. Ich werde ihm selber erzählen, was passiert ist." Ron nickte verständnisvoll und stand auf. "Ich hoffe du darfst heute Abend wieder zurückkommen. Ich muss jetzt los, sonst bekomm ich kein Frühstück mehr", grinste er. "Alles klar, danke Kumpel, wir sehen uns", sagte Harry und legte sich wieder hin. Nachdem Ron gegangen war, kümmerte sich Madam Pomfrey um ihn. Dumbledore hatte ihr erzählt, was geschehen war. Sie musste lediglich ein Auge auf ihn haben und dafür sorgen, dass er sich ausruht.

Liebe hält die Zeit an und lässt die Ewigkeit beginnenWhere stories live. Discover now