3. Kapitel

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POV Will

Ächzend komme ich zu Hause an und stecke den Schlüssel ins Schloss. Draußen herrscht ein Scheißwetter, denn es regnet tonnenweise.
Und wenn ich eins nicht leiden kann, dann ist es Regen.
Er ist ekelhaft nass und er sackt durch deine Klamotten, nur damit man krank wird. Nein, danke. Darauf kann ich gut verzichten.

Grob eine Stunde später höre ich die Autorollen meiner Mutter. Sie fährt einen klassischen grauen BMW und hat mindestens acht Sticker auf diesen, die sagen: Best mom
Wo ist der Sticker für best son, fragt ihr euch jetzt? In meinem Zimmer. Am Fenster.

Ich höre bereits ein Rascheln der Haustür und wenig später das eiskalte Ziehen das von draußen kommt.
"Will? Ich bin zurück. War noch einkaufen!", brüllt meine Mutter die Treppen hinauf. Dann höre ich sie noch irgendetwas leises murmeln, aber ich verstehe nicht was.
Schwunghaft stehe ich von meinem Bett auf und renne die Treppenstufen herunter. Unsere Wendeltreppe ist ziemlich seltsam, aber ich habe sie mit der Zeit liebgewonnen. Mit schnellen Schritten husche ich in die Küche und verharre dann.

Meine Mutter stand summend vor dem Herd und schnibbelte ein wenig Gemüse vor sich hin. "Guter Tag?", frage ich und küsse sie auf die Wange. Sie nickt grinsend und wirft das Gemüse nun in den bereits kochenden Topf.
"Guter Tag.", erwidert sie.
Jetzt steckt sie mich mit ihren Grinsen an, denn auch ich muss Feixen.

"Übrigens - ich kenne den Jungen von vorhin. Er geht in meine Para." Meine Mutter nickt aufmerksam.
"Ich weiß. Er hat ein wenig von dir erzählt." Verblüfft mustere ich sie.

Nicolas hat von mir erzählt? Der Badboy der ganzen Schule würde sich niemals mit jemanden wie mir unterhalten. Ich meine, jeder kennt Nicolas. Er ist sozusagen der düstere Schatten unserer Schule aber immerhin wurde er dafür anerkannt. Vielleicht war er auch einfach so bekannt, weil er in die Musikgruppe ging. Aber wer weiß das schon.

"Er ist seltsam.", gebe ich von mir und helfe meiner Mutter beim Kochen.
"Seltsam? Was meinst du?" Ich seufze tief auf.
"Naja, er geht mit dieser komischen Tussin aus meiner Klasse aus. Annabeth. Sie ist arrogant und ich hasse sie. Annabeth kann nichts außer rummeckern und Percy schöne Augen machen." Meine Mom lacht laut auf, rührt den Eintopf einmal kräftig um.

"Wer ist dieser Percy?" Ich verdrehe meine Augen.
"Keine Ahnung, eigentlich kenne ich ihn kaum. Er ist im Debattierclub und ansonsten weiß ich nicht viel über ihn."
Sie nickt aufmerksam, holt langsam Besteck und Teller aus den Holzschränken und bedeckt damit den Tisch.

"Und Nico hat nichts dagegen, dass seine Freundin mit jemanden anderen rumflirtet?" Ungläubig sieht meine Mom zu mir herüber.
"So wie es aussieht nicht." Ich möchte es nicht zugeben, aber immer wenn ich über Annabeth Chase rede, kocht diese wahnsinnige Wut in mir auf.
In der Grundschule war sie auch schon immer so gewesen. Sie hat jeden um ihren Finger gewickelt, ganz egal wer.
Auch mich.
Und dann hat sie mein Herz gebrochen.

"Du kannst sie wohl wirklich nicht leiden, was?" Ich schnalze zustimmend mit meiner Zunge, lasse mich auf den Stuhl fallen.
"Früher war jeder in sie verliebt.", brumme ich genervt.

"Und weil es Nico jetzt ist, macht dich das eifersüchtig, oder was?" Verwirrt starrt meine Mutter zu mir rüber.
"Was? Ich? Eifersüchtig? Nein. Außerdem - warum nennst du ihn Nico? Ist ja nicht so, als würdet ihr euch nahestehen oder so."

"Schätzchen, bist du dir auch ganz sicher?" Ich murre undeutlich etwas vor mich hin, während meine Mutter einen befüllten Teller vor mich stellt.

Langsam beginnen wir zu essen, hören dem Radio zu, dass meine Mutter gerade eingeschaltet hat. Die dudelnde Musik geht mir auf den Geist, aber es ist besser als eine unangenehme Stille. Das gekochte Gemüse schmeckt wie immer ziemlich lecker und meine Mutter scheint das sehr zu freuen.
"Ich hab morgen Sanitäter und muss noch zum Musikkurs. Komm deswegen etwas später.", sage ich mit halbvollem Mund und kaue hastig weiter.
Mom nickt, isst stumm weiter.
Dann hebt sie ihren Schopf wieder an und mustert mich eindringlich.

"Was?", frage ich leicht nervös. Sie sieht mich mittlerweile fast schon seltsam lange an.
"Seid wann gehst du zum Musikkurs?", fragt sie neugierig und stochert in ihrem Gemüse herum.

"Uhm. Eigentlich gar nicht - aber es gibt so eine Aufführung und ich wollte mal hingehen." Sie zieht skeptisch eine Augenbraue hoch, erwidert aber nichts.
"Eine Aufführung?", sagt sie dann und nimmt mein Besteck mit.
Ich beobachte meine Mutter beim wegräumen der leeren Teller und muss grinsen.
"Die Band bietet an, Instrumente zu erlernen. Und ich wollte schon immer Flöte spielen." Nun muss meine Mutter lachen.

"Ach, William. Was würde ich nur ohne dich tun? Du bist wirklich ein Engel." Vorsichtig drückt sie mir einen Kuss auf den Schopf, so wie sie es immer getan hat als ich noch kleiner war.

Ich will gerade die Wendeltreppe zu meinem Zimmer hochlaufen, als Mom mir hinterherruft:
"Es ist spät - mach nicht mehr so viel Theater." Ich grummele ein Ja mach ich nicht und husche dann die Stufen hinauf.

Aber ein Schmunzeln kann ich dabei nicht verhindern.
Morgen würde ich Piper wiedersehen.
Nach einem langen Wochenende, kam das gerade gelegen.

Solangelo - Die SonnenfinsternisKde žijí příběhy. Začni objevovat