9. Kapitel

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POV Will

"Allen Ernstes? Eine Minion-Bettdecke?", fragt Nicolas schief grinsend.
Ich laufe erneut rot an, versuche nicht allzu auffällig wegzugucken.

"Na und? Ich habe sie noch von früher."
Nico nickt zustimmend, sieht sich dann wieder um.
Als er innehält mustere ich ihn neugierig.
"Wofür hast du diese Medaillen erhalten?" Er schnalzt beeindruckt, läuft auf meine Trophäenwand zu.
Ich muss wie automatisch lächeln und sehe zu dem Schwarzhaarigen rüber.

"Golfen. Hab ich immer mit meinem Dad gemacht." Nico nickt und dreht sich dann wieder zu mir um.
Schwunghaft hockt er sich neben mich und setzt sich in einen angenehmen Schneidersitz.
"Also? Taylor Swift, wie ich sehe?"
Wie kriegt der Typ das die ganze Zeit hin? Ständig fragt er seltsame Dinge, will über Sachen bescheid wissen, die ihn gar nichts angehen, oder er ist einfach nur viel zu neugierig.

Verlegen kratze ich mich am Nacken, nicke dann aber zärtlich.
"Welches Album magst du am meisten?", fragt er.
Ziemlich überrascht davon, dass es ihn wirklich zu interessieren scheint überlege ich.
Taylor ist ziemlich bekannt und wenn man sie nicht kennt, dann kann man der Person wirklich nicht mehr weiterhelfen.
Außerdem ist sie eine wahre Künstlerin, was Lyricsschreiben angeht.
"Ich mag Lover gern...", flüstere ich sanft.
Nicos Augen funkeln interessiert auf und er grinst erneut.
Für eine Sekunde denke ich, dass er jetzt einen schnippischen Kommentar loswird, aber das tut er überraschenderweise nicht.

"Echt? Ich war immer ein Reputation-Fan." Kopfschüttelnd mustere ich ihn, kann aber auch kein Lächeln mehr verkneifen.
"Was hörst du sonst noch so?", frage ich.
Nicolas scheint das zu verblüffen, aber er antwortet Recht zügig:
"Oh, definitiv Harry Styles und Lana del Rey."
Ich lache laut auf. Das passt so gar nicht zu dem Jungen vor mir.
"Du und Lana? Niemals.", antworte ich grinsend.

"Hey, ich hab auch nicht gesagt, dass Taylor nicht zu dir passt.", sagt er beleidigt.
Ich grinse schief und lehne mich etwas zu ihm vor.
"Ja, warum wohl? Weil sie eben doch zu mir passt."
Nun läuft er tatsächlich rot an und ich frage mich wirklich, ob das ein Ding zwischen uns wird.
Das ständige Necken, die Lacherei, oder auch einfach das verschmitzte Grinsen auf unseren Lippen.

Kopfschüttelnd schubst er mich weg und wirft ein Kissen nach mir, das neben ihm liegt.
"Na warte!" Mit einem Ruck werfe ich das Kissen zurück und zwischen uns entsteht eine wütende Kissenschlacht.
Als ich aushole und nach ihm werfen will, zieht Nico ruckartig am Bezug und ich falle ungeschickt nach vorne.
Reflexartig schließe ich meine Augen, werde aber federleicht von etwas unter mir aufgegangen.

Als ich blinzle, erkenne ich das Nico nun unter mir liegt und wir uns gegenseitig anstarren. Eine Zeit lang mustere ich ihn, verliere mich in seinen Augen.
Sie sind schokoladenbraun und die Wärme in ihnen lässt mein Herz auf eine seltsame Art und Weise schneller schlagen. Sein Atem ist spürbar auf meinem Gesicht und seine schwungvollen Lippen verziehen sich zu einem leichten Lächeln.
Verloren im Anblick meines Gegenübers streiche ich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht.
Nico zuckt zusammen, rückt aber nicht weg.
Für einen kurzen Augenblick sind wir beide gefesselt von einander, können nicht abweichen.

"Nico...", flüstere ich. Der Junge vor mir geht mit seinem Kopf etwas weiter vor, legt ihn etwas schief. So das unsere Lippen in einem perfekten Winkel aufeinander treffen würden. Aber würden sie das? Würde ich das überhaupt mögen? Vermutlich.
Die Hitze die in meinem Körper aufflammt, als mich diese Erkenntnis trifft, strömt durch meinen Schopf ich spüre wortwörtlich wie ich rot werde.
Ich kann nicht klar denken, dass einzige was ich gerade weiß ist, dass ich Nicolas tatsächlich küssen könnte. Aber würde ich das wollen?
Will ich ihn küssen?

Keiner von uns beiden wagt es, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
Nico unter mir atmet flach, stützt sich auf dem Bett ab und sieht mich mit glänzenden Pupillen an. In ihnen steht wortwörtlich geschrieben, dass er mich auch küssen wollte. Das er auch das spürt, was gerade durch meinen Körper rinnt.

Der Gedanke daran, dass das hier real ist macht mich wahnsinnig nervös.
Wir sind nicht einmal Freunde und jetzt liege ich auf ihm und kann nicht anders, als seine wunderschönen vollen Lippen zu mustern und den Gedanken an ihren Geschmack zwanghaft zu verdrängen.
Wie es sich wohl anfühlen würde?
Wer weiß, vielleicht war das ja richtig?
Aber was, wenn es das nicht war?
War das hier überhaupt eine gute Idee?

Und noch viel schlimmer:
Würde er den ersten Schritt machen?
Soll ich ihn wirklich küssen?

Die Entscheidung wird mir jedoch schnell abgenommen, denn ein lauter Ruf lässt uns auseinanderfahren.

"Jungs? Das Essen ist fertig!"

Das war definitiv meine Mom.

Solangelo - Die SonnenfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt