27. Kapitel

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Will POV:

Der ganze nächste Morgen ist vollgestopft mit irgendwelchen langweiligen Fächern.
Es fängt leicht an - Politik.
Danach Deutsch...
Dann Physik.
Alles nervig, ätzend und öde.

Dabei kann ich an nichts anderes denken an meine Auseinandersetzung mit Nico. Ich fasse es nicht. Er ignoriert mich seid gestern, reagiert auf keiner meiner SMS und blockt völlig ab. Wenn das nicht an Annabeth liegt, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.
Denn die Tusse guckt seid zirka zehn Minuten locker-geschlagen zu mir herüber und kaut dabei leicht aggressiv Kaugummi. Mich interessiert es kaum, aber sie scheint irgendwie Aufmerksamkeit zu brauchen.
"Willi..." Ihr schwaches Lächeln und ihre arrogante Art senkt meine Laune sofort.
Natürlich muss sie auch noch zu mir rüber kommen und meine Pause, wohlgemerkt meine letze, stehlen und sie womöglich zerstören.

"Ich heiße William, nicht Willi."
Sie grinst schief.
"Ich Annabeth und nicht Annabitch."
Sie schnalzt zufrieden mit der Zunge, als ich merklich blass anlaufe. Ich wusste das sie den Brief irgendwann anspricht und daß das ausgerechnet heute sein musste, macht alles natürlich nicht besser.
Schließlich beginnt bald Festival und um ehrlich zu sein will ich meine Pause für etwas besseres als das hier verschwenden.
"Ich habe den Brief nicht geschrieben.", verteidige ich mich knapp. Annabeth grinst dabei nur noch mehr und streift immer noch hinter mir vorbei.
Kaum merklich spüre ich wie ihre Bewegungen ein wenig Wind an meinen Rücken wehen.

"Wenn du es nicht warst, war es deine kleine Freundin?"
Ich schmunzle. Piper ist nicht wirklich klein, sondern durchschnittlich. Und es macht mich wütend, so unfassbar wütend, dass sie Piper so nennt.
"Nenn sie nicht so.", werfe ich rein und balle ohne es zu merken meine Hände zu Fäusten.
"Warum? Willst du mich zu allem Übel noch schlagen?" Sie lächelt, streicht vorsichtig mit einer ihrer Fingernägel über meinen Rücken.
"William Solace.", murrt sie dann.
"Ich schwöre dir, bei allem, was ich habe. Sollte so etwas nochmals vorkommen, dann werde ich ein weniger freundliches Wörtchen mit dir haben. Hast du das verstanden?"

Ihre Drohung in den Worten lässt mich erfrieren, aber dennoch nicke ich schwach.
Alles wird gut werden, ich muss nur hoffen, dass Piper keinen Blödsinn mehr anstellt.
Apropos Piper...
Als Annabeth wie aus dem Nichts verschwindet, starre ich sofort auf mein Handy herab.
Meine beste Freundin ist wie immer spät dran und hat die ersten paar Stunden des Hilfteams verpasst. Ich hingegen habe fleißig mitgearbeitet und dann eine Pause bekommen.

"Hey, Solace -", wird mir zugerufen und wie automatisch senke ich mein Handy.
"Jup?" Hastig stecke ich mein Telefon wieder in meine Hosentasche und hefte meinen Blick in die Richtung, aus der der Ruf kam. Nun entdecke ich Jason, der wie wild mit der Hand wedelt und mit Schweiß auf der Stirn neben der Tribüne steht.
"Hilf mir mal mit den Gitarren und so."
Etwas überrascht, dass er mich darauf anspricht, laufe ich auf ihm zu und nehme ihm eine der Akustikgitarren ab.
"Die gehört Neeks, du kannst sie eigentlich direkt nach hinten bringen." Er deutet auf die Gitarre, die ich in der Hand halte und dann zu einem kleinen Hintereingang neben der Tribüne.
"Uhm...jetzt?"
Jason verdreht seine Augen und sagt dann etwas harsch: "Nein, übermorgen."
Dann seufzt er und sagt: "Was bei euch zweien abgeht, versteh' ich auch nicht."
Kopfschüttelnd schleppt er einen weiteren Gitarrenkoffer hinter sich her und stellt ihn irgendwo auf der anderen Seite ab.
"Na, wird's bald?", huscht er mich dann.

Sofort setze ich mich in Bewegung.
Einfach Koffer abstellen und gehen, William.
Mein gedankliches Mantra hilft mir nicht viel, denn seltsamerweise bin ich schon etwas nervös.
Als ich die Hintertür öffne, erblicke ich einen kleinen Flur. Links und rechts sind jeweils zwei Türen. Jetzt muss ich also nur herausfinden, welche der Türen Nicos ist.
Seufzend versuche ich es an der linken Tür, die ganz außen steht. Aber sie ist abgeschlossen und niemand reagiert.
Die zweite von links ist ebenso zu, aber ich höre gedämpfte Stimmen.
Bingo.

Mit einem Rumms klopfe ich an der Tür.
Diese wird in weniger als fünf Sekunden aufgezogen und ein genervter Italiener starrt mir entgegen.
"Hat aber lange gedauert -" Als er mich sieht, schließt sich sein Mund wieder und er seufzt.
"Das sollte eigentlich Jason übernehmen.", murrt er dann und nimmt mir das schwere Gewicht der Holzgitarre ab. Als er sie in einer Hand hält, wirkt er allerdings total entspannt.
Dieses Ding ist aber eigentlich ziemlich schwer und es beeindruckt mich zugegebenermaßen schon etwas, dass Nico die Gitarre so ruhig trägt. Vielleicht hat er sich bereits an das Gewicht gewöhnt.

"Ja, Jason hat mich irgendwie dazu aufgefordert und -" Gerade als ich mich erklären will sieht Nico zurück nach hinten und unterbricht mich dann.
"Hör zu, ich muss noch eine Bandprobe einleiten und die Gitarre stimmen. Ich habe gerade echt keine Zeit."
Als er das sagt kann ich nicht anders als mich geknickt zu fühlen. Er ist also immer noch sauer, huscht es mir durch den Kopf.
Im gleichen Moment will Nicolas die Tür schließen, aber ich schaffe es noch meinen Fuß dazwischen zu schieben.

"Neeks...können wir das bitte klären?"
Ich sehe Nicolas aus bitteren Augen an und obwohl ich weiß, dass er stur ist, hoffe ich darauf, dass er nachgibt.
Und tatsächlich! Er öffnet die Tür ein kleines wenig mehr und nickt dann.
"Es tut mir leid. Ich hätte nicht sagen sollen, dass du mich wahrscheinlich öfter küsst als Annabeth." Ich seufze, sehe etwas beschämt zu Boden.

"Es tut mir allgemein leid, wir hätten uns auf der Party nie küssen sollen."

Solangelo - Die SonnenfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt