14. Kapitel

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POV Will

Mit zitternden Händen starre ich auf mein Handy. So schwer kann das doch gar nicht sein.
Mom hat mir soeben aufgetragen, Nico per WhatsApp zu kontaktieren und ihm zu sagen, dass die Therapie auf Dienstag Nachmittag verschoben werden kann. Eigentlich wollte ich, dass sie das selber übernimmt, aber sie hat mich bloß tadelnd angeguckt und dann bin ich auch schon eingeknickt und habe nachgegeben.

Nicolas habe ich in Sunshine umgetauft, weil ich es lustig finde. Er ist so gar kein Sonnenschein. Um ehrlich zu sein, erinnert er mich etwas an einen Mond. Er strahlt, aber nur durch die Reflektierung der Sonne. Und manchmal ist er voll, halb oder leer. Das mag ich an ihm. Er muss nicht immer wunderschön sein, der Mond kann sich auch ausruhen und zurückziehen.

Aber zurück zum Thema - wie soll ich Nicolas anschreiben?
Ein einfaches "Hey! Therapie am Dienstag.", käme etwas merkwürdig rüber. Aber was soll ich denn sonst machen? Seufzend tippe ich etwas ein und schicke es ohne weitere Hintergedanken ab. Hoffentlich schreibt er zurück...

Sunshine

Ein Umweg?Ist klar, William Solace

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Ein Umweg?
Ist klar, William Solace.
Mir hätte auch wirklich keine andere Ausrede einfallen können, oder?
Dämlich.
Als mein Handy gefühlte Ewigkeiten später vibriert, falle ich fast aus meinem Bett. Gerade eben so fange ich mich mit meinem Handgelenk ab, höre aber trotzdem ein besorgtes:
"Alles in Ordnung, William?", von meiner Mom.
Ich brülle ein lautes "Ja!", zurück und öffne dann wieder meinen Handydisplay.

Seufzend platziere ich mein Telefon auf den Nachttisch und schlage die Decke über meine Beine

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Seufzend platziere ich mein Telefon auf den Nachttisch und schlage die Decke über meine Beine.
Augenblicklich umhüllt mich eine angenehme Wärme und eine Welle von einem Wohlfühlgefühl strömt durch meinen Körper.
Trotzdem kann ich nicht anders, als einen kleinen Schmollmund zu machen.
Nico ist echt frech gewesen.
Das ist er eigentlich immer, oder zumindest die meiste Zeit über.

Als mein Telefon anfängt zu klingeln, akzeptiere ich schnell den Anruf, als ich in geschwungener Schrift ein Piper entdecke.
"Hi, Will! Was machst du? Wie war der Arzttermin?" Ich stöhne auf.
Stimmt ja. Ich war beim Arzt.
Seitdem ich an Diabetes leide muss ich regelmäßig dahin, aber ich könnte es nicht weniger hassen. Dieser Ort ist schrecklich. Er erinnert mich an die Hölle und um ehrlich zu sein, würde ich sogar diese bevorzugen.

Die Ärzte dort behandeln mich ziemlich seltsam, weil sie meine Mom kennen. Dazu kommt natürlich auch, dass sie doppelte Checks machen. Letztens hat mich jemand auf Allergien getestet! Dabei war ich doch gar nicht dafür da.
Sondern für einen ganz normalen, alltäglichen Gesundheitscheck. Aber nein, mir werden immer tausend Tabletten und achtzig verschiedene Sachen verschrieben, als ob ich der kränkeste Mensch der Welt war.
BIN ICH NICHT!
Für den Durchschnitt bin ich ziemlich normal.

"Erde an Will?", fragt Piper plötzlich ungeduldig.
"Ja, war wie immer. Sie haben mir Blut abgenommen, um ein Blutbild zu machen und mich auf ein paar Krankheitserreger zu testen." Schulterzuckend sehe ich zu ihr herüber.
Piper grinst schief, sieht dann etwas zur Seite und filmt hinter ihr ein kleines Karussell.
"Bin mit meiner Cousine Layla hier.", sagt sie feixend.
Dann stöhnt sie auf und murmelt etwas wie: "Stundenlang.", bevor sie über irgendwelche belangloses Dinge plappert.

Das war etwas, was Pipes besonders macht. Sie ist ein wahrer Schatz, wenn es um Ablenkung geht. Sie kann ernst werden, wenn es brenzlig wird. Aber über die meiste Zeit ist sie das verspielte Mädchen, dass nicht anders kann als sich die falschen Leute auszusuchen.
Und damit habe ich sie so ziemlich gut beschrieben. Denn sie und Jason würden niemals halten. Sie sind seltsam gut miteinander ausgekommen, aber so wirklich viel über ihn reden tut sie nicht.
Das ist eigentlich ziemlich merkwürdig für Piper. Normalerweise redet sie vierundzwanzig Stunden über ihren Traumtypen.

"Wie läuft's mit Jason?", frage ich, als sie endlich eine Pause einlegt und ich ihren Wasserfall von Worten unterbrechen kann.
Nun läuft sie hochrot an und sieht sich verlegen um.
"Naja, eigentlich ganz gut. Neulich hat er mich seiner Familie vorgestellt."
Was?

Meine Augen weiten sich, als sie das sagt. Die beiden waren längst nicht mehr bei dem Was-ist-dein-Lieblingstier-Thema, sondern haben bereits zu dem Wie-heißen-deine-Eltern-Teil geskippt? Das sind ungefähr zehn Schritte auf meiner To-do-Liste. So weit bin ich in Beziehungen noch nie gekommen.
Aber das ist auch nicht wirklich schwer, weil ich noch nie in einer Beziehung war.

Leider.

Wenn man das so sagen kann, habe ich das gleiche Syndrom wie Piper.
Nämlich das Verlieb-dich-in-völlige-Idioten-Syndrom.
Bevor jemand fragt - nein, dass ist nicht heilbar.
Man wird für den Rest seines Lebens darunter leiden und für immer als Loser bekannt sein.
Aber hey - besser den Richtigen finden, als irgendwelche Typen oder Mädchen, die ich gar nicht mag.

Spoiler: Jemanden Richtigen gibt es nicht.
Zumindest nicht für mich, denn alle Leute sind seltsam.
Da fällt mir konkret nur eine Person ein, die bis jetzt tatsächlich keine einzige Red-Flag aufwies. Okay, eventuell zwei. Aber das ist schon ziemlich gering.
Denn bin immer zu spät und hab zu nichts eine Meinung gelten für mich noch als akzeptabel.

Aber das konnte ich mir abschminken.
Denn die Person war Nico di Angelo.

Und diese Nervensäge würde niemals meine richtige Person werden.
Dazu war er viel zu verkorkst.

Solangelo - Die SonnenfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt