Solangelo - Die Sonnenfinsternis

13. Kapitel

POV Nico

Als ich am nächsten Morgen vom sanften Gezwitschere der Vögel geweckt werde, muss ich erstmal fünfzehn Minuten liegen bleiben.
Mein ganzer Körper fühlt sich bleischwer an.
Und es ist Samstag, da sollte ich mich eigentlich unter keinerlei Umständen so fühlen.
Was ein Scheißdreck.

Als mein Handy einen erneuten Ton von sich gibt, strecke ich blind vor mich hin meine Hand aus und taste meinen Nachttisch nach dem Gerät ab.
Tatsächlich kriege ich es gebacken, es vom Ladekabel abzuziehen und anzuschalten.
Einige Nachrichten fallen mir ins Auge, manche swipe ich sofort weg.
Darunter auch Annabeths.

Darling <3:

Hi. Ich und die anderen gehen später raus.
Kommst du mit?

Dafür hatte ich gerade einfach nicht die Kraft. Weder für Annabeth, noch für Jason, oder einer der anderen Leuten.
All diese Leute nerven mich.
Versteh mich nicht falsch, sie sind meine Freunde und Gott, manchmal sind sie wahre Engel.
Aber sie sind anstrengend.
Für meine Lebensbatterie, vor allem für meine Social anxiety. Das war übrigens der nächste Punkt auf meiner Bucket-List. Diese scheiß Panik in den Griff zu bekommen. Ich meine, eigentlich bin ich ziemlich gesund. Physisch. Mental ist etwas anderes.

Aber irgendwann kann selbst ich nicht mehr schauspielern, irgendwann ist das Blei auf meinen Schultern zu schwer.
Mit der Zeit, in der ich älter geworden bin, habe ich eigentlich nicht viel dazugelernt.
Andere erzählen von Verantwortung, oder des eigenen Handelns. Aber ich...
Ich habe eigentlich nur gelernt, mit meinem Leid umzugehen.
Das ist besser als nichts, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Aufgabe unmöglich ist.
Man kann seinen Schmerz nicht kontrollieren, oder?
Denn der Schmerz kontrolliert mich.

Seufzend schiebe ich die wärmende Bettdecke von meinem Körper und stehe mit wackeligen Beinen auf. Wie kann ein Morgen so scheiße beginnen?
Bereits genervt schlürfe ich zur Küche und mache erstmals meine Kaffeemaschine an. Denn ohne diese würde ich nichts überleben. Ist zwar nicht sonderlich gesund, aber hey - es rettet mich bei all dem Prüfungsstress.
Als ich mich im Haus umsehe, erkenne ich schnell das mein Dad bereits gegangen ist.
Vermutlich arbeitet er bis zum Abendgrauen, also müsste ich mir keine Sorgen machen über eine weitere Auseinandersetzung mit ihm.

Als mein Handy zum wiederholten Male vibriert, ziehe ich es aus meiner Hosentasche und scrolle genervt durch Gruppennachrichten.

Garstige Ratten

Seufzend speichere ich die neuen Kontakte ein, ignoriere die Frage von Annabeth geschickt.
Die erste Nummer speichere ich mit Jasons Lover ein und die zweite mit einem Solace 🙄.

Mit genervten Ausdruck mustere ich den Chat und schlürfe an meinen nun fertigen Cappuccino.
Es ist seltsam so früh mit den anderen zu chatten, besonders weil ich niemand bin, der sich oft meldet. Zumindest versuche ich, einmal in der Woche ein Wort von mir zu geben. Aber meistens halte ich mich nicht an dieses Versprechen.
Wenige Sekunden später treffen jedoch schon die Antworten auf Annabeths Frage ein.

Augenverdrehend lege ich mein Handy zurück an den Platz und ignoriere, dass ich mich nicht zur Frage geäußert habe.

Schließlich entscheide ich mich dazu, nicht aufzukreuzen.
Das würde mich nur unnötig stressen und ich habe momentan eh wenig Lust auf Gesellschaft.
Dazu kommt, dass ich eigentlich noch meine Therapie nachholen muss und ich keinerlei Ahnung habe, wann das stattfinden soll.

Die Nummer von Wills Mutter hatte ich nicht, also müsste ich wohl oder übel William antexten.
Aber das kann ich auf abends vertagen, denn wenn ich ehrlich bin, will ich auch nur den geringsten Kontakt mit dem Blondschopf vermeiden. Dazu habe ich auch mehrere Gründe.

Erstens: Er weiß, dass seine Mutter mich therapiert. Das ist schon ziemlich seltsam.
Zweitens: Wir haben uns fast geküsst.
Dabei ist es wichtig das fast zu betonen, denn wäre es geschehen hätte ich nun zwangsläufig ziemliche Probleme mit meiner festen Freundin Annabeth.
Aber ich würde ihr nichts davon erzählen, denn rein theoretisch ist es ja gar nicht passiert.
Man könnte also auch behaupten, wir wären uns einfach nur etwas näher gekommen, als wir ursprünglich wollten. Richtig?

Da fällt mir wieder ein, dass sie eigentlich noch ein Wörtchen mit mir zu wechseln hatte. Annabeth hat nie gewusst, dass ich zur Therapie gehe. Erst Recht nicht jede Woche. Sie weiß vermutlich nicht einmal, weshalb ich es müsste. Fuck. Das wird scheiße. Dieses Thema ist nicht wirklich für Menschen, wie mich, geschaffen. Ich hasse es. Über Gefühle zu reden, Dinge die andere Leute ins Mitleid ziehen.
Ich fürchte es. Es ist erbärmlich, aber ich tue es. Ich fürchte das Mitleid, dass Fremde mir schenken, wenn sie von meiner Geschichte hören.

William hat das nicht getan.
Er hat mir kein Mitleid geschenkt.
Er hat mir zugehört.
Kommentarlos.
Er hat mich...verstanden.
Vielleicht war das gar nicht seine Absicht, aber er hat mich so fühlen lassen. So einfach, so locker.

Als wäre das Gewicht auf meinen Schultern eigentlich gar nicht vorhanden. Es ist nur meine eigene Erwartung, die mich zu Boden drückt. Und für diese kurze Zeit, als wir eine Kissenschlacht hatten und befreit gelacht haben - da hatte ich keine Erwartungen mehr an mich.

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Hey!
Ich bin's Mal wieder.

Zu diesem Kapitel möchte ich kurz sagen, dass sie Chat-Ausschnitte selbstverständlich fake sind. Das ganze hat mich viel Mühe und Zeit gekostet, also würde ich mich freuen, wenn ihr Feedback diesbezüglich gibt.

Möchtet ihr lieber so ein Format?
Oder so wie es hier bereits war?

Ich mag das neue Format ja sehr. :)