26. Kapitel

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POV Will

Es ist Freitag und womöglich die nervigste Woche meines Lebens vergeht.
Nicolas und ich haben immer noch nicht drüber geredet, was der Kuss auf der Party bedeutet. Ehrlich gesagt weiß ich was er bedeutet, aber ich habe ein mulmiges Gefühl wenn ich an Annabeth denke. Besonders wenn ich ihr gegenüberstehe. Denn ich war alles, aber kein Betrüger. Ich will gar nicht wissen, was geschieht, wenn es rauskommt.

"Und? Schon aufgeregt? Morgen ist das Konzert.", wirft Leo ins Gespräch ein.
Unsere ganze Truppe steht auf dem Schulhof und wartet verzweifelt darauf, dass die Glocke endlich klingelt und unsere letzten zwei Stunden zum Nachmittagsunterricht beginnen.
"Erinner mich erst gar nicht dran.", murrt Nico zurück und sieht genervt weg. Annabeth scheint seine Frustration zu bemerken, denn sie greift vorsichtig nach seiner Hand. Kurzzeitig verkrampfe ich mich, aber erinnere mich dann daran, dass Nico immer noch mit ihr zusammen war und eben nicht mit mir.

"Wann spielt ihr eigentlich?", fragt Drew dann. Ich blicke kurz zu ihr herüber, bevor meine Augen sich wieder auf Nico heften.
"Recht früh, wir sollen um fünfzehn Uhr anfangen." Drew nickt zustimmend, auch wenn sie etwas nachdenklich zu Leo aufsieht.
"Sonst spielt ihr doch immer später?", frage ich interessiert. Als Annabeth mich genervt anblinzelt, wünschte ich sofort, ich hätte nichts gesagt und wäre einfach still geblieben. Aber was soll ich tun? Ich kann nichts daran ändern, dass sie mich nicht leiden kann. Bis jetzt bin ich eigentlich nur froh, dass sie wegen dem Brief noch keinen Rachezug gemacht hat.

"Ja, eigentlich schon.", erwidert Nico nun. Annabeth zieht ihn dann am Handgelenk zur Seite und flüstert irgendetwas in sein Ohr.
Nico sieht kurz zu mir herüber und will gerade etwas sagen, als Annabeth beiläufig meinen Namen erwähnt. Das ist das einzige was ich höre und beinahe augenblicklich verdunkelt sich Nicos Ausdruck. Sein ganzer Körper scheint wie unter Strom zu stehen und seine Hände ballen sich zu Fäusten.

Ich will nachfragen, aber so richtig trauen tue ich mich nicht.
Im selben Augenblick klingelt die Schulklingel und die anderen lösen sich auf, um ins Klassenzimmer zu kommen.
Ich will ihnen gerade folgen, als ich am Handgelenk gepackt werde und zurückbleibe.
Als ich nach hinten sehe, erkenne ich einen mehr oder weniger angepissten Nico.
"Willst du mich verarschen? Du hast einen Brief in ihren Spind reingeworfen?" Seine Augen funkeln vor Zorn und ehe ich realisiere, was ich sage, öffnet sich auch schon mein Mund:
"Piper war es. Ich hatte damit nichts zu tun."

Nicos Iren füllen sich dennoch mit Enttäuschung. "Du hättest sie trotzdem aufhalten können. Wenn ihr uns beide gegenseitig ausspielen wollt, dann sagt das direkt." Obwohl ich es nicht will, staut sich Wut in mir an.
"Ausspielen? Verdammt, warum würde ich das wollen? Ist ja nicht so, als würdest du mich hinter dem Rücken von Annabeth küssen und dann auf heinscheilig tun."

Nico lässt sofort mein Handgelenk los und sieht sich um. Aber niemand ist in unserer Nähe, alle haben bereits den Schulhof verlassen.
"Lass uns aus dem Spiel. Das hat nichts mit dir und mir, weder noch mit Annabeth zu tun.", sagt er dann.
Ich hingegen bin da ganz anderer Meinung und starre ihn bloß an.
"Weißt du was?", frage ich provokant.
"Es würde mich nicht großartig wundern, wenn Annabeth das gleiche mit Perseus abzieht."

Nico verkrampft sich sofort, seine Gesichtszüge nehmen einen härteren Ton an und ich erkenne, wie Wut in ihm aufkocht.
"Was meinst du?"
Ich schlucke schwer.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich muss Nicolas davon erzählen, aber es wird nicht gerade gut aussehen.

"Wie kann dir das nie aufgefallen sein? Annabeth hat mehrmals, und das schon seid Wochen, mit Percy rumgeflirtet. Sie scheuen nichtmals davor, es vor uns zu machen. Sie wissen wir halten den Rand und solange wir das tun, ist es ihnen scheiß egal."
Nico fährt sich aufgebracht durchs Haar, versucht meine Worte irgendwie zu entkräften. Als würden sie keine Rolle mehr spielen, wenn er ihnen nicht glaubt.
"Das...das stimmt nicht. Du könntest mir auch einfach irgendwelche scheiße erzählen, weil du eifersüchtig bist.", bringt er mir entgegen.

Sofort kontere ich: "Eifersüchtig? Wozu hätte ich dazu einen Grund? Du küsst mich wahrscheinlich öfter als Annabeth."
Er schließt die Augen, atmet tief aus.
"Was hast du gerade gesagt?"
Ich verschränke meine Arme vor der Brust und wiederhole meine Worte genauso kühne, wie zuvor.

"Du. Küsst. Mich. Wahrscheinlich. Öfter. Als. Annabeth."

Jedes dieser Wörter betone ich.
Und als Nico seine Augen öffnet, erkenne ich die Schwere in ihnen.
Vielleicht habe ich ihm wehgetan. Ich hätte es ihm nicht sagen sollen, oder?

"Seit wann weißt du es schon?", fragt er urplötzlich.
Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus, als er mich mit einem verschleierten Ausdruck ansieht.
"Was?", verdutzt mustere ich ihn.
"Seid wann weißt du es?", fragt er. Dieses Mal genervter und etwas scharfer, als zuvor.
"Seid ein paar Wochen.", gebe ich klein laut von mir. Nico nickt und ich spüre, wie mein Herz immer langsamer schlägt.
Was geht bloß in seinem Kopf vor?

"Und du kamst nie darauf, es mir vorher zu erzählen?", fragt er.
Ich hebe meinen Kopf, aber ich bleibe stumm.
Selbst wenn ich antworten würde, er weiß meine Antwort bereits. Mir ist klar, dass er es weiß.
Und keine Antwort ist manchmal auch die beste Antwort.

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Tja, kurzfristig musste ich es dann nochmals etwas dramatischer machen. 😂

Diese Woche hatte ich etwas Stress und vermutlich werde ich in der nächsten Woche genau gleich aktiv sein, also alle vier Tage Updates. Tut mir leid. ♡

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. :)
Adios. <3

Solangelo - Die SonnenfinsternisWhere stories live. Discover now