8. Kapitel | Mose 1:12 (Matteo)

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Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art.
Und Gott sah, daß es gut war.

Überrascht hebe ich die Augenbrauen und reiche ihm die Hand, während ich nach oben in sein Gesicht schaue.

»Ich grüße dich erst einmal ... Archie.«

Irgendwie fühlt es sich merkwürdig an, ihn mit diesem offensichtlichen Spitznamen anzusprechen, aber ich kenne seinen vollständigen Namen nicht, also bleibt mir nichts anderes übrig.

Irritiert runzelt er die Stirn und nimmt meine Hand. Seine Haut fühlt sich rau an meiner eigenen an, dabei ist sein Händedruck überraschend sanft. »Ja ... äh ... hi. Pfarrer?«

Ich lächle und schüttle den Kopf. »Ich bin Vikar, aber du kannst mich gern Matteo nennen.«

»Krass!«

Fragend lehne ich den Kopf zur Seite. »Was genau meinst du?«

Ein Grinsen huscht über sein sonst wahrscheinlich eher grimmig wirkendes Gesicht. »Ich hab noch nie jemanden getroffen, der über sich selbst sagt, dass er ein Wichser ist.«

Der folgende Moment brennt sich unweigerlich in meine Erinnerung ein: Als die schwierigste Erfahrung, ein neutrales Gesicht zu bewahren. Wenn ich das schaffe, kann ich einfach alles schaffen.

Ich schüttle mild lächelnd den Kopf und ziehe meine Hand aus seinem Griff. »Nein, Vikar; nicht Wichser. Ich bin in der Ausbildung zum Pastor, das nennt man Vikariat.«

Entsetzt reißt er die Augen auf und lacht unbeholfen. »Oh! Sorry.«

»Kein Problem.« Ich betrachte ihn erwartungsvoll. Es ist etwas ungewohnt, den Kopf so weit in den Nacken legen zu müssen, weil er sehr viel größer ist als ich selbst. »Was führt dich hierher?«

Er tritt von einem Fuß auf den anderen. »Hm ... also ... Hugo war ein Arschloch und ... hm.«

Ihm scheinen die richtigen Worte zu fehlen, doch ich ahne den Grund seines Besuchs.

Erschrocken schnappt er nach Luft. »Darf man hier Arschloch sagen?«, flüstert er.

Grinsend winke ich ab. »Es ist nicht unbedingt nett, so über jemanden zu sprechen, egal ob in oder außerhalb der Kirche, aber ich verrate dich nicht.« Ich deute zur Tür hinter der letzten Kirchenbank, hinter der sich ein kleiner Raum befindet.

Neben den Tasten für die Glocken, findet man dort auch allerlei Werkzeug und nützliche Dinge, die der Küster dort verwahrt. »Stört es dich, wenn ich nebenbei noch ein paar Dinge erledige, während wir uns unterhalten?«

Er folgt mir mit langsamen Schritten. »Unterhalten?«

»Dies ist eine protestantische Kirche, es gibt also keine Beichte oder Ähnliches«, erkläre ich, während ich die Tür des kleinen Raums öffne und ein Regal an der hinteren Wand nach etwas Schmieröl absuche. »Aber als Pastor ... oder Vikar ... sind wir trotzdem gute Zuhörer.«

Archie zieht interessiert die Augenbrauen zusammen. »Was suchst du denn?«

Ich schiebe allerlei Werkzeug und alte Gesangbücher auf dem Regal herum und seufze. »Eigentlich irgendein Schmiermittel für die Tür.«

Hier sollte bei Gelegenheit mal wieder aufgeräumt werden. Ich setze das auf meine mentale To-Do-Liste für die kommende Woche.

Beherzt tritt Archie herein, streckt seinen massiven, tätowierten Arm über meinen Kopf und holt eine Dose Kontaktspray vom obersten Regalfach. »Sowas hier?«

Holy Shit | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt