2. Nehemia

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Am nächsten Tag lief ich in meinen ersten Kurs, Chemie.

Dort setzte ich mich etwas weiter vorne hin, weil ich so besser aufpassen konnte. Kurz bevor der Lehrer anfing zu sprechen, platzte ein Mädchen durch die Tür. Ihre schwarzen Haare hingen ihr ins Gesicht, sie sah irgendwie panisch aus.

Der Professor räusperte sich ,, Am ersten Tag zu spät, hm?"

Sie sah zu ihm und entschuldigte sich bei ihm, doch er winkte sie ohne weiteres ab und bedeutete ihr sich hin zu setzen.

Ich weiss nicht, aber sie kam mir irgendwie bekannt vor.

Als sie gerade die Treppe hoch gehen wollte, um sich weiter hin zu setzen, fiel ihr ihre Tasche von der Schulter und der gesamte Inhalt breitete sich neben mir aus.

Ja ich saß an der Treppe, besser schnell aus dem Raum fliehen zu können, als zu warten bis alle verschwunden sind.

Ich half ihr beim aufsammeln. Als ich ihr ihre Stifte rüber reichte, sahen wir uns kurz in die Augen und sofort musste ich grinsen.

,,Nein" flüsterte ich aufgeregt

Ich sah ihren verwirrten Blick doch bald veränderte sich dieser Blick in Freude, genau so wie meiner.

,,Rose?" Quiekte sie. Die anderen Studenten um uns herum drehten sich zu uns.

,,Wie lange braucht man den bitte um ein paar Sachen auf zu heben?" Fragte der Professor, der sich als Mr. Brown erwies, wütend.

Wir standen gleichzeitig auf, wobei ich mir den Kopf an meinem Tisch anstoß.
Mit einem schmerzverzogenem Gesicht, fasste ich mir an den Kopf und setzte mich peinlich berührt einen Platz weiter hin, um Nehemia, meiner alten Grundschul- Freundin, Platz zu machen.

Sie setzte sich dankbar neben mich und schenkte mir ein strahlend weißes Lächeln.

Sie hat sich nicht viel verändert, sie ist noch immer verpeilt und hat ständig dieses Lächeln auf den Lippen. Ich meine klar, ist sie gewachsen und alles. Ehrlich gesagt ist sie eine wahre Schönheit geworden.

Wir trauten uns nicht wirklich, während des Vortrags von Mr. Brown zu reden, deswegen freute ich mich umso mehr als wir endlich entlassen wurden.

Als wir aus dem Raum waren, umarmten wir uns aufgeregt. ,,Ich kann's noch immer nicht glauben, dass du hier bist! Oh mein Gott!" Sagte ich lächelnd

Sie lachte ,, Ich hatte keine Ahnung, dass du hier her gehst. Ich dachte du willst in deiner Heimatstadt bleiben?"

,,Das war mal" gab ich zu. ,,Was hast du als nächstes?" Fragte ich und hoffte insgeheim dass sie mit mir Biologie hatte

,,Ich hab jetzt eine Freistunde, und danach eine Lesung bei einer der schlimmsten Professorinnen dieser Uni, habe ich jedenfalls gehört." Meinte sie seufzend

Mist

,,Na gut wir sehen uns später in der Mensa!" Ich lief davon, weil ich schon zu spät war. Jedoch als ich um die nächste Ecke bog und  den Raum mit der Zahl 114 suchte, lief ich gegen jemanden und schleuderte die Person und mich auf den Boden.

Ich wurde von der Person runtergeschubst und fiel hart auf den Boden. Autsch.

Ich rieb mir zum zweiten Mal den Kopf und sah niemand anderen, als meinen Mitbewohner. ,,Du brauchst mich nicht gleich zu schubsen!" Gab ich genervt von mir und lief einfach weiter.
Vor mir war Raum 110.
Verdammt.

Ich lief weiter und wollte gerade die Tür zu Raum 114 öffnen, eine Entschuldigung für's zu spät kommen schon im Kopf parat, doch ich wurde von Jace, der neben mir aufgetaucht war, zur Seite geschubst. Ich stolperte doch konnte mich auf den Beinen halten. Ich warf ihm einen bösen Blick zu , den er aber ignorierte, und folgte ihm in den Raum.

Der Professor selber war noch nicht da, also setzte ich mich einfach auf einen freien Platz in die zweite Reihe. Aber nicht ohne an Jace vorbei zu joggen und ihn aus versehen mit meiner Tasche so hart ich konnte gegen sein Schienbein zu schlagen, sodass er nun stolperte und umfiel.

Die Studenten platzten in lautes Gelächter aus. Auch ich lachte mit.

Jace sah aber garnicht so aus, als würde er das witzig finden. Er stand schnell auf und lief auf mich zu, die Augen fest auf mich gerichtet, die Hände zusammengeballt.

Okay das war's dann wohl.
Meine Zeit auf der Erde ist vorbei.

Doch als wir eine Tasche hörten, die krachend auf den Pult fiel, wurden alle still. Jace drehte sich kurz zu mir und gab mir zu verstehen, dass ich Glück gehabt hatte.

Ich atmete erleichtert aus und dankte dem Professor.

Der Professor sah sich mit verschränkten Armen um, seine Brille hatte er schief auf, seine Haare sahen fettig aus. Als er durch die Reihen ging verbreitete er einen unangenehmen Geruch.

Gott, ich hätte mich lieber in die letzte Reihe setzen sollen...

*****

Nachdem auch das vorbei war, eilte ich aus dem Raum und in die Mensa, wo Nehemia schon auf mich wartete.

Ich erzählte ihr, was passiert war. Auch sie brach in Gelächter aus und zog somit ein paar komische Blicke auf sich.

,,Was ist so witzig?" Fragte eine dunkle Stimme hinter mir.

Mein Grinsen verschwand, als ich die Stimme erkannte. Ich drehte mich um und stand einem Jace gegenüber, der bereit war in die Wand neben mir oder gleich auf mich ein zu schlagen.

Oh Gott was habe ich gemacht.

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Danke für's Lesen!

-A

ROOMMATES   Where stories live. Discover now