Kapitel 3 - Broken heart

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„Das war jetzt das dritte Mal, dass er dich abgeladen hat!", John, Cat's Reitlehrer, stand in der Mitte des Reitplatzes und hatte sein Gesicht in den Händen vergraben. Cat saß wenige Meter von ihm entfernt auf dem Boden und schlug mit ihren Fäusten auf den Sand ein. Ihr Gesicht war wutverzerrt und knallrot.

„Ich hasse dieses Pferd!", schrie sie immer wieder. Sir, der sich überhaupt nicht angesprochen fühlte, trabte schwungvoll ohne Reiterin die Bahn entlang. Ich stand an der Absperrung und versuchte mein Grinsen zu verstecken.

„Ich verkaufe dieses Pferd! Wenn ihn keiner will lass ich ihn einfach frei! Oder ich setze ihn an der Autobahn aus!", Cat steigerte sich immer mehr in ihre Wut hinein. Ich duckte mich und schlüpfte unter der Abschrankung hindurch in den Platz. Als ich auf den großen Braunen zuging stoppte dieser und wartete bis ich nach seinen Zügeln gegriffen hatte.

„Ich weiß einfach nicht, was ich noch mit dir machen soll!", John war die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Ich verstand ihn sehr gut. Ich hatte auch schon versucht, Cat Reitunterricht zu geben. Doch Cat war der Meinung sie wusste alles besser und so setzte sie keine Anweisung durch, die man als Lehrer von ihr verlangte.

„Cat!", ich rief sie.

„Was ist?", fragte sie pampig und stand auf.

„Raus hier!", forderte ich streng. Dass sie einen Wutanfall hatte, weil sie herunter gefallen war, war eine Sache, jeder Reiter lag mal im Dreck, aber die Tatsache, dass sie dem Pferd die Schuld dafür gab, machte mich rasend vor Wut.

„Gib mir mein Pferd!", forderte sie und ging schnell auf mich zu.

„Vergiss es! Werd erwachsen, dann kannst du wieder reiten!"

„Du bist nicht meine Mutter Roxy!", keifte sie, blieb aber stehen.

„Sir kann nichts dafür! Lass dir endlich was sagen, sonst kannst du dir gleich ein anderes Hobby suchen! Mit dieser Einstellung hast du in diesem Sport nichts verloren!"

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass John dankbar nickte.

„Und merk dir eins, Cat, das Problem sitzt immer drauf!"

Cat schnaubte wütend und ging einfach vom Platz.

„So, dann wollen wir doch mal sehen, wo das Problem liegt!", sagte ich zu Sir und verstellte die Bügel.

„Komm, ich helf dir!", John, der wohl dankbar war, dass ich Cat vom Platz verwiesen hatte, half mir beim Aufsteigen. Sir war wirklich ein Koloss. Ich war die zarte Embassy und die noch zartere Little Lady gewöhnt, die breiten Schultern und der breite Hals vor mir waren mehr als ungewohnt. Ich verlagerte mein Gewicht und gab dem Wallach mit den Waden das Zeichen, dass er losgehen sollte und siehe da, Sir schritt willig vorwärts. Als ich die Zügel aufnahm merkte ich, dass er etwas maulig war. Mit meinem Bein glich ich die Paraden aus, die ich vorne gab. Nach drei Runden Schritt ließ ich ihn antraben. Sir ging schwungvoll, man merkte ganz deutlich, dass er aus einer reinen Dressurzucht stammte. John begann mir Anweisungen zu geben die ich sofort umsetzte. Bereits nach wenigen Runden stand der Wallach korrekt an den Hilfen. Er zog sich unter mir zusammen und trat fleißig mit der Hinterhand unter. Als Galopphilfe reichte das Vorschieben meiner inneren Hüfte. Auch im Galopp ließ der Braune sich vorschicken und zurückholen. Er hatte eine klasse Grundausbildung erhalten, man musste ihm nur klare Ansagen machen. Allein am Unterricht, den John mir gab, merkte ich, dass der Reitlehrer den Wallach durchschaut hatte. Nur war es schwierig einer sturen Schülerin etwas beizubringen.

„Lass die Zügel lang, das reicht ihm für heute!", ordnete John an und ich ließ die Zügel heraus kauen. Der Wallach senkte seinen Hals und streckte sich, der Rücken wölbte sich unter mir noch mehr nach oben und seine Bewegungen wurden noch etwas raumgreifender.

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