Parcours des Lebens

Kapitel 8 - Shit, Leo!

„Die Lichter kommen da hinten hin, an die Bäume!", kommandierte Danielle. Es war Samstagabend und Danielles Feier würde in weniger als zwei Stunden beginnen. Sie hatte mich in ein blaues Kleid gesteckt und mich gezwungen, meine Haare auf Lockenwickler zu drehen! War das zu fassen? Lockenwickler! Ich sah aus wie Grandma Lou! Jetzt war ich gezwungen mit diesen Dingern in den Haaren in Danielles Garten herum zu laufen und Lichter, Girlanden und dämliche pinke Luftballons aufzuhängen. Josh und Luke, die sich freiwillig angeboten hatten zu helfen, lachten mich jedes Mal aus, wenn sie mich ansahen. Ich hatte keine Ahnung, wie oft ich ihnen heute schon meinen Mittelfinger gezeigt hatte.

„Ja, ich denke, das kann man so lassen!", sagte Danielle als sie den Garten betrachtete. Ich stand zwischen Josh und Luke und atmete erleichtert aus. Die Gastgeberin war zufrieden.

„Finger weg!", zischte ich als Josh erneute seinen Finger hob und einen der scheußlich Lockenwickler begrapschte. Er kicherte und auch Luke betrachtete das Kunstwerk auf meinen Kopf wieder amüsiert.

„Ihr seid schreckliche Freunde, nur dass ihr das wisst!", fuhr ich sie leise an. „Ein wenig Mitgefühl wäre sehr nett!"

„Roxy komm jetzt endlich, wir müssen die Lockenwickler entfernen! Die Gäste kommen bald!", flötete Danielle, deren braune Haare zu einer eleganten Hochsteckfrisur gesteckt waren. Ich stöhnte genervt auf und folgte der Freundin ins Haus.

Letztendlich hatte sich der Spott wegen der Lockenwickler gelohnt. Meine Haare fielen in großen Wellen meinen Rücken hinab. Mit dem Makeup hatte Danielle sich zu meiner Erleichterung dezent gehalten. Ich sah wirklich hübsch aus.

„Okay, es kann also los gehen!", sagte Danielle, wirkte gleichzeitig jedoch etwas geknickt.

„Tut mir leid, dass er nicht kommt!", raunte ich ihr leise zu.

„Das ist mir egal!", ich wusste, dass sie log, sagte jedoch nichts mehr dazu. Leo hatte abgesagt. Er wollte nicht beim Geburtstag seiner kleinen Schwester dabei sein und das nur, weil ich anwesend war! War das zu fassen? Was für ein Idiot!

„Wo zum Teufel ist meine Halskette! Du weißt schon, die mit dem silbernen Anhänger!", Danielle wühlte hektisch auf ihrem bestens ausgestatten Schminktisch herum. „Ich kann sie nicht finden, ich brauche sie unbedingt!"

„Sie ist im Bad.", antwortete ich ihr, ich hatte die Kette da vor ein paar Minuten liegen sehen.

„Was macht sie denn im Bad?"

Ich hätte ihr sagen können, dass sie sie dort wahrscheinlich abgelegt hatte, doch blöde Fragen erforderten blöde Antworten.

„Sie trifft sich mit der Zahnbürste unter dem Waschbecken. Tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest!", sagte ich gespielt mitleidig. Danielle streckte mir ihre Zunge heraus und holte ihre Kette aus dem Badezimmer.

„Nicht lustig, Roxy!", sagte sie, grinste dabei aber so breit, dass ich wusste, dass ich sie von ihrem Bruder abgelenkt hatte. Und wer tat genau dasselbe jetzt auch für mich?

***

Das große Haus und der Garten waren innerhalb weniger Minuten mit Gästen gefüllt. Sie alle übergaben Danielle große Geschenke, die auf einer Tafel im Esszimmer gestapelt wurden. Schlipstragende Kellner, die Danielle nur für ihren Geburtstag angeheuert hatte, gingen mit Tabletts voller Naschereien und Champagnerflöten umher. Obwohl ich es eigentlich schon gewöhnt sein sollte, war ich wieder überrascht, wie die Hollingworths ihre Geburtstage feierten. Ich war inzwischen froh, dass Danielle mich in dieses Kleid gezwängt hatte, alle weiblichen Gäste trugen Kleider. Teilweise bodenlang und so edel, dass ich sie nicht einmal auf eine Abschlussfeier oder Hochzeit angezogen hätte. Obwohl Luke und Josh in ihren Jeans völlig aus dem Muster fielen, fühlten sie sich hier wohl. Sie aßen und tranken und lachten über jeden noch so schlechten Witz, den sie sich gegenseitig erzählten. Danielle, die perfekte Gastgeberin die sie nun einmal war, begrüßte jeden Gast einzeln. Die moderne Musik, die im Hintergrund lief, passte überhaupt nicht zum Aussehen der pikfeinen Gäste und der Location.