Kapitel 30 - You have to go

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Wahrscheinlich war ich irgendwann gegen Morgen eingeschlafen. Als ich meine Augen öffnete blendete mich das grelle Licht der Deckenbeleuchtung. Es war beinahe Mittag. Danielle schlief an Joshs Schulter gelehnt. Er hatte einen Arm um sie gelegt und redete leise mit Luke, der neben ihm saß. Mein Dad war verschwunden. Ich sah mich müde um. Eine Frau, die mit dem Rücken zu uns stand und wild mit den Armen fuchtelnd vor einer Krankenschwester stand, die den Tränen nahe zu sein schien, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Als sie sich schließlich umdrehte und ihren verzweifelten Blick durch den Raum gleiten ließ war ich mir sicher. Das war Roxys Mum. Sie sah ihrer Tochter unglaublich ähnlich. Die blonden Haare trug sie zwar kurz und ihre Augen waren dunkler als die von Roxy, dennoch war ich mir sicher. Ich stand auf, schob meine Hände in die Taschen meiner Jeans und ging auf die Frau zu. Fragend sah sie mich an.

„Mrs. Fleming? Mein Name ist Leo Hollingworth.", ich erschrak selbst über meine Stimme. Ich hatte sie schon seit Stunden nicht mehr benutzt und sie klang noch rauer als sonst.

„Leo!", Mrs. Flemings Stimme war nur ein Hauchen. Inzwischen hatten wir auch die Aufmerksamkeit von Danielle, Josh und Luke. Es war mir unangenehm und ich hatte keine Ahnung wie ich auf die Tränen, die sich in den Augen von Roxys Mutter sammelten, reagieren sollte. Zu meiner Erleichterung tauchte Danielle sofort neben mir auf.

„Konnten Sie schon etwas herausfinden? Wie geht es Roxy?", Danielle bombardierte die Frau mit Fragen. Diese nickte schwach und ließ sich sanft von meiner Schwester auf einen der Plastikstühle setzen. Ich folgte den beiden, blieb aber stehen.

„Sie ist auf der Intensivstation. Die Ärzte sagen, dass die Operation am Bein gut verlaufen ist. Aber sie werden erst wissen, ob die Kopfverletzung bleibende Schäden hinterlässt, wenn sie aufwacht.", Roxys Mutter erinnerte mich so sehr an Roxy selbst. Ihr ging es hundeelend und wahrscheinlich würde sie am liebsten heulend zusammen brechen. Doch sie riss sich zusammen und versuchte stark zu sein. Roxy war genauso. Ich versuchte gerade doch das Gehörte zu verstehen als zwei Mädchen aufgeregt hinter Mrs. Fleming auftauchten. Die kleinere der beiden hatte hellblondes Haar. Sie sah noch verheulter aus als meine Schwester und klammerte sich an den Arm des anderen Mädchens. Diese musste ungefähr in Roxys Alter sein. Sie hatte rotes, lockiges Haar. Wenn sie nicht gerade so unglücklich aussah, wie in diesem Moment, sah sie wahrscheinlich durch ihre Sommersprossen und ihre grünen Augen immer glücklich und frech aus.

„Cat! Charly!", Danielle fiel den beiden gleichzeitig um den Hals und als die Kleinere der beiden laut aufheulte, hatte auch ich Mühe, meine Fassung zu bewahren.

„Das ist mein Bruder, Leo. Das sind Josh und Luke!", Danielle zeigte leise redend auf uns. Die Blicke der beiden fremden Mädchen wurden eiskalt, als sie mich sahen. Die Rothaarige hatte sich zuerst wieder im Griff.

„Schön euch kennen zu lernen, Josh und Luke. Auch wenn es leider in so einer Situation ist.", die Rothaarige wischte sich die Tränen aus den Augen. Mich ignorierten die beiden einfach. Wahrscheinlich hatte ich es auch nicht anders verdient.

„Können wir zu ihr gehen?", die Kleine sah Roxys Mum bittend an. Diese nickte schwach.

„Es tut mir leid, aber ihr könnt leider nicht mit zur ihr.", sie versuchte uns entschuldigend anzulächeln, was ihr aber nicht gelang. Ich sah ihnen nach während Danielle, Josh und Luke sich wieder setzten. Ich wurde erst aus meinen Gedanken gerissen als ich merkte, dass die Rothaarige mich von der Seite ansah. Ich erwiderte ihren Blick. Ihre Augen funkelten zornig und ich hatte so das Gefühl, dass sie mir am liebsten eine rein geschlagen hätte.

„Was willst du hier?", zischte sie schließlich. Völlig verwirrt sah ich sie an.

„Ich glaube nicht, dass es dich noch etwas angeht, was mit Roxy ist, oder?"

Parcours des LebensWhere stories live. Discover now