Geliebter Dämon

Prolog

Ein langer Schultag ging zu Ende. Shingo war müde und nach dem Sportunterricht ziemlich hungrig. Da seine Eltern viel und lange arbeiteten, musste er sich selbst ums Essen kümmern. Normalerweise achtete er auf seine Ernährung und kochte sich immer frische Sachen. Aber heute mussten die vegetarischen Instant Nudeln reichen. Zu mehr fehlte ihm die Lust. Nach dem er gegessen und aufgeräumt hatte, schlüpfte er unter die Dusche. Den Sportunterricht fand er ziemlich unnötig, meistens wurde Fußball oder Basketball gespielt, Spiele in denen Shingo nicht besonders gut war. Sport war allgemein ein Thema für das er sich nicht sonderlich interessierte. Man schwitzte nur, kam leicht aus der Puste und sah ungepflegt aus. Shingo war mehr der Theoretiker. Unter der Dusche freute er sich schon auf seinen Pyjama, sein Bett und sein neues Buch. Nur mit einem Handtuch bekleidet, kam er schließlich zurück in sein Zimmer. Und da sah er ihn, mitten auf seinem Bett saß ein Junge. Er sah ziemlich abenteuerlich aus. Knallrote Haare die ihm neckisch ins Gesicht fielen, ein vorwitziger Gesichtsausdruck, eine quietschgelbe Sonnenbrille, dazu eine graue Sweatjacke mit Nekoöhrchen, ein breites Nietenhalsband, ein Shirt unter der Jacke wo „Fuck you" drauf stand, eine zerrissene Jeanshose bis zum Knie und mit Nieten bespickt und dazu rote Turnschuhe.

„Hi!" rief er ihm grinsend zu.

Wie vom Schlag getroffen, blieb Shingo stehen und starrte ihn an.

„W... wer bist? Wie kommst du hier rein?", fragte er stotternd.

„Och, meinen richtigen Namen kannst du gar nicht aussprechen. Nenn mich einfach Griffin."

„O... kay Griffin."

Shingo wich bis ans Fenster zurück und betrachtete den Eindringling misstrauisch.

„Die Fenster und Türen waren alle geschlossen, also, wie kommst du hier rein?"

Griffin lachte.

„Geschlossene Türen und Fenster halten mich nicht davon, dort einzutreten wo ich es will. Aber ich will dir erklären wer ich bin. Ich bin ein Dämon, Stufe 0."

„Willst du mich auf den Arm nehmen? Dämonen gibt es nicht.", rief Shingo.

Griffin freute sich diebisch über Shingos verwirrten Gesichtsausdruck.

„Oh doch, uns gibt es. Wir sind überall, auf der ganzen Welt. Nur sind wir nicht so dumm, in unserer tatsächlichen Gestalt in Erscheinung zu treten. Was meinst du warum es so viel Tod, Not, Gewalt, Krieg, Naturkatastrophen und Hunger auf der Welt gibt? Das sind immer wir!"

„Wirklich?", fragte Shingo.

„Natürlich. Irgendwer muss doch für Unruhe auf der Erde sorgen. Je nach Stufe darf man verschieden schwere Verwüstungen anrichten. Ich bin noch relativ neu im Geschäft, daher Stufe 0. Ich muss mich erst an kleinen Dingen versuchen um größeren Schaden anzurichten. Es gibt fünf Stufen, wenn du es bis ganz nach oben geschafft hast, darfst du dich austoben wie du möchtest. Ist noch ein langer Weg für mich." seufzte er.

„Wie alt bist du denn?"

„Hier auf der Erde offiziell erst 15 Jahre alt, inoffiziell 950 Jahre. Du merkst, ich bin noch so was wie ein junger Frischling."

„Ja... klar... jung." murmelte Shingo.

Doch dann fiel ihm etwas ein.

„Und warum bist du ausgerechnet bei mir?"

„Ich musste mir einen unschuldigen, rechtschaffenen, etwas naiven, Teenager aussuchen bei dem ich leben kann. Und auf der Liste standest du ziemlich weit oben."