Kapitel 47

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Donnerstag - Zoey's Sicht

Ein wenig nervös zupfte ich an meinem Oberteil herum.

"Wann gehen wir nochmal?", fragte ich zum gefühlt hundertsten Mal.

"Zoey. Wir fahren kurz vor drei.", sagte mein Bruder schon leicht genervt. Verständlich.

"Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Aber du schaffst das.", beruhigte er mich.

"Daran Zweifel ich."

Schon den ganzen Tag über bekam ich immer wieder Angst und wurde nervöser. Okay, um kurz vor drei, bis dahin war es noch knapp eine Stunde. Okay, ganz ruhig. Ich ging noch einmal die Treppen hoch und legte mich auf das Bett. Meine Haare hat ich heute glatt offen, so wie eigentlich immer. Ich hatte eine einfache Jeans an und einen gemütlichen dicken Pullover.

"Hallo mein Engel. Wie fühlst du dich?"

"Gar nicht gut.", seufzte ich.

"Ach süße, es ist schwer, das weiß ich, aber nach einer Zeit kannst du damit besser umgehen, das kannst du mir glauben. Ich spreche aus Erfahrung."

"Danke.", sagte ich und umarmte sie.

"Na komm. Sehen wir mal nach, ob wir noch Kekse haben.", versuchte sie mich aufzumuntern und zog mich mit in die Küche.

***

Keine 100m mehr bis wir das Grab erreichen würden. Mein Herz klopfte rasend schnell und auf meiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Ich hatte meinen Arm im den meines Grandpas eingehakt und wir liefen zum Grab. Als ich es aus einer kurzen Entfernung erkennen konnte, stoppte ich ruckartig. Auch meine Familie blieb stehen.

"Vielleicht drehen wir dich lieber um. Ich habe Hunger.", sagte ich panisch.

Ich entriss mich dem Arm meines Großvaters und war dabei umzudrehen.

"Zoey. Warte. Wir sind alle da. Du musst das irgendwann machen. Ich würde sagen jetzt oder nie."

"Nerv mich nicht, Logan.", machte ich ihn an, obwohl er es doch nur gut meinte.

"Zoey, ich weiß wie schwer das ist, aber du wirst dich danach besser fühlen."

"Besser?", fragte ich skeptisch.

Vielleicht mag es kindisch sein, was ich hier mache, aber es ist schwer für mich. Ich drehte mich zu meinem Bruder um.

"Logan ich kann das nicht. Ich... also... das ist meine Mutter die da liegt... ich kann mich doch danach nicht besser fühlen... ich will das nicht... ich..."

"Es wird besser. Glaub mir, Zwerg.", hörte ich plötzlich eine bekannte, schöne Stimme hinter mir.

Schnell drehte ich mich um und sah in Aiden's Gesicht. Es bildeten sich Tränen in meinen Augen.

"Was machst du denn hier?"

"Unwichtig. Hör auf deinen Bruder."

"Aiden..."

"Zoey... vertrau mir. "

Kurz überlegte ich.

"Ich möchte alleine gehen.", entschloss ich mich und sah noch einmal die ganzen Gesichter in der Runde an.

"Ok. Aber wir sind da, wenn du uns brauchst.", sagte Aiden liebevoll. "Und ich werde da sein.", flüsterte er mir zu und jetzt gingen alle ein Stück den Weg zurück von dem wir gekommen waren.

Okay. Jetzt oder nie. Ich atmete einmal tief durch und lief in langsamen Schritten auf das Grab zu.

Ehefrau und Mutter

Perfect IdiotWhere stories live. Discover now