Carlos Geburtstag

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15.Kapitel
Verunsichert sah ich zu Johannes, der mich eben so unsicher ansah. Wir hatten seit unserer Wohltätigen Tat nicht mehr miteinander gesprochen und nun spielten wir auf Carlos Geburtstagparty Flaschendrehen.
Ein unglücklicher Zustand, da wir nicht einmal einer unserer Freunde aufgeklärt hatten, dass wir doch nur Freunde waren. Obwohl Freunde ein eher seltsames Wort für unsere Beziehung war. Wir sprachen nicht mehr miteinander, arbeiteten nicht mehr zusammen und gingen uns generell aus dem Weg. Freunde war für diesen Zustand, die Falsche Bezeichnung.
"Wir sind keine Freunde, wir sind keine Feinde. Wir sind zwei Fremde mit vielen Erinnerungen" , hallten wir Maxis Worte nach.
Kurz nachdem ich mich nämlich für Carlo endschieden hatte, sagte sie mir diese Worte. Sie war so verletzt und ich konnte nicht verstehen was sie meinte. Aber nun war mir so vieles Klar. Ich hatte sie eine Zeit lang ignoriert ohne Grund, ich hatte unsere Freundschaft zerstört.

"Der nächste muss Carlo eine Minute lang Küssen", rief Tim in die Runde und drehte die Flasche. Alle hatten sie schon etwas getrunken. Was bei so einer Party nicht ungewöhnlich war.
Die Flasche drehte und drehte sich. Mit der Zeit wurde sie langsamer und irgendwann blieb sie bei mir stehen.
Mein Herz fing an zu rasen ohne Grund. Im Hintergrund hörte ich ein leises "Uhh..."
Carlo und ich kamen uns näher. Tim schrie "Los" und unsere Lippen berührten sich. Die Sekunden kamen mir so unendlich lang vor und ein paarmal wollte ich mich lösen. Mein Bauch tat weh und ich hatte dieses nervige kribbeln in meinen Fingern. Ich wollte diese Gefühle nicht fühlen. Nicht bei Carlo. Am Schluss würde es gleich ausgehen wie bei Johannes.
"5, 4, 3, 2 , 1", schrie Tim und ruckartig lösten wir uns von einander. Trotzdem verfing ich mich in seinen Augen.
Sie waren so schön.

Mit einem Kopfschütteln wendete ich meinen Blick ab und setzte mich wieder auf meinen Platz.
Ich war dran.
"Der nächste muss 5Shots trinken", lallte ich vor mich hin und drehte wieder die Flasche.
Aber sobald sie rotierte, sah ich zu Johannes hin. Er sah mich traurig mit diesem -Ich glaube es funktioniert nicht- Blick an. Ich weiß nicht wieso, aber ich nickte ihm gleichmäßig zu.
Es hatte einfach keinen Sinn mehr.
Wir waren keine Freunde mehr.
Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus und ich konnte einfach nicht mehr im selben Raum wie Jojo oder Carlo sein. In mir tobte schon wieder dieser Sturm.

"Ich geh kurz raus", sagte ich deshalb und stand vom Boden auf, um auf unseren Balkon zu gelangen. Niemand sah mir nach, niemand folgte mir, niemand hatte kapiert was mit mir los war. Wie sollten sie auch?
Sie kannten nicht nicht. Es waren schließlich auch Carlos Freunde.
Das einzige was ich jetzt unbedingt benötigte war eine Zigarette. Diese ich aus meiner Jackentasche holte und anzündete.
Einatmen. Ausatmen. Einfach Vergessen.
In solchen Momenten wünschte ich mir eine beste Freundin mit der ich über Jungs reden konnte. Aber diese eine Vertrauensperson fehlte mir. Ich hatte nur Carlo und wie sollte ich mit Carlo über Carlo reden?
Nach kurzen überlegens nahm ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte da diese Nummer. Es tütete bis eine heisere Stimme abnahm. "Maxi?", flüsterte ich leise und nahm noch einmal einen zug von meiner Zigarette.

Ab Jetzt [Cro Ff].Where stories live. Discover now