Kapitel 6 ✔

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Die Türe ist zu. Gut. Also los.
Ich zog mir den Stoff über. Es fühlte sich kalt an auf meiner Haut. Zum Glück hatte das schwarze Spitzenkleid lange Ärmel. So zeigte es nicht meine Narben auf meinen Armen.
Langsam stellte ich mich vor den Bad Spiegel und sah mich an.

"Wow." Flüsterte ich.
Langsam drehte ich mich im Spiegel, sodass ich mich ganz betrachten konnte.
"Mh.. Nein meine Haare..." Sie sahen verwuschelt aus.
Ich kämmte sie richtig hin, sodass ich zufrieden lächelte.
Es klopfte an der Tür.
"Lea? Wir warten."
Ich wollte die Türe öffnen, doch ich traute mich nicht.
Ich stand vor der Tür, die Hand ausgestreckt, bereit die Tür auf zumachen.

Das letzte mal, als ich so hübsch war oder so etwas tolles anhatte, war an meinem dritten Geburtstag.
Mein Vater hatte an diesem Tag ein Foto von mir und Mom gemacht.
Wir waren im Garten. Die Rosen waren gerade frisch erblüht. Vögel zwitscherten. Sie saß mit mir im Gras und lachte.
Ich setzte mich auf den Boden und lehnte meinen Kopf an die Harte Wand. Ich spürte, wie Tränen an meinen Wangen herunterliefen.
Sie hatte ein langes schwarzes Kleid an- und ich ein pinkes Kleid mit Spitze.
Er hatte das Foto ausdrucken lassen und es dann ins Wohnzimmer gestellt- Kurz danach ist sie geflohen.
Sie ließ mich einfach alleine und ich fiel. Es war allein ihre Schuld.
Doch ich kann sie nicht hassen- sie ist meine Mutter. Egal. Ich liebe sie dennoch.

Durch das Hämmern an der Tür wurde ich zurück in die Realität gerissen.
".....Lea?! Ich kann die Tür auch aufschlagen. Was ist los? Mach sie doch auf. Lea?! Bitte mach auf..." Ju Hämmerte wie wild an der Tür. Auch Joon und Vinc sind anscheinend dazugekommen.
Alle drei klopften jetzt an der Tür.
Ich stand mit wackeligen Beinen auf und lief zur Tür.
Ich schloss sie mit zittrigen Händen auf und fiel gegen Julien.
Schluchzend umarmte ich ihn. Ich merkte, wie tausend Stromstöße durch meinen Körper zuckten. Es war ein gutes Gefühl.
Seine Arme legten sich um mich.
Beruhigend fuhr seine Hand auf meinem Rücken hoch und runter.

"Schhh.sch... Alles okay. Wir sind ja da." Ich merkte, wie sich Vinc und Joon distanzierten und uns alleine stehen lassen. Eine Tür öffnete sich und schloss sich auch wieder. Sie müssten in der Küche sein.
Meine Arme waren um seinen Hals geschlungen. Seine Arme um meine Taille.
"Was war?" Seine Stimme beruhigte mich und ich hörte auf zu zittern. Dennoch weinte ich und schüttelte leicht mit dem Kopf. "Okay. Nachher?" Leicht nickte ich mit dem Kopf.
"Du siehst übrigens echt schön aus in dem Kleid." Ich hatte zum Glück mein Kopf an seine Brust gedrückt, sodass er mein Gesicht nicht sah.
Ich lief rot an. So standen wir noch weiter im Flur. Umarmten uns.
Er hielt mich fest- mir kam es vor, als stünde die Zeit still.

Langsam beruhigte ich mich. Seine raue Stimme flüsterte mir immer und immer wieder ermutigende Dinge ins Ohr. "Tut mir so leid..." flüsternd drückte ich mein Gesicht noch weiter an seine Brust.
"Du brauchst dich nicht entschuldigen. Alles ist gut. Ich bin doch für dich da." Dankbar drückte ich ihn fester an mich. Nach mehreren Minuten löste ich mich langsam von ihm. Er ließ es zu und schaute mir fest in die Augen. "Alles wieder okay?" Ich nickte. "Gehen wir zu den anderen?" Meine Stimme war brüchig. Er nickte.
Als ich die Tür öffnete, saßen Joon und Vinc auf den Stühlen, die vor dem Esstisch standen. "Du siehst echt toll aus." Ermutigte mich Vinc.
Zaghaft lächelte ich.

Ju und ich setzten uns auf die übrigen zwei Stühle.
Ju nickte in Joon's Richtung. Daraufhin sprach Joon "Was war los Lea?" Mein Blick lag auf dem Esstisch. Ju legte seine Hand auf meine.
Diese Ströme werden mir bald zu viel...

Ich schaute kurz zu Ju rüber und begann "Als ich vor dem Spiegel stand... Da musste ich an Mom denken. Mein Vater hatte von uns zweien ein Bild gemacht. An diesem Tag war mein dritten Geburtstag. Das Foto steht heute noch im Wohnzimmer von meinem Vater. Sie hatte ein schwarzes, langes Kleid an und ich ein pinkes mit Spitze.
Ich musste daran denken, dass sie einpaar Tage nach diesem Tag geflohen ist, da mein Vater sie misshandelt hat... Sie ließ mich einfach zurück. Wisst ihr, ich kann sie nicht hassen, auch wenn sie mich im Stich gelassen hat. Sie ist meine Mom und ich werde sie immer lieben..."

Stille. Man hätte eine Nadel fallen hören können.
Im nächsten Moment kamen Joon und Vinc zu mir und umarmten mich.
Das waren meine wahren Freunde.

_In der Nacht_

Wir- die Jungs waren schon seit mehr als einer Stunde am Schlafen.
Ich konnte nicht. Es warf nur alte, finstere Gedanken auf. Ich konnte nicht schlafen.
Ich hatte zu viel Angst. Leise richtete ich mich auf. Die Decke schmiss ich auf das Sofa Ende. Ich brauchte sie nicht- mir war viel zu warm. Ich stand auf, ging ans Fenster und öffnete es. Kalte Nachtluft strömte hinein. Ich atmete die Luft ein und genoss es. Meine Lungen füllten sich mit klarer, frischer Nachtluft.

Es war kalt. Ich bekam Gänsehaut.
Was ist eigentlich mit meiner Mutter? Lebt sie noch? Ist sie obdachlos oder noch schlimmeres? Warum konnte Gott mir keine Antwort geben?...
Wenn mein Vater mich findet?
Er würde mich verschleppen und die ganze Geschichte wiederholen. Ich weiß es. Nur noch viel schlimmer. Er würde mich bestrafen, dafür das ich weggelaufen bin.
Vielleicht würde er mit den Schnitten höher gehen. An meinen Hals. An mein Gesicht.

Etwas bewegte sich neben mir. Blitzartig zuckte mein Kopf nach links. Doch dort war nichts. Ein Windhauch der meinen Namen flüsterte traf mich mitten im Gesicht. Mir jagte es ganze Schauer über den Rücken. Mein Kopf schnellte nach rechts. Doch dort war auch nichts.
Es war nur dunkel dort-bis auf einen kleinen Fleck der von Mond erhellt wurde.
Eine Nase zeichnete sich ab. Ein markantes Kinn. Dunkle Augen blitzten aus dem dunkel hervor.

Diese Person grinste krank.
Sie hob ihren Arm- sie hatte ein Messer in der Hand.
Es war definitiv ein Mann.
Er lachte verrückt.
Dann ließ es die Gestalt auf mich zuschnellen.

...

Loving can hurt sometimesWhere stories live. Discover now