Kapitel 20 ✔

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_Sonntag_Lea_

Ich hatte meine Mom wieder bei mir.
Meine Mom. Nach all den Jahren. Ich war so verdammt glücklich. "Mom...ich..." sie drückte mich noch näher zu sich hin und küsste meinen Scheitel. "Alles ist gut. Lea ich hab dich so vermisst... warum konnte ich denn nicht einfach mitnehmen? Weiß du, ich mache mir nach all dieser Zeit noch Vorwürfe... Das weißt du doch..." Ich wollte ihr ein Zeichen geben, dass sie verstand, das ich nicht mehr allzu sauer auf sie war.
Natürlich war ich enttäuscht... doch das konnte ich ihr nun auch nicht antun. Ich vergrub meinen Kopf noch tiefer an ihrer Halsbeuge.

"Kann ich dich mal alleine sprechen?" Ihre Stimme hatte keinen liebevollen Klang mehr. Sie klang ernst und kalt.
Ich nickte ganz langsam, ich wusste nicht einmal, ob sie mich bemerkte.
Aber ich denke, sie hat es gespürt.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Was wollte sie? Sie löste sich langsam von mir und ich seufzte leise. Langsam stand sie auf und streckte eine Hand nach mir aus.
Ich nickte benommen mit meinem Kopf und nahm ihre Hand an.
Leise folgte ich ihr in ein Zimmer. Weiß, schlicht gehalten- eben wie das ganze Haus.
Ein kleiner Schrank stand links von uns an der Wand. 
Die Jalousienen waren unten.
Das Zimmer war nur ganz leicht beleutet. Sie schloss hinter mir die Türe ab und stand mir nun mit entschlossenem und leerem Blick gegenüber. Langsam ging sie zum Schrank herüber und öffnete die oberste Schublade.

Sie hatte mir den Rücken zugedreht und lies ihre Hand in die Schublade gleiten.
Mom drehte sich um und hielt etwas hinter ihrem Rücken.
Langsam verwandelte sich ihr gleichgültiges Gesicht in ein gruseliges Grinsen, dass mir nur Schauer über den Rücken schickte.
"Manchmal ist es besser, die Vergangenheit hinter sich zu lassen Lea. Es war ein großer Fehler von dir, mich zu suchen- dein Freund wird als nächstes dran glauben müssen."
"Mom? Wa-"
"Sei still." Zischte sie mir zu. Der Raum schien zu schrumpfen.
Mein Herz begann wild zu pochen. "Du warst mir nie eine Tochter. Ich liebe deinen Vater immer noch. Nach all der Zeit. Nach alldem was er mir angetan hat- es ist mir egal. Genauso, wie es mir nun egal ist, ob du lebst oder nicht. Nur so werde ich ihn zurückbekommen. Nur so können wir uns ein neues, schöneres Leben aufbauen- nur wenn du nicht mehr im Weg stehst. Sieh es ein- wir haben dich nie geliebt, du würdest uns nur verpfeifen, bei der Polizei. Das können wir nicht riskieren...
Diese Falle hat doch gut geklappt... Martin wird sehr stolz auf mich sein- er weiß, daß du hier bist. Er ist nicht dumm und lässt sich von dir täuschen. Nein, nein... Martin hatte deine Schritte gesehen, das was du getan hast. Nur eines hat er dabei völlig vergessen- das du Hilfe hast. Von ihm. Julien. Doch das wird mir auch kein Problem sein...Lea."

Dann spürte ich nur noch diese Tränen, die mir meine Sicht verschleiherten und der unendliche Schmerz, der meine Magengrube durchzog.
Es war kaum auszuhalten.
Schmerz. Wahrheit. Tod. Ich wusste es doch- sie würde mich nicht lieben- sonst hätte sie mich doch schon längst gefunden und vor den Klauen meines Vaters gerettet.
Warum hasste mich Gott so? Liegt es daran, dass ich nie gebetet habe? Oder daran, dass ich nicht wirklich oft in die Kirche gehe? Was habe ich nur getan, das mir immer so etwas passiert? Ich dachte, das nun alles gut werden würde. Doch wie so oft habe ich mich wieder geiirt. Blut rann. Meine Arme waren aufgeschnitten.
Meine Mu- Celestia, sie ist genauso ein Monster wie Martin- lachte.
Sie lachte bösartig. Mir stellte es alle Nackenhaare auf.

Ihr Lachen klang wie eine Kreide, die an der Tafel kratzte.
Woher ich das wusste? Da bedanke ich mich jetzt recht herzlich bei meinem Mathematiklehrer Herr Wehrle. Meine Beine knickten schwach weg und ich fiel zu Boden.
Sie kniete sich neben mich und fing an, mir das Messer in den Magen zu stechen.
Ich schmeckte ein metallischer Geschmack in meinem Mund.

Ich tastete zu meinem Mund. Meine Lippen waren aufgerissen,aus meinem Mund tropfte Blut. Meine Finger waren voll mit diesem Blut.
Ich atmete schwer. Mir fiel es immer schwerer- als würde mir jemand den Hals zuschnüren. Weitere Schnitte- der Mordlustige Blick von ihr.
Der Frau- die ich über alles geliebt habe.
Meine Schreie erfüllten den Raum.

Meine Augen nahmen nur noch trüb wahr, was geschah.

Nun war alles vorbei.

...

Loving can hurt sometimesDove le storie prendono vita. Scoprilo ora