Kapitel 21 ✔

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_Julien_ 

Ich runzelte die Stirn, irgendwas stimmte hier doch ganz und gar nicht... Ich stand leise auf und ging zu der Weissen Türe aus Holz.
Was war das für ein krankes Spiel? Ihre Mutter kam mir vorhin entschlossen vor, fast als hätte sie das alles... Nein sie hatte das schon alles so lange geplant- sodass wir ihr in die Falle tapten. Ich muss sie da rausholen! Sofort. "Lea?!" Schrie ich.
Keine Antwort. "Lea verdammt mach die Türe auf!" Ich klopfte gegen die Türe und schrie. Ich fühlte ansteigende Wut, Wut auf ihre Mutter. Wut auf mich selbst, da ich so leichtsinnig war.
Wut darauf, das uns sowas passierte.
Warum konnten wir nicht einfach wie 'normale' Menschen leben?
Okay... ganz ruhig Julien. Es ist doch immer eine Frage der Perspektive... oh nein. Ich werde noch verrückt, es fängt an! Ich spreche mit mir selbst...
Meine Fingerspitzen kribbelten. Ich verspürte eine riesen Wut...und Lust auf Blut. Lust auf Leiden.
Lea sollte nicht Leiden. Sie hatte schon zu viel in dieser Hinsicht abbekommen.

Meine Eltern hatten mich so erzogen, das ich nie Hass gegen etwas verspürte, doch dieses eine Mal war es anders- ich fühlte mich anders.
Ich schrie immer noch und klopfte gegen die Türe. "Lea ich werde die Türe einschlagen- geh auf die Seite!"
Und dann tat ich es. Ich trat gegen die Türe, mit all meiner Kraft und ich hoffte, das es ausreichte. Und es klappte- die Türe gab ein lautes Knacksen von sich- oder es war mein Fuß.
Mich durchzuckte ein Schmerz, doch es war mir jetzt egal, ich musste sie da rausholen. Sofort. Denn man sollte ihr nicht wehtuen. Sonst würde ich demjenigen wehtuen. Denn sie gehört zu mir, wie zwei kaputte, Puzzleteile. Nur zusammen ergeben sie Sinn.
In diesem Moment fühlte ich mich stark, unbesiegbar und glücklich- nicht das sie vielleicht verletzt wurde, nein, weil ich herausgefunden habe, das ich sie liebe.

Ja ich, Julien Bam, habe mich verdammt nochmal unendlich in Lea Cooper verliebt und es war nicht aufzuhalten. Sie kam einfach in mein Herz spaziert, ohne das ich es gemerkt habe. Liebe kann man nicht leugnen. Wir waren wie füreinander geschaffen. Ich wusste es- und dennoch habe ich es nicht gemerkt.

Ihre Haare, ihre Augen, ja, selbst ihre Ohren liebte ich. Ich liebte jedes einzelne Stück an ihr.
Und ich wollte ihn wie mein eigener Schatz hüten. Ich duckte mich und stieg unter den Trümmern der Türe in das Zimmer. Mir blieb der Atem weg. Ich konnte nicht mehr atmen. Die Luft blieb mir in den Lungen hängen. Ich zischte leise. Lea lag in einer Ecke. Klein, zusammengekrümmt.
Blut klebte an ihren Haaren. Überall. Was hatte Cele- Nein dieses Monster mit ihr angestellt?!

Gegenüber, sie. Mit einem Messer.
Ich wusste doch, das irgendwas nicht stimmte. Sie muss in die Psychiatrie. Da gehört sie hin. Ich hatte in diesem Moment kein Mitleid mit ihr- egal ob Martin ihr etwas angetan hat oder nicht. Sie hatte meine andere, bessere Hälfte verletzt. Und nun musste ich sie irgendwie beruhigen, damit sie ihr nicht noch mehr weh tut.
Sie drehte sich langsam um und grinste böse.
Ihr Lächeln schickte mir tausende Schauer den Rücken herunter.
Es war zu gruselig. "Willst du auch eine Kostprobe?" Ich zischte leise und blickte sie verachtend an.
"Das heißt dann wohl ja."
Langsam kam sie auf mich zu und hielt das Messer vor sich hin.

Blitzschnell zog sie es vor- doch ich war schneller- ich sprang links an ihr vorbei, packte den Schrank und rannte auf sie zu.

Sie riss den Kopf herum und stieß das Messer voller Kraft in den Schrank. Ich packte sofort die Gelegenheit am Schopf und bekam sie durch den Tritt meines Beines zu Boden.
Den Schrank ließ ich auf sie zukrachen. Es knackste- genau das was ich hören wollte.
"Ju...nicht..."
Lea.
Mein Atem stockte. Mein Mädchen.
Den Schrank plazierte ich so, das sie sich nicht mehr bewegen konnte. Ich lies von dem Monster ab und stürzte zu ihr.
"Ich..."
"Lea sag nichts. Schone dich. Ich rufe einen Krankenwagen." Ich schnappte mir mein Handy aus der Hosentasche und wählte.
"Nein... Ju... ich muss dir... wichtig.." sie schnappte nach Luft. Ein bisschen Blut rann an ihrem Mundwinkel herunter. Ich fing das Blut auf und wischte es weg. In mir stiegen die Tränen hoch. Ihre Hand griff nach meiner Wange.
Ich legte meine Hände um ihr Gesicht.

"Ich... ich liebe dich."
Eine Träne bahnte sich den Weg durch ihr Gesicht.
"Ich liebe dich auch. Aber du darfst jetzt nicht aufgeben...sie kommen doch gleich." Ich kam ihrer Hand entgegen, die immer noch auf meiner Wange lag. Ich küsste sie leicht auf ihre vollen, roten Lippen- nicht, das ich ihr noch wehtat.
Ich beugte mich zurück und erstarrte.
Ihr Blick wurde langsam starr, leblos.
Mein Herz setzte aus. Der Krankenwagen kommt Julien. In ein paar Minuten...

"Lea?" "Leaa?!" Ich schrie. Meine Tränen tropften ihr in das Gesicht.
"Nein! Lea?! Ich liebe dich verdammt das kannst du mir nicht antun!" Ich schrie mir die Seele aus dem Leib.
Ich schüttelte sie leicht und fühlte mich wie in Zeitlupe versetzt. Mir schien es Stunden zu dauern, bis ich von ihrem Körper weggezerrt wurde- doch es waren nur wenige Minuten.
Sie war mir mehr Wert als mein ganzes Leben.

Die Rettungskräfte nahmen mich mit.
Das Monster wurde festgenommen- darauf hatte ich nicht mehr geachtet. Ich saß bei Lea im Krankenwagen und hielt ihre Hand. Küsste ihr Haar, ihre Nase und ihren Handrücken.
Ich konnte ihnen nicht sagen, was passiert war- ich war noch zu benommen.

Ihre Hand hatte ich mit meiner verschränkt.

...

Loving can hurt sometimesWhere stories live. Discover now