Flucht ins Ungewisse

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Bald beschlagnahmte sie Jang Tschu und mit ihm auch Tau, Schwalbe, Freude, Naa, Tang, Choi und Freudes Kinder. Auf Jang Tschus Bitte beschlagnahmte sie auch Shu und seine Mutter Tulpe. Shus Vater hatte seinem Sohn schweigend nachgeblickt. Shu hatte ihn gehasst und sich ihm immer widersetzt. Doch als der Sklaventreiber diesen nichtsnutzigen Sohn davon ziehen sah wurde es ihm schwer ums Herz. Den Rest des Tages hatte er furchtbare Laune. Am Abend vergewaltigte er eine Sklavin um sich auzuheitern.

Jang Tschus Verwandte konnten ihr Glück kaum fassen. Nur er selbst war todunglücklich. Nun waren sie alle Diener ersten Grades. Jeder bekam eine maßgeschneiderte Uniform und ein eigenes Bett. Nun aßen sie Fleisch und hatten eine eigene Wohnung. Freudes Kinder wurden sogar von einer Lehrerin unterrichtet.

Mit der Macht die ihm diese Positition gab ließ Jang Tschu sofort Shus Vater ermorden. Nur er allein wusste das sein Tod kein Unfall war. Vor allem Shu sollte es nicht erfahren. Dass er seinen Vater hasste, hieß noch lange nicht das er ihm den Tod wünschte.

Nun hatte Sujhen ihren Geliebten immer um sich. Es dauerte nicht lange und sie beschloss ihren Vater doch anzuflehen. Der Kaiser war sehr überrascht, aber er gab nach und löste die Verlobung auf. Suhjen wollte sich noch eine Weile länger ihren süßen Träumen hingeben.

"Wenn wir doch unter falschen Namen da draußen leben könnten," schlug Jang Tschu schleißlich vor. Suhjens Augen begannen zu funkeln.

"Aber das hieße alles aufgeben...", began sie zögerlich.

"Wäre ich es eurer Hochheit wert?"

"Nur wenn du mir versprichst, das neben mir keine andere Frau haben wirst. Egal wie alt und hässlich ich werde."

"Das schwöre ich bei allen Göttern."

So romantisch es auch klingt einfach über Nacht zu verschwinden, hätten die beiden nicht mal im Traum daran gedacht. Es wäre nur der sicherste Weg auf der Straße zu landen. Vorallem weil sie niemanden draußen hatten und nix besaßen.

Ein paar Tage später trat die Prinzessin vor ihren Vater. Er aß gerade mit seiner Hauptfrau im Garten. Suhjen lächelte. Gutes Essen und etwas Wein brachten ihren Vater immer in gute Laune.

"Seid gegrüßt königliche Hochheit. Ich bin angenehm überrascht, dass ihr euch zu uns gesellt," begrüßte der Kaiser seine Tochter.

"Eure götliche Majestät möge ewig leben, mein Herz hat einen Wunsch den mir nur mein gnädiger Kaiser erfüllen kann."

"Eure königliche Hochheit soll ihn aussprechen."

"Möge mein Kaiser ewig leben, mein Herz begehrt es draußen durch Peking zu ziehen und auf dem Markt einztukaufen. Gekleidet wie eine gewöhnliche Frau."

Der Kaiser sah seine Hauptfrau schmunzeld an, die im Stehen aß, weil sie nicht in seiner Anwesenheit sitzen durfte. "Frauen... Von klein auf machen sie Rollenspiele. Euer Wunsch sei erfüllt. Nehmt bloß zwei Leibwächter mit."

Der Kaiser gab seiner Tochter reichlich Geld mit. So kaufte sie mit ihren Wachen eine Kette und legte ein Konto mit dem Rest an. Niemand würde kontrollieren wie viel Geld sie nach Hause brachte. Noch viele Male ging Suhjen in die Stadt und kaufte von ihrem Geld Immobilien und Akzien. Als die Wachen es dem Kaiser berichteten riet er Suhjen vorsichtig zu sein. Wenn sie zu selbstständig wäre würde es sehr schwer sein sie zu verheiraten. Schließlich war sie kein Mann, also sollte sie sich auch nicht wie einer verhalten.

Mit der Zeit wurde aus den Dividenden und Mieten ein festes Einkommen. Nun kaufte Suhjen ein Haus in Shang Hai und ließ Jang Tschus Familie Stück für Stück dorthin schaffen. Sie gab ihnen alle Dinge mit, die sie am liebsten hatte. Am liebsten hätte sie alle ihre Kleider und Möbel mitgenommen, doch dass wäre zu auffällig gewesen. Auch ihre Magd, der sie völlig vertraute, schickte sie nach Shang Hai.

Shu war sehr erleichtert als er die verschlossene Stadt verließ. Er wagte sich kaum auszumahlen was mit ihm und Jang Tschu geschehen wäre, wenn man feststellte das sie als Nichteunuchen bei den Frauen lebten. Doch Jang Tschu blieb auf halbem Weg in einem Gasthaus. Dort sollte er auf Suhjen warten.

Dem Schein zur Liebe hatte Suhjen viele neue Diener angestellt und viele Dinge ersetzt. Sie hatte bereits ihr ganzes Geld nach Shang Hai schaffen lassen. Nun blieb ihr nur noch übrig ihren Vater zu fragen.

Der Kaiser ließ sich gerade aus Kon Fu Tses Schriften vorlesen, als sie vor ihn trat. Er blickte sie etwas gelandweilt an.

"Was wünscht eure königliche Hochheit?", fragte er seine Tochter.

"Mein großzügiger Kaiser möge ewig leben, mein Herz begehrt alleine nach Shenyang reiten um meine Tante Lotus zu besuchen."

Der Kaiser runzelte die Stirn.

"Diese Reise würde euch mindestens zwei Wochen kosten."

"Eure göttliche Majestät möge ewig leben, mich begehrt es so sehr das Haus meiner Tante zusehen. Wenn ich unter falschem Namen reite wird keiner eurer Feinde wissen, dass ich es bin. In einem Monat werde ich wieder zurück sein."

"Nun gut, meine Tochter möge tun was ihr beliebt. Eine Leibwache von vier Mann müsste genügen. Möge eure königliche Hochheit an der Reise Freude haben."

Die Prinzessin ritt etwa zwei Tages reisen mit ihren Wachen nach Norden. Sie hielten in einem Dorfgasthaus. Sie konnte sich zwar ein eigenes Zimmer leisten, doch sie wollte kein unnötiges Aufsehen erregen. Stattdessen musste sie sich mit ihren Leibwächertern und nch zwei oder drei anderen Leuten das selbe Strohbett teilen. In dieser Nacht lag sie wieder angeekelt am Rand und versuchte die Flöhe so gut es geht zu vertreiben. Der Geruch von Schweiß und Vieh lag in der Luft und lautes Schnarchen zerriss die Stille. Trotzdem war sie von der Reise so müde, dass sie fast einnickte. Doch in dieser Nacht durfte sie nicht schlafen, denn dies war ein beseonderes Gasthaus. Fast Unsichtbar huschte ein Schatten lautlos in den kleinen Raum.

Plötzlich schoss eine Hand aus dem dunkeln hervor und presste sich auf Sujhens Mund. Ihr kreischen wurde erstickt. Erschrocken blickte sie in die Dunkelheit. Langsam trat Jang Tschus lächelndes Gesicht aus der Dunkelheit hervor. Er half ihr auf und sie schlichen lautlos zu der Weide wo ihre Pferde waren. Suhjen pfiff ihrs herran und Jang Tschu sattelte es schnell. Dann saßen sie beide auf und ritten auf Sujhens Pferd in die Dunkelheit.

Zwei Tage später kamen die Wachen völlig erschöpft in der Verbotenen Stadt an und brachten eine unwillkommene Botschaft. In blanker Wut ließ der Kaiser sie hinrichten. Sofort schickte er Reiter aus um seine Tochter zu finden. Doch diese hatte zuviel Vorsprung und ritt nun nach Süden. Keiner der Reiter kehrte zurück. So groß war ihre Angst vor dem Kaiser.

Die Kehrseite von WolkenkuckucksheimWhere stories live. Discover now