Kinder und Eltern

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Fieberhaft überlegte der Kaiser wie er sich aus der Situation retten könnte. Nur eines kam ihm in den Sinn: wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihm. Schweren Herzens gestand er sich seine Niederlage ein. Er musste seiner Tochter und ihrem selbsgewählten Mann nun etwas großes bieten um sie zurück nach China zu locken. Tief in seinem Herzen hoffte er immernoch, dass er die beiden irgendwie bestrafen könnte.

In Yokohama hatte Schwalbe mitlerweile einen Stand auf dem Mark eröffnet. Noch kauften nicht allzuviele Leute ihre Stoffe, doch Schwalbe nahm sich vor durchzuhalten. Auch ihr Großvater hatte damals klein angefangen, bevor seine Teefirma wuchs und die Familie reich wurde. Ihr Mann Tau half ihr so gut er konnte.

Tang hingegen trank weiterhin regelmäßig und verbrachte viel Zeit bei Prostituierten. Er verschleuderte große Summen, doch es schien ihn nicht wirklich zustören.

Shu hatte eine Arbeit als Buchhalter in einer großen Firma erhalten. Deshalb war er mit seiner Frau Bambus und seinen Kindern in ein anderes Viertel gezogen. Dort lebte er ein bescheidenes aber glückliches Leben. Seiner Mutter Tulpe hatte er versprochen, sie oft zu besuchen. Deshalb verging kaum eine Woche ohne, dass er mit seiner Familie zu Jang Tschus Haus kam.

Naa versuchte verschiedene Berufe zu lernen, aber war erfolglos. Am Ende blieb ihm nix anderes übrig als mit seiner Frau Freude den Haushalt zu führen. Nur das Kochen überließen sie Tulpe.

Choi aber hatte mit der Zeit sehr zugenommen. Nun brauchte man zwei Leute um ihn die Treppe hoch zu tragen oder ihm in die Badewanne zu helfen. Er hatte sich völlig daran gewöhnt Hilfe zu benötigen und genoss jeden Tag und war sehr froh einen Rollstuhl zu haben. Er hatte alles was er wollte: Söhne, Enkel und zudem seine Frau Tulpe, die sich liebevoll um ihn kümmerte.

Jang Tschu und Schwalbe sahen sich aber immerzu nach guten Aktzien und Möglichkeiten zu investieren um. Sie wollten ein solides Einkommen in Japan haben und somit unabhängig vom eingeschränkten Geldtransfer in China sein.

Bald tauchte ein Artikel von einem Staatsbesuch des chinesischen Kaisers in den Zeitungen japans auf. Jang Tschu und seine Familie wussten sofort, was das zu bedeuten hatte.

Angezogen wie ein gewöhnlicher Chinese, schritt der Kaiser mit seinen Leibwachen durch die Straßen Yokohamas. Er atmete schwer, denn dies war das erste mal in seinem Leben, dass er einen langen Spaziergang machte. Überhaupt das erste mal, das er ging statt eine Sämpfte zu bestellen. Völlig außer Atem kam er am Haus seiner Tochter an und stütze sich erschöpft auf den Zaun.

Choi wollte gerade etwas essen, als den Kaiser aus dem Fenster sah. Beim Anblick des wabbligen dicken Mannes, der sich auf keuchend den Zaun stützte, verging Choi sofort der Appetit. Suhjen betrat gerade den Raum, als Choi seinen Kuchen zurück auf den Tisch stellte. Sie war stolz auf sich, weil sie ihr Gewicht nun bei ihrer fünften Schwangerschaft am Stück immer noch unter Kontrolle hatte.

"Ich mache Diät," verkündte Choi mürrisch.

"Na endlich... Wie so hast du deine Meinung geändert?"

"Weil ich nicht so wie der da enden will", Choi deutete aus dem Fenster.

Neugierig trat Suhjen ans Fenster. Als sie nach draußen sah stockte ihr der Atem. Ihr Vater lehnte draußen am Gartenzaun. Sofort rief sie Jang Tschu. Dieser hatte gerade auf seine vier Kinder aufgepasst. Sonst war niemand zu Hause. Schnell berieten sie was zu tun war. Bald hatte der Gärtner seinen Lachanfall überwunden. Nun ging er ruhig zum Kaiser und führte ihn ins Haus.

Suhjen saß nun alleine mit ihren Kindern im Wohnzimmer. Jang Tschu und Choi beobachteten alles aus dem Nebenraum. Sie hatten auch die beiden jüngeren Kinder bei sich, aus Angst sie könnten den Kaiser am Schnurrbart ziehen. Suhjen stand auf um ihren Vater zu begrüßen.

Die Kehrseite von WolkenkuckucksheimWhere stories live. Discover now