Machtspiele

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Dem Kaiser bleib nix übrig als den Geldtransfer auf Übersee einzuschränken. Alles andere hätten die Japaner als feindlichen Akt auslegen können. Das wäre das Ende der Verträge mit Japan auf die der Kaiser so stolz war. Diese Einschränkung traf Jang Tschus Familie hart. Deshalb mussten sie sämtliches Personal entlassen und ihre Kinder auf eine staatliche Schule schicken. Nur ihren Gärtner und eine Magt behielten sie. Die Nachbarn sollten nicht sehen wie sie die Büsche schnitten. Es wäre schon peinlich genug gewesen zuzugeben, dass sie selbst kochten und putzten. Doch sie beschlossen durchzuhalten und zu sparen bis sie sich Grundbesitz in Japan kaufen konnten.

Eines Tages ging Jang Tschu mit seiner Frau durch die Straßen von Yokohama. Sie versuchten mit ihrem gebrochenen Japanisch Einkäufe zu machen. Zum Schluss mussten sie den Preis mit Gesten verhandeln. Die Japaner grinsten, aber blieben sehr höflich. Sujhen wollte gerade einen Stoff ansehen, als eine bekannte Stimme sie in gebrochenem Chinesisch begrüßte. Die Nebenfrau des japanischen Botschafters lächelte Suhjen aus ihrer Sämpfte aus an.

"Das ist wirklich eine Überraschung," erwiderte Sujhen mit gespielter Freude, "Majummi, wie geht's dir?"

"Alles bestens. Ich hab endlich einen Sohn bekommen. Mein Mann hatte schon Angst ich könnte nur Mädchen gebären... Und du? Du hast geheiratet, seh ich, wieso hast du mich nicht eingeladen?"

"Wir wollten so gerne, aber die Eltern meines Mannes wollten im Familienkreis feiern...", erfand Suhjen schnell.

"Und was machst du in Japan?"

"Wir sind hierhergezogen," gab Jang Tschu zu.

"Ich hätte das seiner Mäjestät gar nicht zugetraut..."

"Ja es viel ihm wirklich schwer uns ziehen zu lassen, aber am Ende hat er dorch eingewilligt. In Peking standen wir immer in seinem Schatten... Da bekamen wir Lust irgendwohin zuziehen, wo man unsere Namen nicht kennt und uns selbst etwas zu erarbeiten, statt vom Vermögen unsere Familie zu leben."

"Ihr seid wirklich mutig... Und wie weit seid ihr jetzt?"

"Wie gesagt aller Anfang ist schwer doch wir sind zuversichtlich."

"Ihr müsst mich unbedingt zu einer Teezeremonie einladen."

"Aber selbstverständlich. Passt dir Dienstag in zwei Wochen?"

Als die Säpfte außer Sicht war gönnten sich die beiden einen Seufzer.

"Du bist gut darin, schnell Aureden zu finden," sagte Sujhen ihrem Mann in Chinesisch.

"Es hat meinen Rücken mehr als einmal vor der Peitsche gerettet... Du kennst diese Frau. Kann man ihr trauen?"

"Majummi ist sehr genauso gutmütig und dumm, wie schön. Vor ihr braucht man keine Angst haben. Doch ihr Mann könnte sich etwas denken."

Ein paar Wochen später erhielt der japanische Botschafter in Peking einen Brief von seiner Nebenfrau. Er laß sich nur aus Höflichkeit ihre gründlichen Berichte über Mode, Makeup und den neusten Klatsch durch. Als er aber laß, dass sie Tochter des Kaisers in Yokohama war sah er seine Chance den Kaiser zu ein paar Kopromissen zu überreden.

Legär fast nebensächlich unterhielt er sich eines Tages mit dem Kaiser über Frauen. Beide amüsierten sich gründlich, als sie sich über die Dummheiten ihrer Ehefrauen austauschen.

"... Und eure göttliche Majestät werden nie erraten, wen meine Nebenfrau neulich in Yokohama getroffen hat: Eure Tochter Chen Suhjen Mai Tal!"

Dem Kaiser lief es kalt den Rücken runter, aber äußerlich verzog er keine Miene.

"So? Sie hat mir eine Weile nicht geschrieben. Wie geht es ihr denn?"

"Sie hat ein großes Haus und erwartet ihr viertes Kind. Wer weiß vielleicht werden wir dem Kleinen ehrenhalber eine japanische Staatsbürgerschaft verleihen... Ein Jammer nur, dass euer Kind sosehr unter der Einschränkung des Geldtransfers auf Übersee leidet..."

"Ja mir tut es auch Leid, aber was soll ich tun? Der Schmuggel an der Küste hat sich leider sehr ausgeweitet..."

"Ich würde vorschlagen, ihn gemeinsam zu bekäpfen... Aber das können wir später besprechen. Aus welcher Familie stammt eigentlich euer Schwiegersohn?"

"Aus einer Familie der Acht Banner..."

"Welcher Clan denn?"

"Aus dem Clan Xin... Eine sehr abgelegene Linie."

"Dann muss ich eure Majestät beglückwünschen... Ihr habt eure Tochter sehr gut verheiratet. Dann mir meine Frau wohl nur aus Missverständnis geschrieb Jang Tschu Mai Tal stamme aus dem Clan Jang... Ach diese Frauen..."

Die Beiden waren soweit in den Garten hineinspaziet, dass sie sicher waren, dass keiner sie hörte.

"Was wünscht eure Exellenz?", fragte der Kaiser erregt.

"Ich fände es sehr schön wenn China einen Teil seiner Küste demillitärisieren würde... Das könnte das politische Klima zwischen unseren beiden Ländern entspannen... Wir werden bestimmt einen Guten Kopromiss finden..."

Von dem Tag an suchte der Kaiser einen Weg, den Botschafter so verschwinden zulassen, dass es wie ein Unfall aussah. Gleichzeitig plante er einen Staatsbesuch in Japan, bei dem er eine private Reise durch das Land unternehmen könnte. Er musste seine Tochter um jeden Preis zurückbekommen bevor der Botschafter in noch mehr erpressen könnte. Seine Ehre und die Ehre ganz Chinas stand auf dem Spiel.

Die Kehrseite von WolkenkuckucksheimWhere stories live. Discover now