Kapitel 7

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Ich machte die Tür auf und wurde fast umgerannt. Der Hund von Morris rannte an mir vorbei und ganz so als wäre er hier zu Hause.
Entschuldigend sah er mich an.
"Sorry, tut mir echt leid, aber Kamu ist manchmal ein bisschen ungestüm."
"Kein Problem."
Unschlüssig sahen wir uns an. Wir wussten beide nicht was wir machen sollten.
"Ähm...komm rein.", sagte ich schließlich.
Ich führte Morris ins Wohnzimmer.
Kamu gesellte sich zu uns. Er legte seinen Kopf auf meinen Schoß und sah mich mit treuen Augen an. Ich knuddelte ihn einmal durch. Kamu war ein Husky und er hatte echt tolle blaue Augen.
"Kamu ist total hübsch. Aber warum hast du dir einen Husky gekauft, die kann man hier doch gar nicht richtig halten."
"Ich habe Kamu gar nicht gekauft. Ich habe ihn als Welpen bekommen, er wurde nicht gut behandelt und ich habe ihn übernommen. Er ist jetzt ein Jahr alt und ich muss einen Besitzer für ihn findet, weil er bei mir nur, so zu sagen ein Zwischenstopp einlegt."
"Hast du ihn nicht lieb?", fragte ich. Ich konnte es überhaupt nicht nachvollziehen, dass er Kamu einfach so wieder hergeben wollte.
"Natürlich habe ich ihn lieb, aber ich kann nicht für ihn da sein. Ich bin fast nie zu Hause. Das ist nicht gut für Kamu. Er braucht jemanden der ihn abgöttisch liebt. Vorallem ist er nicht ohne. Er schnappt nach Fremden und er macht einen riesen Aufstand, wenn jemand meine Wohnung betritt, den er nicht kennt."
"Ich hoffe du findest jemanden, der zu ihm passt.", meinte ich und kraulte Kamu hinter den Ohren.
"Was machst du eigentlich so?", fragte ich.
Morris grinste.
"Ich studiere Theologie, Sport und Englisch auf Lehramt. Ich bin aber bald fertig. Mir macht das echt Spaß und nebenher bin ich im Tierschutzverein. Deswegen habe ich auch Kamu."
"Okay wow. Also ich geh in die Schule und ansonsten mache ich eigentlich nichts."
"Ich habe auch nichts nebenher gemacht, als ich noch Schüler war."
Morris und ich redeten und redeten. Irgendwann waren wir wieder ganz vertraut miteinander, so als ob wir nie voneinander getrennt gewesen wären.
Es war schon spät als ich den Schlüssel im Schloss der Tür hörte. Nina war wieder da.
Morris stand sofort auf und gab Nina die Hand.
"Ich habe mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Ich bin Mo.", sagte er.
"Ich bin Nina.", sie war sichtlich überrascht. Kamu stürmte auf Nina zu und bellte. Nina ging ein paar Schritte rückwärts.
"Das ist es was ich meinte.", wandte Morris sich an mich, dann versuchte er Kamu zu packen, aber er entwischte immer wieder und bellte.
Ich ging an den Kühlschrank und holte einen Käsewürfel rau. Ich kniete mich auf den Boden und rief nach Kamu. Ich freute mich tierisch, als er mich ansah und nach kurzem Zögern zu mir kam. Ich gab ihm den Käsewürfel und streichelte ihn. Dann trottete er ins Wohnzimmer und legte sich wieder hin.
Lächelnd schaute ich auf. Morris sah mich mit großen Augen an.
"Wie zum Teufel hast du das gemacht?"
Ich zuckte mit den Achseln.
"Ich glaube der mag dich, Herzele, aber ich möchte bitte nicht angefallen werden, wenn ich in mein eigenes Haus komme.", sagte Nina.
"Ich mache mich dann mal auf den Weg nach Hause.", meinte Morris. Ich sah ihm an, dass ihm die Situation unangenehm war.

"Nina, bekomm ich einen Hund?", fragte ich, nachdem Morris gegangen war. Erstaunt sah diese mich an.
"Du? Denkst du, das wäre eine gute Idee?"
"Ja. Warum nicht? Ich mag Tiere."
"Nein, du bekommst keinen Hund, Herzele.", lachte Nina. Sie nahm mich nicht ernst. Ich hasste es, wenn sie mich nicht ernst nahm.
"Wo warst du heute?", wechselte ich das Thema.
"Ich...naja...war beim Jugendamt, wegen einer Patientin.", sagte Nina.
"Aha."
Warum log sie mich an. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich bemerkte, dass sie mir nicht die Wahrheit sagte.
Ich war enttäuscht.

Am nächsten Morgen ging ich Nina aus dem Weg. Ich wusste immer noch nicht warum sie mich angelogen hatte.
"Ich geh joggen.", rief ich einmal durch das Haus, bevor ich die Haustüre aufmachte und in den Park lief.
Ich lief meine Wut und Enttäuschung weg. Ich lief bis ich keine Luft mehr bekam. Ich ging auf und ab um nicht umzukippen.
"Du solltest dich selber nicht so kaputt machen.", sagte Lana. Ich wunderte mich nicht, dass sie so plötzlich da war. Sie hatte irgendwie die Angewohnheit einfach da zu sein.
Ich nickte nur und ging weiter.
"Magst du heute Abend mit mir ins Kino gehen?", fragte Lana mich. Ich freute mich. Ich mochte Lana, sie gab mir das Gefühl, dass ich jemand war.
"Ja. Warum eigentlich nicht?", antwortete ich.
"Dann bis heute Abend."
Und schon war Lana wieder weg. Ihre blonden Haare wippten während sie davon lief. Ich beneidete sie um ihre Art. Sie war so selbstbewusst und hübsch. Ich verstand es überhaupt nicht, warum so eine hübsche und tolle Person etwas mit mir machen wollte.
Auf dem Rückweg hatte ich das Gefühl verfolgt zu werden. Ich sah mich die ganze Zeit um, aber bemerkte niemanden. Hatte ich jetzt etwa noch Verfolgungsängste?
Ich musste echt aufpassen, dass ich nicht noch psychisch kaputter wurde.
"Du bist total blass.", stellte Nina fest als ich durch die Haustür kam.
"Mir geht es auch nicht gut.", sagte ich schnippisch und ging an ihr vorbei in mein Zimmer.
Ich zog meine Sportkleidung aus und warf mich in Unterwäsche aufs Bett. Ich fing an hemmungslos zu schluchzen. Ich war total am Ende und unter Druck. Ich wusste überhaupt nicht wohin mit mir.
Ich hörte wie Nina in mein Zimmer kam und sich zu mir legte. Ich robbte zu ihr und klammerte mich an ihr fest bis ich vor Erschöpfung einschlief.

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