Kapitel 33

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"Kyra, was hast du mit deinem Kopf gemacht?", fragte Mark mich am nächsten Tag erschrocken. Ich war nach der Schule sofort zu ihm gefahren.
"Nichts. Gestern war nicht so mein Tag.", antwortete ich ausweichend.
Ich hielt mich nicht lange drinnen auf. Es tat mir gut, die Boxen zu misten und mit Kamu über den Hof zu rennen. Mir gefiel es den Hund so ausgelassen zu sehen, es schien ihm gut zu gehen.
"Kyra?", unterbrach Mara mich bei meinem Toben mit Kamu.
Ich ging zu ihr rüber. Argwöhnisch sah ich ihr entgegen.
"Schau mich nicht so böse an.", lachte sie.
"Kannst du die Pferde von der Weide holen?"
"Ja klar.", sagte ich.
Ich führte alle Pferde rein, was gar nicht so einfach war, wie ich dachte. Den Schimmel holte ich erst zum Schluss rein. Ich mochte ihn er war toll.
Als ich fertig war ging ich rein. Ich war total platt.
Nina kam gegen Abend. Wir aßen alle zusammen zu Abend. Ich fühlte mich unwohl. Ich hasste es vor anderen zu essen.
"Darf ich aufstehen?", fragte ich als ich meinen Teller endlich leer gegessen hatte.
"Klar.", sagten Mark und Nina gleichzeitig. Ich lächelte. Die zwei verstanden sich gut und mir waren die Blicke nicht entgangen, die Mark Nina zuwarf.
Ich ging nach draußen. Es dämmerte schon. Ich holte Shadow, den Schimmel aus dem Stall und schwang mich auf seinen Rücken. Ich ritt in den Wald. Nach einer Weile, stieg ich ab und legte mich auf den Boden. Der Himmel war sternenklar. Der Abend strahlte eine Ruhe aus, die sich auf mich übertrieg.
Ich hatte es in den letzten Monaten nicht leicht gehabt. Eigentlich hatte ich es mein ganzes Leben nicht leicht gehabt. Doch jetzt schien es endlich mal bergauf zugehen. Ich hatte Mo wiedergetroffen und ich würde ihn so oft wie es auch nur ging, besuchen gehen. Ich hatte Nina, die alles für mich tat, die durch alle Höhen und Tiefen mit mir ging. Und zu guter Letzt hatte ich noch Mark. Jetzt war ich nicht mehr allein. Irgendwie hatte ich eine Familie. Ich wusste, dass mich meine Vergangenheit nie loslassen würde. Ich würde immer wieder in ein Loch fallen, schlechte Tage haben und von Flashbacks heimgesucht werden. Aber genauso würde es auch gute Tage geben. Und für diese guten Tage würde ich leben. Ich würde niemals aufgeben. Ich würde gegen die Stimmen in meinem Kopf kämpfen. Gegen meine Krankheiten kämpfen. Ich hatte jetzt Menschen um mich bei denen ich wusste, sie würden mich nicht im Stich lassen und das war es was ich brauchte. Menschen, die zu mir hielten, egal wie ich mich gerade verhielt, die mich bedingungslos liebten. Ich fühlte mich angekommen, aufgenommen. Ich würde es nie wieder zulassen, dass ein Mensch so viel Gewalt und Macht über mich haben würde, wie mein Onkel, Darius. Nie wieder. Ich war wertvoll. Ich war es wert gesund zu werden. Ich war es wert geliebt zu werden.

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