Kapitel 10

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Nach zwei Stunden laufen, kamen wir endlich zu Hause an.
Nina war arbeiten, so dass ich Kamu ungestört in unser Haus verfrachten konnte. Ich gab ihm was zu trinken. Er ging in mein Zimmer und tat wieder so als wäre er hier zu Hause. Ich zog meine Hose aus und meine graue Jogginghose an. Ich war erschöpft von dem Weg hier her.
Ich legte mich zusammen mit Kamu in mein Bett und schlief ein.
Das Klingeln an der Türe weckte mich. Ich tat so als wäre ich nicht da und hielt Kamu die Schnauze zu, damit er nicht bellen konnte.
"Kyra, mach auf. Ich weiß, dass du da bist.", hörte ich Morris rufen.
Ich überlegte kurz und machte dann doch die Tür auf. Kamu ließ ich aber in meinem Zimmer.
Frau Renz und Morris standen beide da. Sie stürmten an mir vorbei ins Haus.
"Kyra, wo ist Kamu?", fragte Frau Renz. Ich zuckte mit den Schultern.
Ich sah Morris im Hintergrund grinsen.
Frau Renz sah mich streng an.
"Ja okay. Ich hab gehört, dass Morris Kamu weggeben muss und das will ich nicht."
"Ich hab eine Idee", Frau Renz lächelte mich an,"vielleicht kannst du Kamu ja behalten."
"Ja mann.", sagte Morris.
"Das geht nicht Nina würde das nicht erlauben.", meinte ich traurig.
"Und wenn ich alle Kosten übernehme?", fragte Morris.
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich rede mal mit der. Vielleicht sagt sie ja.", Morris legte sich wirklich ins Zeug, "Aber darf ich Kamu erstmal wieder mitnehmen?"
"Er ist in meinem Zimmer.", gab ich zu.
Morris holte Kamu aus meinem Zimmer.
"Kyra, ausserhalb der Schule kannst du Nicole zu mir sagen.", wandte Frau Renz sich an mich. Ich nickte.
Morris umarmte mich zum Abschied, aber ich wich zurück. Er sollte mich nicht umarmen. Ich sah die Enttäuschung in seinen Augen, auch wenn er sie zu verstecken versuchte.
Die zwei und Kamu ließen mich allein. Ich fühlte mich ausgelaugt und ich war traurig. Ich mochte Kamu. Er war ein Außenseiter, ein Einzelgänger, wie ich.
Ich malte den ganzen Nachmittag lang, bis ich den Schlüssel von Nina im Schloss hörte. Ich sah auf die Uhr. Sie war spät dran, aber das war nichts ungewöhnliches.
"Hallo Kyra.", hörte ich sie rufen. Sie klang ungewöhnlich fröhlich.
Plötzlich hörte ich Pfoten über das Pakett tapsen.
"Waaaas?", schrie ich laut und lief aus meinem Zimmer. Kamu kam auf mich zugestürmt.
"Hä...Nina...wie...hä?", fragend schaute ich sie an.
"Dein Cousin meinte er übernimmt die Kosten und ich glaube Kamu könnte dir gut tun. Außerdem hört er bis jetzt nur auf dich, meinte Morris.", erklärte Nina mir. Ich fiel ihr um den Hals.
Ich deckte freiwillig den Tisch und stellte was zu Essen hin. Nina sah mich erstaunt an.
Doch dann setzte sie sich.
"Nina, darf ich dich mal was fragen?", fing ich an. Das Thema was ich jetzt anschnitt fiel mir echt nicht leicht.
"Herzele, du kannst mich alles fragen.", meinte Nina.
"Ähm...also...woran merkt man, dass man lesbisch oder bi oder so ist?", fragte ich. Unsicher sah ich Nina an.
Erstaunt sah sie zurück.
"Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Aber ich glaube man merkt es erst, wenn man sich in das gleiche Geschlecht verliebt oder sich dafür mehr interessiert als für das andere. Warum?"
"Nur so. Ich hab ne Freundin, die vielleicht bi ist oder lesbisch...ähm...keine Ahnung.", versuchte ich ihr auszuweichen.
"Aha.", prüfend sah Nina mich an. Ich starrte auf den Boden und hoffte sie würde das Thema wechseln.
"Okay. Dann mal was anderes Kyra," ein Glück sie wechselte tatsächlich das Thema,"wie viel wiegst du?"
"Hä was? Warum?",jetzt irritierte sie mich.
"Ich weiß, dass du weißt wieviel du wiegst.", Nina sah mich ernst an.
"52kg, warum?", antwortete ich ehrlich.
"Dein BMI?", fragte sie weiter.
"18,0, warum?"
"Du weißt, dass ein BMI von 18 nicht gesund ist."
"Nina, sag doch einfach, was du eigentlich sagen willst."
"Kyra, dein Essverhalten ist nicht normal. Du treibst übermäßig viel Sport, du nimmst Abführmittel und du übergibst dich manchmal nach dem Essen. Ich bekomme das schon mit."
Geschockt sah ich Nina an. Woher wusste sie das?
"Aber...ich...ähm...na und? Ich bin ja nicht magersüchtig oder so.", stotterte ich.
"Noch nicht Kyra, aber ab einem BMI von 17,5 schon. Pass auf.", Nina sah mich ernst an.
"Ich habe das unter Kontrolle. Ist doch egal, wenn ich ein bisschen abnehme. Ich bin ja nicht total dünn."
Nina sah mich besorgt an, ich konnte ihre Sorge gar nicht nachempfinden.
Ich hatte keine Essstörung. Ich war doch nicht dumm.
Nina erwiederte nichts, was mich verunsicherte.
Ich aß schnell auf und verließ die Küche. In meinem Zimmer streichelte ich Kamu. Irgendwie beruhigte mich das.

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