Kapitel 1

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Vor ein paar Jahren nach dachte ich, sie würden mich wegen meiner guten Noten nicht mögen. Mittlerweile bin ich schlauer und weiß woran es liegt. Wie sollte man das auch nicht, wenn man zu Boden getreten wird, nur um danach Schwuchtel genannt zu werden.

Wie naiv ich früher noch war. Ich habe an das Gute in jedem Menschen geglaubt, bin den anderen hinterhergelaufen, wollte mit Fußball spielen. Und das, obwohl sie mir zugerufen haben, dass sie mit einem Schwulen kein Fußball spielen. Wenn ich mitspielen durfte, war ich einfach das Schweinchen in der Mitte.

Jemand der sich von allen herumschubsen lässt, sich nicht dagegen wehrt und nicht, um Hilfe ruft.

Das alles hat sich geändert.

Ich laufe ihnen nicht mehr hinterher, ich bettele nicht mehr darum, "mitspielen" zu dürfen.

Es reizt mich nichts an ihren Saufpartys, wo sie ganze Bierfässer in sich hinein kippen, nur um am nächsten Morgen nichts mehr davon zu wissen.

Natürlich glaube ich an das Gute im Menschen, nur ist es bei ihnen so tief vergraben, dass sie es nicht mehr zeigen können.

Aber es gibt natürlich auch gute und loyale Menschen, aber wie viele?

Ich habe 2, meine 2 menschlichen Engel.
Meine beste Freundin Meghan, mit ihrem Temparament von einem Mustang und meine sanftmütige Mutter.

Von einem Moment auf den anderen dringt kalte Luft an meine Haut und lässt mich erschaudern. Mit einem Ruck schlage ich die Augen auf, nur um sie ein paar Millisekunden später wieder zu schließen.

Wer hat nochmal gesagt meine Mutter wäre ein Engel ? Wer hat gesagt sie wäre sanftmütig?

Mein Wecker namens Mama, hat mir nicht nur die Decke weggezogen, sondern auch noch die Rollos hoch gemacht.

Murrend drehe ich mich vom Fenster weg auf die andere Seite und ziehe meine Beine schützend an die Brust und lege meine Arme um sie.

,,Benni Schatz aufstehen", äußert sich meine Mutter in einem aufgesetzt süßlichen Ton, ,, Dein Lieblingsort die Schule wartet. Beziehungsweise, eigentlich wartet sie nicht. Sie fängt in einer Viertelstunde ohne dich an."

,,Is mir egal", murmele ich und kuschele meinen Lockenkopf ins Kissen.

,,Aber heute ist doch die Verlosung", flüstert sie mir ins Ohr und stellt sich dann wieder gerade hin. ,,In 5 Minuten stehst du angezogen in der Küche", befiehlt sie in einem strengen Ton. Der seine Wirkung zeigt.

Ich schmeiße mich auf den Rücken, Arme und Beine von mir gestreckt, und seufze genervt. Dann steige ich aus dem Bett und torkele mit mehr oder weniger Gleichgewichtssinn zu meinem Kleiderschrank. Dort angekommen ziehe ich wahllos irgendwelche Klamotten raus und laufe dann auf den Fußspitzen schnell ins beheizte Badezimmer.

Nach einer kurzen Katzenwäsche, ziehe ich mir meine Sachen über, putze mir die Zähne und laufe dann zurück in mein Zimmer.

Nach kurzer Zeit, in der ich meinen Rucksack gesucht hatte, hielt ich ihn in den Händen und lief damit unsere knarzende alte Holztreppe hinunter in die Küche.

,, Eine Minute zu spät", bemerkt meine Mutter, ohne von dem Geschirr aufzuschauen, welches sie gerade sauber macht.

Lautstark protestiere ich und verschränke schmollend meine Arme vor mir, ,, Stimmt gar nicht. Ich bin sogar ein paar Sekündchen zu früh."

,, Stimmt auch wieder, ich hab dich angeflunkert", erwidert sie und dreht sich mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht zu mir um.

Ich schnappe mir mein Essen für die Schule in meinen Rucksack und schnappe mir dann noch einen Apfel als Frühstück. Meiner Mama drücke ich einen Kuss auf die Wange und laufe dann in den Flur, wo ich mir Jacke und Schuhe anziehe. Vor der Haustür atme ich noch einmal tief durch und laufe dann nach links die Straße entlang, bis zum Ende.

Vor dem breiten Schultor bleibe ich noch einmal stehen und lasse meinen Blick über den großen Schulhof vor mir gleiten. Gut, keiner von den Badboys in Sicht.

Unser Schulgebäude war ein kleines Schloss in dem wir Unterricht hatten. Es war schön und dennoch hasste ich diesen Ort, wie die Pest.

Ich betrat das Schulgelände und lief dann, mit einem flüchtigen Blick auf meine Uhr, über den vorderen Schulhof und durch die großen Holztüren in den Innenbereich.

Noch eine Minute. Keuchend komme ich oben an der Treppe an und erhole mich erstmal von meinem Treppensprint, indem ich mich für ein paar Sekunden auf dem alten Geländer abstütze.

Nach meiner kleinen Pause, schleppe ich mich die letzten Meter bis zu meinem Klassenraum und öffne die Tür.

Unser Klassenlehrer war Gott sei Dank zu spät und so konnte ich mich in Ruhe auf meinen Platz neben Meg fallen lassen.

,, Hey Ben, wie ich sehe bist du mal wieder richtig gut ausgeschlafen", begrüßt sie mich mit vor Freude nur so strahlenden blauen Augen an.

Noch so ein gut gelaunter Mensch in der Früh. Ich halte das nicht mehr aus. Und so schenke ich ihr einen genervten Blick und lege meinen Kopf auf den Tisch, damit er dort ein Nickerchen halten kann.

Doch ich hatte Meg mal wieder falsch eingeschätzt. ,, Hey kleiner, du musst wach werden! Heute ist die Auswahl des Jahrhunderts", plappert sie, wobei der letzte Satz eher ehrfürchtig gehaucht war.

,, Wir holen dir gleich einen Kaffee, das ist ja nicht auszuhalten! Wie lange hast du geschlafen?"

Müde hebe ich meine Hand und strecke 4 Finger in die Höhe und da ging es auch schon weiter.

,, Nur 4 Stunden?! Was hast du bitteschön bis heute in die frühen Morgenstunden getrieben, hm? Also feiern warst du ja nicht!", redete sie ohne nicht einmal Luft zu holen vor sich hin und als ich ihr antworten wollte, quasselt sie einfach weiter.

,, Ich verstehe dich einfach nicht! Wenn ich weiß, dass Morgen der beschissene Montag ist, dann gehe ich doch nicht erst um 5 schlafen." Sie holt einmal tief Luft und ich nutze den Moment, um ihr zu widersprechen.

,, 4 Uhr. Meg, es war 4 Uhr morgens", brumme ich und hebe meinen Kopf und setze mich relativ aufrecht hin.

,, Das macht keinen Unterschied -" wollte sie ihren Monolog weiterführen, doch wurde von unserer Klassenlehrerin unterbrochen, welche auf ihren Stelzen in unsere Klasse kam.

,, Guten Morgen", begrüßt sie uns kühl und knallte ihre Tasche auf den Tisch, wie immer. Dann schmiss sie sich auf den Tisch und gähnte mit vogehaltener Hand.

Unsere Lehrerin Mrs. Schreaver hatte sich den falschen Beruf ausgesucht. Sie war genau das Gegenteil von einem Morgenmensch und wurde erst in den Abendstunden munter. Eigentlich müsste sie in der Abendschule unterrichten. Das würde besser passen.

,, Kinners", begann sie schläfrig, ,,wir machen jetzt die Aufteilung. Wir Lehrer wissen ja, wie ihr eure Freundeskreise in der Schule habt und haben euch somit jemanden zugewiesen, den ihr vermutlich überhaupt nicht kennt. Die meisten Klassen wurden gemischt, aber es gibt auch einige Paare intern der Klasse. "

Sie zog eine Liste aus ihrer Tasche und ein Schalter in meinem Gehirn legte sich um. Ich war aufgeregt und ängstlich zugleich. Mein Herz fühlte sich schwer an und zugleich irgendwie leicht.

Mein Herz fing an schneller zu schlagen.

Meine Finger trommelten lautlos auf dem Tisch vor mir.

Mein Bauch fuhr Achterbahn und ich wollte nur noch weg.

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Das war das erste Kapitel meiner neuen Geschichte und ich hoffe euch hat es gefallen. Wenn lasst mir doch ein Feedback oder ein Vote da.😏😊

Bis zum nächsten Kapitel

You're gay- that's the problem #platinawards2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt