Kapitel 24- Ben

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Ich hatte ihn nicht mehr auffinden können. Sogar hinten an der Rauchermauer hatte ich nach ihm geschaut. Nichts. Weder in der ersten Pause, noch in den anderen Pausen. Alex sah ich immer. Egal wo ich hinblickte, überall stand Alex und blickte mich finster an.

Resiginiert hatte ich aufgegeben und ein kleiner, feiger Teil in mir war froh gewesen, dass ich ihn nicht gefunden hatte. Naja gut, so klein war der Teil nicht gewesen. Es war einfach der Teil in mir, der Konflikten äußerst gern aus dem Weg ging.

Nach der Schule stand Noan jedoch auf dem Schulhof. Ungefähr 20 Meter entfernt von mir in einer Ecke des Platzes. Meg, die neben mir stand, fiel es auch auf und sie schubste mich sanft in seine Richtung.

Zweifelnd schaute ich sie an, denn auch Alex und Filipe standen direkt neben ihm. Doch sie bestrafte mich mit einem mahnenden Blick und ich machte mich auf den Weg zu ihnen.

Sie bemerkten mich nicht. Zumindest taten sie so, als würden sie mich nicht bemerken. Doch als ich neben ihnen stand, schauten sie auf mich herunter.
Und mal wieder fiel mir auf, wie winzig ich eigentlich war. Alle drei überragten mich und allein das war beängstigend. Alexs verächtlicher Blick verstärkte dieses Gefühl nur noch und ich fühlte mich Sekunde um Sekunde unwohler. Mein Blick schwang zu Noan und blieb dort stehen. Ernst blickte er mich an und ich sah mal wieder, wie gut er aussah. Er trug einen simplen grauen Pullover und schwarze Jeans kombiniert zu braunen Boots. So schlicht. So einfach. So perfekt.

Noan schien überrascht und noch etwas lag in seinen Augen, was ich nicht deuten konnte. War es Trauer, Ärger oder Reue? Es schien undeutbar für mich und bevor ich länger darüber nachdenken konnte, wurde ich von Alex angschnauzt.

„Was willst du Schwuchtel ?!"

Noan sagte nichts dazu, sondern wandte seinen Blick auf den Boden vor seinen Füßen. Nachdem ich einmal tief durch geatmet hatte, nahm ich meinen Mut zusammen und antwortete auf Alexs fies gemeinte Frage.

„Ich muss mit Noan reden!"

Und als er nicht reagierte, ergänzte ich: „Allein. Unter vier Augen!"

Noan antwortete immer noch nicht, doch in Alex Gesicht breitete sich Entrüstung aus.

Blitzschnell hatte er seinen Arm gehoben und mich an der Schulter nach hinten geschubst. Überrascht stolperte ich ein paar Schritte und blieb dann erst stehen.

„Willst du dich ihm wieder an den Hals werfen?!", schrie er mich an und ich schaute erschrocken zu Noan. Auch dieser schien überrascht und schaute Alex verwirrt an. Doch bevor Alex irgendetwas ergänzen konnte, fasste Noan ihn an der Schulter und brummte.

„Ich hab dir gesagt, du sollst aufhören damit."

„Mit was?!", spottete Alex, „ihn so zu behandeln, wie er es verdient?!"

Noan seufzte, raufte sich die Haare und blickte ihn dann ernst an. „Nein. Du sollst anfangen, ihn zu behnadeln wie er es verdient. Denn das hat er nicht verdient, er verdient viel mehr", sagte er mit fester Stimme und blickte mich ernst an, bevor mich an der Schulter fasste.

„Gehen wir", murmelte er bestimmt und zog mich von seinen Freunden weg. Ich war ganz perplex und ließ mich mitziehen. Anscheinend hielt er ja doch mehr von mir und das er mich vor Alex verteidigt hatte, erfreute mich ungemein.

„D-danke", stotterte ich, als wir ein Stück weiter stehen geblieben waren und er lächelte sanft. „Ich kann dich nicht mehr mobben und ich kanm es auch nicht mehr zulassen, dass Alex das tut. Das hast du nicht verdient.", erklärte er sich mit leiser Stimme und starrte auf den Boden, während er den Kies auf dem Grund hin und her schob.

„Hab ich es verdient, dass du nachdem du mich geküsst hast, zu einer Schlampe gegangen bist, um mit ihr zu schlafen?!", fragte ich trocken, denn so sehr es mich auch rührte, dass er mich verteidigt hatte, war ich immer noch enttäuscht.

Er blickte überrascht hoch und wirkte verlegen. Einen Moment lang blickte er mir in die Augen und ließ dann seinen Blick auf meinen Lippen fallen, bevor er irgendwo in die Luft schaute.

Er schien sich unwohl zu fühlen und das verdeutlichte sich, als er die Hände in die Hosentaschen steckte.

„Ich war nicht bei Amy. Also ich hatte es vor, aber ich konnte einfach nicht", murmelte er dann und kratzte sich nervös am Hinterkopf.

Verwirrt runzelte ich die Stirn und und fragte dann: „warum hast du dann heute morgen geschwiegen?!"

Er schwieg wieder und ich spürte, wie schwer es ihm fiel. Doch wollte ich die Wahrheit wissen.

„Ich habe es in dem Moment für das beste gehalten... ", fing er an und stoppte sofort wieder. „Nein", fluchte er dann und raufte sich wieder die Haare. Er schwieg wieder und schaute sich nervös um, als hätte er die Hoffnung, irgendwer würde uns stören und er könnte flüchten. Doch es kam niemand und er schaute wieder zu mir.

„Hör zu", begann er dann und hatte sich wohl endlich dazu entschieden, mit mir zu reden. „Ich kann dich gut leiden, aber der Kuss war für mich nur eine Art Test, eine Bestätigung, ein Versuch. Wie auch immer du es nenne-"

„Du wolltest an mir austesten, ob du wirklich hetero bist? Das heißt: du spielst mit meinen Gefühlen, einfach nur um bestätigen, dass du auf Frauen stehst?!", hinterfragte ich entsetzt und er schaute mich zweifelnd.

„Du hast doch nicht wirklich viel dabei gespürt?", fragte er mit vorsichtiger Stimme und blickte mich zweifelnd an. Sofort schoss ein: „Nein!", aus mir heraus. Ich hasste Lügen zwar, aber es musste sein.

„Dann geht doch alles klar", murmelte er und schien dabei deutlich erleichtert, auch wenn noch etwas anderes mitzuschwingen schien.

„Nein! Eben nicht. Was wenn es so gewesen wäre. Spielst du gerne mit den Gefühlen anderer?!", blöffte ich ihn an und er blickte nun so schuldbewusst drein, dass ich es am liebsten zurück genommen hätte.

„Ben. Nein. Natürlich nicht. Ich wollte doch einfach nur mal ausprobieren", verteidigte er sich verzweifelt und sein Gesichtsausdruck spiegelte seine Verzweiflung wieder. Als ich ihn stur anschwieg fuhr er fort, seine Handlungen zu erklären.

„Und da ich nichts gefühlt habe, da ich dir das aber nicht ins Gesicht sagen wollte -weil ich ein feiger Hund bin- habe ich einen Grund gesucht, dass du dich von mir fernhälst. Da kam mir Amy gerade Recht."

Hach jaaa.
Wenn Ben nur wüsste, was wir wissen😂😅 aber ich habe noch ein paar viele Kapitel geplant...

Am Ende sollen es ungefähr 50-60 Kapitel werden. Je nachdem, wie es mir passt 😊 Versteht ihr Noans Reaktion und sein Verhalten? Ich finde es schon verständlich....

You're gay- that's the problem #platinawards2018Where stories live. Discover now