Kapitel 31- Benjamin

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Benjamin P.o.V

Entgeistert starrte ich Noan an, was erlaubte er sich?! Er konnte doch nicht einfach dazwischen gehen. Oder? Oder war es wie Max mir vorraus gesagt hatte und Noan stand wirklich auf mich, vielleicht sogar ohne es zu wissen.

„Ich habs dir gesagt", raunte Max mir noch zu, bevor er mich mit Noan allein ließ.

„Ich verstehe dich nicht", brüllte mich Noan über die Musik herüber an und das machte mich wütend. War es denn so schwer zu verstehen?! Wenn jemand nicht zu verstehen war. Dann war das eindeutig er selbst!

„Ich verstehe dich nicht", brüllte ich zurück, „erst willst du mich mit ihm verkuppeln, dann küsst du mich und sagst mir den Tag danach, du wolltest nur mal probieren wie es ist, einen Jungen zu küssen! Und nachdem ich  dich dann aufgegeben habe und es mit jemandem anderen versuche, gehst du dazwischen und behauptest der Kerl wäre nicht gut genug für mich?! Glaubst du, du wärst gut genug für mich?! Oder glaubst du etwa, ich wäre nicht gut genug für dich?!"

Wütend hatte er mir zugehört, doch hatte er genug Anstand besessen mich ausreden zu lassen, bevor er konterte.
„Ich finde dich viel verwirrender! Erst meinst du, du willst nicht verkuppelt werden, flirtest aber gleichzeitig mit dem Kerl. Ich wollte dir nur helfen. Als wir uns geküsst haben, war es dasselbe. Ich habe gemerkt, dass du auf mich stehst und habe mir gedacht, dass du deinen ersten Kuss lieber von deinem Schwarm, als von einem daher gelaufenen Typen haben willst. Dann habe ich einfach gemerkt, dass du jemanden besseres verdienst, als diesen Jungen und wollte verhindern, dass du in dein Verderben läufst. Ich hab das alles nur für dich getan", log er mir breit ins Gesicht und ich erkannte seine Lügen an seine Art, wie sich sein Gesicht verzog.

„DU SCHEIß, VERDAMMTES ARSCHLOCH, HÖR AUF ZU LÜGEN. DENN ICH REDE ERST WIEDER MIT DIR, WENN DU MIR DIE WAHRHEIT ERZÄHLST", schrie ich ihn an und er schreckte vor meiner plötzlichen Eskalation zurück.

Mein ganzer Körper war mit Wut erfüllt, als ich ihm eine Backpfeife gab und dann aus dem Raum rauschte. Es reichte mir. Die Lügen und das herumgedrücke um die Wahrheit. Er sollte bitte, einfach mal mit der Wahrheit rausrücken und es endlich zugeben, dass er schwul war. Offensichtlich war es ja anscheinend für alle. Ohne Orientierung drängte ich mich durch die Menschenmassen, doch hatte ich keine Kraft mehr, um die Leute anzuschnauzen, die gegen mich stießen. Es war doch sowieso egal und wenn ich es richtig bedachte, hatte ich das ganze zwischen Noah und mir jetzt erst Recht versaut.  Warum sollte er denn jetzt nochmal auf mich zukommen. Vielleicht sollte ich mich entschuldigen? Ich hatte doch nicht das Recht gehabt, ihn so anzuschreien? oder? Was hatte ich bloß getan?

"Alles gut?", hörte ich die Stimme von Max auftauchen und ich spürte seine Hand auf meiner Schulter. Mutlos schaute ich zu ihm hoch. 

"Ich glaub. Ich habe versaut", flüsterte ich und war mir nicht sicher, ob er mich verstanden hatte. Doch er lächelte mich nur versöhnlich an: "das wird schon wieder, glaubs mir!" Ich schüttelte nur den Kopf, doch fasste er mich nun an beiden Schultern und schüttelte mich kurz. Und tatsächlich half es. Ich spürte wie der Lebensmut zu mir zurück kam und straffte die Schultern. Heute Abend brauchte ich Alkohol. Ich wollte nicht mehr dran denken, was gerade passiert war und auch nicht, was noch passieren würde. Ich wollte einfach einen schönen Abend und  es schien als könne Max Gedanken lesen, denn er drückte mir einen dieser roten Becher in die Hand und klopfte mir dann ermutigend auf die Schulter, bevor er sich mit einem jungen Mann neben ihm unterhielt. 

Immer noch mit Bedenken beobachtete ich die Flüssigkeit in dem Becher, doch dann warf ich diese über Bord und kippte den Inhalt des Gefäßes in meinen Rachen. Augenblicklich verzog ich das Gesicht, denn es war höllisch eklig. Es brannte in meinem Rachen und ich hatte immer noch den alkoholischen Geschmack auf der Zunge liegen. 

Doch es dauerte nicht lang, bis ein warmes Gefühl sich in meinem Magen ausbreitete und das fühlte sich gut an. Deswegen machte ich mich auf den Weg und suchte die Küche, wo bestimmt weitere dieser Getränke zu finden waren. Und tatsächlich. In der Küche stand jemand und mixte ein paar Getränke. Ein wenig aufgedreht und mit deutlich mehr Elan im Blut, hüpfte ich neben ihn und strahlte ihn breit an. 

"Machst du mir auch so einen?", fragte ich überdreht und der junge Mann starrte mich überrascht an. War es denn so unwahrscheinlich, dass ich auch etwas trinken wollte? 

"Aber du bist doch fast noch ein Kind", murmelte er und schien nicht so, als wolle er mir tatsächlich etwas mixen. " Richtig. Fast noch. Eigentlich bin ich schon erwachsen und darf somit etwas trinken, also los jetzt!", forderte ich ohne auf und nachdem er kurz perplex auf mich herunter geschaut hatte, nickte er und machte mir auch einen Drink. Ungeduldig stand ich daneben und schaute ihm zu. 

"Ey kleiner", rief mir jemand lachend zu und ich schaute verwirrt hoch. Hatte mich da gerade jemand klein genannt?! Kurz schaute ich auf mich herunter, aber ich war doch gar nicht klein! 

"Doch ich mein dich", rief die Stimme  mir nochmal zu und nun schaute ich auf. Er meinte tatsächlich mich, denn er stand direkt vor mir. Es war der Junge, mit dem Max gerade geredet hatte und er hielt mir eine Pille hin. 

"Du schienst eben so traurig zu sein. Das hier hilft gegen Traurigkeit", sagte er mir und ich überlegte, sie zu nehmen. Aber war das nicht gefährlich? Doch er hatte Recht, ich war traurig und wenn es dagegen half?

Ich wollte gerade danach greifen, da hielt der junge Mann neben mir mein Handgelenk fest. "Spinnst du einem so kleinen Kerl, so etwas anzubieten ?!", fauchte er den Jungen mit der Pille an, doch der zuckte nur mit den Schultern. "Ist ja nichts schlimmes", behauptete er überhaupt nicht verwegen und als der junge Mann kurz mein Handgelenk locker ließ, griff ich schnell nach der Pille und steckte sie mir in den Mund. Um sie runter zu spülen nahm ich den fertigen Drink, der auf der Anrichte stand und kippte ihn hinterher. Es brannte und prickelte auf der Zunge. Doch es schmeckte nicht mehr eklig, sondern unglaublich süß.

Geschockt starrte mich der junge Mann neben mir an, doch der Junge vor uns zuckte nur grinsend mit den Schultern. "Siehst du? Ist doch alles gut!", behauptete er und verschwand wieder. 

"Das war nichts für dich", versuchte mir der junge Mann neben mir ins Gewissen zu reden. Doch es war ja sowieso schon zu spät und außerdem fühlte ich mich fabelhaft. Breit grinsend klopfte ich ihm auf die Schulter und hüpfte im Gleichschritt davon zurück in den Flur. Die Leute um mich herum störten mich auf einmal gar nicht mehr und ich fühlte den Beat viel stärker in mir pochen. Oder war es mein Herzschlag ? Egal!

Das einzige was ich jetzt wollte, war tanzen. Also machte ich mich auf den Weg zum Wohnzimmer. Doch weit kam ich nicht. Auf dem halben Weg wurde mir schwarz vor Augen und ich lehnte mich an die Wand neben mir. Plötzlich hielt die mich nicht mehr und so landete ich auf hartem Untergrunde. Alles tat mir weh, ich sah und hörte nichts mehr. Nur schwarz.

Nur Schwarz. 

Irgendwo hörte ich leise eine Stimme. Die Stimme von Noah. Sie redete auf mich ein, doch ich konnte die Worte nicht filtern. Mein Gehirn war wie weggepustet und nur eine Sache spukte mir durch den Kopf.

"Ich liebe dich Noan.”

You're gay- that's the problem #platinawards2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt