Kapitel 36

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Ben?"

Ich nickte und er schaute mich immer noch verblüfft an. Achtlos ließ ich meinen Rucksack fallen und trat auf ihn zu. Er sah so krank aus. Die Wangen gerötet, tiefe Augenringe und einen kaputten Ausdruck auf dem Gesicht.

Behutsam fasste ich ihm an die Stirn und zog meine Hand schnell wieder zurück. Eindeutig Fieber.

„Warum arbeitest du?”, fragte ich ihn besorgt und er legte erschöpft den Lappen auf das Regal. Stehen schien ihm zu anstrengend zu sein, denn er setzte sich auf einen der Sessel und unterdrückte ein Husten.

„Laura zwingt mich dazu”, sagte er widerspruchslos und schaute dann zu mir. „Was machst du hier? Ich mein, ich freue mich darüber, aber ich stecke dich nur an.”

Seine Besorgnis rührte mich und ich  wollte ihm den wahren Grund erzählen, doch Noan wieder gesund zu bekommen, zählte jetzt mehr.

„Irgendwer muss dich ja gesund pflegen”, antwortete ich ihm und zog ihn wieder auf die Füße. „Du musst wieder ins Bett”, befahl ich ihm und ließ ihn sich bei mir abstützen. „Aber die Aufgaben von Laura”, murmelte er halbherzig, doch als ich ihn streng anblickte, verstummte er.

Während ich ihn die Treppe hoch manövrierte, erzählte er mir, was er alles noch zutun hatte und ich stellte fest, dass diese Frau ein Monster war.

„Ich hab ne bessere Idee”, erklärte ich ihm und befahl ihm, sich auf die Treppe zu setzen. Dann lief ich in den Keller, um meinen Rucksack zu holen und rief von dort aus meine Mum an.

Nach einem langen Piepen, ertönte endlich ihre Stimme und ich seufzte erleichtert auf.

„Mum, Noan ist krank und ich muss ihn vom Waisenheim zu uns bringen, kannst du uns hier abholen. Jetzt sofort!”, sprach ich schnell ins Telefon und legte dann sofort auf, was sie vermutlich extrem verwirren sollte.

Doch das kümmerte mich nicht. Nur Noan kümmerte mich. Nachdem ich im Flur gewesen war, lief ich ins Obergeschoss und packte ein paar von Noans Klamotten ein, da ihm meine nicht passten.

Mit einer vollen Reisetasche lief ich schnell zurück in den Flur und stellte sie bei Noan ab.

„Du kommst mit zu mir”, verkündete ich ihm und er nickte schwach. Sein Zustand machte mir mehr und mehr Sorgen. Behutsam kniete ich mich vor ihn und strich ihm über die Wange, sodass er seine Augen wieder öffnete. „Nicht einschlafen hörst du?”, fragte ich ihn besorgt und lächelte ihn sanft an: „jetzt noch nicht.”

Er nickte wieder und lächelte mich schwach an. Zufrieden stand ich wieder auf und zog seine Mütze aus dem Mützenstapel. Sanft zog ich sie ihm über den Kopf, darauf bedacht, dass ich sie ihm über die Ohren zog. Dann wickelte ich den Schal von meinem Hals um seinen und zog seine Schuhe heran. Er schlüpfte schwach hinein und ich band sie ihm zu. Dann zog ich mir selbst die Schuhe wieder an und zog seine Jacke von der Garderobe.

„Du musst jetzt einen Arm heben”, befahl ich ihm sanft und er folgte meinen Anweisungen schwach. Schnell hatten wir die Jacken an und ich marschierte ins Wohnzimmer, zu dieser Laura.

„Ich werde Noan jetzt mitnehmen. Er braucht Erholung, Schlaf und Ruhe, damit er wieder gesund wird und das bekommt er hier nicht. Tschüß”, zischte ich sie an und bevor sie auch nur etwas sagen konnte, hatte ich das Wohnzimmer wieder verlassen und Noan im Flur auf die Füße gestellt.

Ich stützte ihn und doch kamen wir nur langsam voran. So langsam hoffte ich wirklich, dass meine Mum da sein würde, denn ich würde ihm nicht bis zu mir helfen können. Doch wir hatten Glück. Während wir die Haustür hinter uns geschlossen und den Weg zum Gartentürchen entlang schlurften, tauchte meine Mum in der Straße auf und parkte neben dem Haus. Als sie uns sah, sprang sie aus dem Auto, öffnete das Türchen und half mir Noan auf den letzten Metern zu stützen.

Wir manövrierten ihn auf den Beifahrersitz und ich stieg hinten ein. Als wir alle saßen, atmete ich erleichtert aus.

„So und jetzt bitte die Erklärung”, forderte meine Mat mit einem Seitenblick auf Noan und fuhr los.
Schnell erklärte ich es ihr und dann schwiegen wir. Mir war nicht nach reden. Meine Sorge um Noan, war viel zu groß.

Der Weg bis zu uns erschien mir wie eine Ewigkeit und von Noan hörte man auch nichts mehr. Doch endlich kamen wir zuhause an und halfen Noan die Treppe hoch in mein Zimmer und auf das Bett. Sanft zog ich ihm dort Schuhe, Jacke, Schal und Mütze aus. Er wollte sich bedanken, doch ich wunk ab und deckte ihm zu. Besorgt schaute ich zu ihm und strich ihm seine Haare aus dem verschwitzten Gesicht. Meine Ma war schon längst aus dem Zimmer und hatte uns alleine gelassen.

Noan schloss kurz die Augen, doch dann öffnete er sie wieder und fixierte mich mit den Augen.

„Ich habe dir etwas von der Party verschwiegen”, krächzte er mit gedämpfter Stimme und ich wisst nun schließlich, worauf er hinaus wollte.

„Ich weiß. Meghan hat mir alles erzählt”, murmelte ich ihm zu und strich mit der Hand behutsam durch seine Haare.

„Ich liebe dich Benjamin”, flüsterte er mit geschwächter Stimme und die Worte aus seinem Munde zu hören, war so schön, dass ich ausflippen wollte. Breit lächelte ich ihn an und spürte mein Herz in der Brust explodieren. Der Mensch den ich liebte, liebte mich auch und dieses Gefühl, war das schönste, was ich je erlebt hatte.

„Ich liebe dich auch Noan. Vom ganzen Herzen”, flüsterte ich liebevoll und er lächelte mich noch einmal schwach an, bevor er die Augen schloss und einschlief.

Eine Weile noch saß ich an dem Bett und betrachtete ihn. Doch dann küsste ich ihn auf die Stirn, strich ihm noch ein letztes Mal die Haare aus dem Gesicht und verließ dann das Zimmer.

yaaaa! erster Teil von vielleicht drei?

You're gay- that's the problem #platinawards2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt