Kapitel 34- Benjamin

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Ben P.o.V

Nachdem wir uns von den kleinen verabschiedet hatten und ich meine Sachen zusammen gesammelt hatte, die in Noans Zimmer verteilt waren, zog er mich an der Hand durch den Flur und aus dem Haus. Als wir draußen standen wollte ich seine Hand loslassen, doch er umschloss meine Finger fest und lächelte mich nur leicht verlegen an.

Es freute mich, dass er so mit mir Händchen halten wollte und ich spürte wie mein Puls sich verschnellerte. Eine gewisse Wärme breitete sich in mir aus und ich konnte ein stilles Lächeln nicht unterdrücken.

„Es ist nicht weit bis zu dir”, erklärte er mir und deutete mit seiner freien Hand nach rechts. Ich nickte und wir liefen los. Der eiskalte Wind zog um unsere Schultern und die Kälte kroch mir um die Beine.

Doch mir war trotz allem nicht kalt. Noan hatte meine Hand immer noch nicht losgelassen und wärmte damit nicht nur mein Herz, sondern entfachte ein warmes Gefühl in mir.

Glücklich konnte ich gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Er schwieg und schaute auf den Boden vor sich und auch ich schwieg, doch das störte mich nicht. Ich war glücklich, weil ich ihn um mich hatte und er meine Hand hielt.

Doch wirkte er irgendwie bedrückt. Irgendwas beschäftigte ihn und ließ ihn nicht in Ruhe.

Mein Haus war schon in Sicht, doch ich stoppte und stellte mich vor ihn, sodass er auch aufhören musste zu gehen.

„Ist alles in Ordnung?”, fragte ich ihn besorgt und sein Gesichtsausdruck veränderte sich ins Positive. Er nickte und atmete tief ein, bevor er den Mund aufmachte und sagte: „Ich bin bei dir und dir geht es gut, dass ist das wichtigste.”

Ein kleines Schmunzeln konnte ich nicht unterdrücken und es erfreute mich, dass er sich so rührend um mich sorgte.

„Aber geht es dir gut?”, fragte ich immer noch besorgt und schenkte mir einen skeptischen Blick: „Hab ich das nicht gerade gesagt? Ich bin bei dir und wie kann es mir da nicht gut gehen!”

Nun grinste ich wirklich breit von einem Ohr zum anderen und auch er grinste mich schelmisch an.

„Komm mir ist kalt und deine Mum macht sich bestimmt Sorgen”, verkündete er mir und ich nickte.

Der Weg bis zu unserem Haus war nicht mehr lang und als wir vor unserem Haus standen, ließ ich Noans Hand schnell los. 

Auch wenn ich das Gefühl liebte, wusste ich, dass es Noan lieber sein würde, wenn wir vor meiner Mhm nicht Händchen halten würden. Wer weiß, wie sie reagieren würde. Das peinliche Kopfkino schüttelte ich mit einem Kopfschütteln ab und drückte die Klingel. Augenblicklich wurde die Tür aufgerissen und meine Ma in Arbeitsklamotten trat aus unserem Haus. Doch sie schien nicht sauer oder ähnliches, nicht mal ansatzweise verärgert.

Sie blickte von Noan zu mir und wieder zu Noan, bevor sie mich fest fixierte. „Du erklärst mir das nachher”, verkündete sie mir, „auch wenn ich eigentlich keine Erklärung brauche, du bist schließlich mein Sohn und verträgst bestimmt genauso wenig wie ich. Aber eine Nachricht hätte ich nächstes Mal bitte, damit ich weiß, dass es dir gut geht. Ich hab mir nämlich Sorgen gemacht.”

Überrascht blickte ich sie an und auch Noan starrte sie verdutzt an. Sie war tatsächlich nicht sauer und wusste schon, dass ich viel zu viel getrunken hatte.

Ma bemerkte unsere verdutzten Blicke und fing an zu grinsen. „Ich war doch auch mal in eurem Alter. Macht euch einen schönen Tag, an der Arbeit erwartet man mich. Auch wenn es Samstag ist.”

Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und rauschte ab. Verwirrt blickte ich ihr hinterher und schaute dann zu Noan, welcher mich einen Bruchteil einer Sekunde anstarrte, um dann in Lachen auszubrechen.

Auch ich fing an zu kichern und trat ins Haus. Er folgte mir, ich schloss die Tür und wir zogen lachend die Wintersachen aus.

„Also bleibst du?”, fragte ich, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte und er nickte mich breit grinsend an.

„Yeyy”, freute ich mich riss die Arme hoch und drehte mich um, um ins Wohnzimmer zu gehen. In der Annahme, dass er mir folgen würde. Doch das tat er nicht. 

„Kommst du?”, fragte ich neugierig und schaute zurück in den Flur, wo er immer noch stand.

„Wollen wir nicht hochgehen?”, fragte er mich und deutete mit seinem Zeigefinger die Treppe hoch. Anscheinend fühlte er sich in meinem Zimmer am wohlsten.

Ich zuckte mit den Schultern. Mir war das egal. Also griff ich nach einer Schokoladentafel und ging zurück in den Flur.

Bevor ich die Treppe hochgehen konnte, fing Noan mich ab und hob mich hoch. Ich quiekte vor Überraschung und Schreck. Er schmiss mich über seine Schulter, sodass ich nur seinen Rücken zu sehen bekam und sein ansehnliches Hinterteil.

„Was soll das werden?”, fragte ich belustigt, da es ja eigentlich keinen Grund dazu gab und ich nichts falsch gemacht hatte.

Doch er zuckte nur belustigt mit den Schultern und lachte, was ich durch das Vibrieren seiner Brust spürte.
Dann stapfte er die Treppe hoch und schüttelte mich dabei durch.

„Du bist so ein Fliegengewicht”, bemerkte er spöttisch und als Protest klopfte ich ihm auf den Hintern, was er mit einem "Au" kommentierte

„So leicht bin ich gar nicht. Du Memme”, brachte ich kichernd hervor und er stoppte sofort, wir waren oben angekommen. Aber das war nicht der einzige Grund.

„Du nennst mich eine Memme?!”, fragte er mich belustigt und eher weniger ernst.

Ich nickte grinsend, bis mir einfiel, dass er das ja nicht sehen konnte. „Ja, lässt du mich jetzt herunter?”, fragte ich neugierig und er schnaubte abfällig. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich nach der Aktion runter lasse ?”, fragte Noan mich und wenn iches mir so Recht überlegte, würde ich mich selbst auch nicht runterlassen.

„Aber es ist unbequem”, beschwerte ich mich halbherzig, doch er brummte nur ein, „Nein”, und ging weiter, bald sah ich meinen Zimmer Fußboden vor mir.

Plötzlich schmiss er mich von seiner Schulter und ich landete auf meinem gemütlichen Bett. Es war eiskalt, meine Ma hatte in der Nacht das Fenster aufgemacht.

Auf Noans Schulter war es eindeutig wärmer. Er sah mich von oben ein wenig beleidigt an. Nicht nur ein wenig. Er war beleidigt und schniefte.

Plötzlich nieste er unnormal laut und klang dabei, wie ein Elefant, was mich zum Lachen brachte. Das lockerte die Stimmung, denn auch er konnte darüber nur lachen.

Doch die Kälte kroch durch meinen Pulli und so hob ich die Decke hoch, um mich darunter zu legen. Plötzlich wurde ich sehr müde und ich mummelte mich ein. Einen Moment später hob Noan die Decke an und gerade als ich protestieren wollte, legte er sich zu mir und deckte uns wieder zu. Wir lagen uns gegenüber und ich schauten uns in die Augen. Mir fiel mal wieder auf, wie schön seine Augen waren. Das zarte, helle Braun mit den dunkleren Sprenkeln strahlte mir entgegen und ich wollte meinen Blick nicht abwenden.

Er blinzelte und hob eine Hand, um mir zärtlich einmal über den Kopf zu streichen. Er wollte seine Hand dann wieder wegnehmen, doch ich hob schnell die meine, um ihn zu stoppen. Schnell rollte ich mich näher an ihn heran, sodass ich mit meinem Rücken zu ihm war. Dann legte ich seinen Arm um mich und ich spürte, wie er sich näher an mich ran kuschelte.

Zufrieden und glücklich schloss ich die Augen. Ich fühlte mich geborgen und unglaublich wohl. Wie froh ich doch war, dass sich das ganze in den letzten Wochen so entwickelte hatte. Auch wenn ich immer noch nicht verstand, was das zwischen uns war. Also von mir aus ist es klar, doch von ihm.

Doch etwas war zwischen uns und das konnte er nicht leugnen.

You're gay- that's the problem #platinawards2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt