Kapitel 35

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Als ich am Montag aufwachte, quälte mich die Wintersonne mit ihren hellen Strahlen. Ich seufzte genervt auf und blickte auf den leeren Platz neben mir.

Noan hatte Samstag bei mir geschlafen, wobei wir schon den Tag hauptsächlich mit schlafen verbracht haben. Schlafen und kuscheln, dachte ich und ein breites Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht aus. Das er bei mir geschlafen hatte, war sehr zu Freuden meiner Mutter gewesen und sie hatte sich mit Noan eigentlich ganz gut verstanden. Bis auf ein paar kleine peinliche Patzer meiner Ma war alles gut gelaufen und Noan hatte mir versprochen nun öfter zu kommen. Doch richtig darüber geredet, was wir jetzt sind und wie wir uns fühlen, hatten wir nicht und es bedrückte mich, da ich nicht wusste, wie ich mich nun in der Öffentlichkeit ihm gegenüber verhalten sollte.

Aber wer weiß und da musste ich jetzt durch. Mit einem letzten Seufzen verließ ich mein warmes Bett und lief über den eiskalten Fußboden schnell zum Bad. Dort hatte meine Mum immerhin schon die Heizung angedreht und es war warm genug, um sich ein wenig Zeit beim Waschen zu lassen. Doch als ich auf die Uhr blickte, fiel mir auf, dass ich gar keine Zeit hatte, um mir Zeit zu lassen. Fluchend schrubbte ich mir noch die Zähne und lief zurück in mein Zimmer, wo ich mir Klamotten suchte und meinen Rucksack mitnahm.

In einem Tempo, was für diese frühe Morgenstunde nicht geeignet ist, raste ich die Treppe herunter und fiel an der letzten Stufe fast über meine Schuhe, die im Weg lagen.

Doch ich fasste mich noch und machte mich auf den Weg in die Küche, wo ich mir mein Pausenbrot schnappte und von da aus direkt in der Flur lief. Dort warf ich mir schnell alles über, was mich warm halten sollte und lief dann los.

Gerade noch rechtzeitig mit dem Eingangsläuten, betrat ich den Raum und ließ mich auf dem Platz neben Meghan nieder.

„Na?", fragte sie mich erfrischt und gut gelaunt, während sie mich breit anstrahlte. Ihre gute Laune am Morgen war mir ernsthaft suspekt.

„Hast du irgendwelche Pillen eingenommen?", fragte ich sie mehr ironisch als wahr und sofort verdunkelte sich ihr Gesichtsausdruck.

„Nein, aber du am Wochenende", murmelte sie leise, da unser Lehrer in den Raum gekommen war. Ich sollte Drogen genommen haben? Freiwillig? Niemals! Heftig schüttelte ich den Kopf, doch Meg nickte und erklärte: „Aline hat mir erzählt, dass sie dich auf dem Boden liegend gefunden haben und irgendein Kerl hat gestanden, dass er wir das abgedreht hat. Du lagst anscheinend in Noans Armen, welcher geheult hat, weil er gedacht hat, du würdest nicht mehr gesund werden. Hat Noan dir nicht erzählt?"

Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Das sollte passiert sein? Und warum hatte Noan mir nichts davon erzählt. Aber wenn ich wirklich ohnmächtig war, war es ja logisch, dass ich mich an nichts erinnern konnte.

„Und Aline hat mir noch etwas erzählt", flüsterte sie nun, da unser Lehrer strafend in unsere Richtung schaute.

„Anscheinend hast du Noan, während deiner Ohnmächtigkeit eine Liebeserklärung gestammelt und darauf hat er noch mehr angefangen zu weinen und sie leise erwidert", erzählte sie mit gedämpfter Stimme und mir stockte der Atem. Er hatte mir gesagt, dass er mich liebte? Noan liebte mich?

Ich wurde plötzlich ganz aufgeregt und wollte das unbedingt mit Noan klären, denn vielleicht machte ich mir unnötig Hoffnungen und Meghan erzählte nur Stuss. Aber das würde natürlich auch erklären, warum er so traurig war, nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich mich nicht erinnern würde.

Es machte alles einen Sinn und bestätigte nur das, was sowieso alle schon wussten. Anscheinend war ihm in genau dem Moment klar geworden, wie seine Gefühle für mich standen.

„Wo ist er?", fragte ich hektisch und wollte einfach nur mit ihm reden.

„Alex meinte er ist krank", murmelte Meghan und ich schaute erschrocken auf die Uhr. Ich konnte nicht bis Schulschluss warten und das wollte ich auch nicht.

„Ich gehe zu ihm nachhause", verkündete ich ihr und fing an meine ausgepackten Sachen wieder ein zu packen. „Was?!", fragte sie geschockt und schaute auf: „Das kannst du nicht machen."

„Ich muss aber mit Noan reden und deswegen kann ich das", fauchte ich sie ein wenig harscher als geplant an und sie seufzte.

Ohne auf eine Antwort zu warten, sprang ich auf und lief vorne zum Pult des Lehrers.

„Ich habe eine wichtige Angelegenheit zu erledigen, Herr Wallers und das werde ich nun tun. Auf Wiedersehen", verkündete ich und bevor er etwas entgegnen konnte, lief ich aus dem Raum und den Weg zu Noan. Nicht ein einziges Mal hielt ich an, um Luft zu holen und auch wenn mein Atem nur noch stoßweise ging, lief ich ohne Pause weiter.

Endlich bog ich in die Straße von dem Waisenheim ein und hielt an, um das Gartentürchen zu öffnen. Schnell rannte ich das letzte Stück zur Tür und hielt dann stolpernd an, wobei ich zeitgleich auf die Klingel drückte.

Ich musste einen Moment warten, doch dann machte mir eine schmale, noch kleinere Frau als ich, die Tür auf. Ihr Haar hang ihr in fettigen Strähnen auf den Schultern und sie stank nach Rauch und Alkohol.

„Ich möchte gerne zu Noan", begrüßte ich sie und musste mich dabei echt zusammen reißen, damit ich nicht die Nase oder die Mundwinkel, vor Ekel verzog.

„Wer bist du", schnauzte sie mich unfreundlich an und hauchte mich dabei mit einer Mundgeruchwolke an. Angewidert trat ich einen Schritt zurück und murmelte dann.

„Ein guter Freund von ihm."

„Wusste gar nicht, dass der Rotzlöffel Freunde hat", brummte sie entnervt und ließ mich dann durch die Tür. Schnell zog ich die Schuhe aus und wollte nach oben zu seinem Zimmer laufen, als die unfreundliche Frau zu mir sagte: „Er ist unten und saugt den Keller."

„Aber er ist doch krank?!", fragte ich verblüfft und drehte mich zu ihr um. „Dann kann der Rotzlöffel trotzdem noch arbeiten", brummte sie und trottete an mir vorbei ins Wohnzimmer.

Ich verspürte so einen großen Hass gegen diese Frau, dass ich ihr eine knallen wollte, doch ich besann mich darauf, dass ich wegen Noan hier war und ging die Treppe in den Keller hinunter. Je tiefer ich kam, desto dämmriger wurde das Licht und ich hörte jemanden husten. Das musste bestimmt Noan sein. Und tatsächlich stand er im ersten Raum und putzte das Regal ab. „Noan", rief ich erleichtert aus und er drehte sich verwirrt zu mir um.

„Ben?"

Ahhhhh!!!
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Wie wäre es bei dem Anlass mit einer Lesenacht?

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