Kapitel 8- Benjamin

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Nicht korrigiert und überarbeitet

Benni p.o.v

Verblüfft schaue ich Noan hinterher und blicke dann zu Alex, welcher sich kommentarlos an unseren Tisch hatte sinken lassen und nun verbissen auf den Holztisch vor sich starrte. Anscheinend hatte das hyperaktive Mädchen neben mir die Hosen in der Clique an. Die wilden roten Locken fielen ihr bis zur Hüfte und wenn sie den Kopf schnell drehte, bekam man sie ins Gesicht gefegt. Was zugegeben in der letzten Minute dreimal passiert war.

Ich schaute zu Meghan und auch sie schaute im selben Augenblick zu mir. Wo waren wir da hinein geraten? Es konnte doch nicht wirklich passiert sein, dass wir zwei friedlich mit Alex und Filipe an einem Tisch saßen und das nur wegen einem rothaarigen Mädchen, dessen Name ich nicht wusste und Emma, die Noan offensichtlich gesagt hatte, er dürfte keinen Ärger anzetteln.

Wenn dieses Mädchen nicht da wäre würde zwischen uns eine ganz schön peinliche Stimmung herrschen, doch sprach genug für uns fünf und ihr selbst fiel es kaum auf, dass außer ihr niemand etwas sagte. Das war auch gut so, denn so wie ich sie einschätzte, würde sie uns sonst zwingen etwas zu sagen.

Kurze Zeit später kam Noan endlich mit dem Essen wieder und ich hoffte das fremde Mädchen würde wnigstens während dem Essen ihren Mund halten. Aber nein, falsch. Sie fing an immer zu reden, wenn sie gerade nichts im Mund hatte. Irgendwann hatte ich aufgehört ihr zu zu hören und aß still und friedlich meinen Schokoladenkuchen. Auch wenn ihre Stimme teilsweise schwer zu ertragen war, war es um meilenweit besser als dumme Kommentare und verbale Folter. Ich hoffte nur, dass das jetzt nicht immer so laufen würde.

Während des Gesprächs, naja Monologs des Mädchens rutschte ich soweit von ihr weg, dass ich ihre Haare nicht mehr ins Gesicht bekam und fing dann an unauffällig Noan zu beobachten, wie er den Leuten ihren Kaffee brachte, dabei Smalltalk mit ihnen führte und erstaunlich oft lächelte. Es schien ein ehrliches Lächeln zu sein, denn es war nicht sein übliches, hämisches Grinsen, was er mir sonst immer zu warf. Und wie gut ihm dieses Lächeln stand, ich bekam es ja Recht selten zu Gesicht. Doch wie sich tatsächlich Grübchen in seinen Wangen zeigten und seine haselnussbraunen Augen strahlten Lebensfreude aus. Generell sah er heute außerordentlich gut aus und wenn ich jetzt anfangen würde zu schwärmen, würde ich vermutlich auch nicht mehr aufhören können und mir fiel ein, dass mich ja auch jemand sehen könnte, wie ich hier am Tisch und fast anfing zu sabbern.

Peinlich berührt schaute ich zurück auf den kläglichen Rest meines Schokokuchens und dann in die Runde, ob jemand etwas gesehen hatte. Doch es schien nur Meg gewesen zu sein, die mir wissend zu grinste und wieder von ihrer heißen Schokolade trank. Obwohl wir erst Oktober hatten, trank sie das Zeug und es war ihr offensichtlich nicht zu heiß.

Als ich auf die Uhr schaute, erschrak ich und schaute zu Meg, "Meg wir müssen", verkündete ich und unterbach dabei den Monolog von dem rothaarigen Mädchen, die glaube ich gerade über Fußball sprach? So richtig sicher, war ich mir da nicht.

Nach meinem Satz, spürte ich wie die Anspannung von 3 Leuten in unserer Runde abfiel. Meghan nickte glücklich und lächelte mich an. Alex und Filipe lehnten sich entspannt zurück, nur das fremde Mädchen zog eine traurige Schnute und umarmte mich fest. Wobei ich glaubte, ich würde fast ersticken, so fest im Griff hatte sie mich. ,,Warum?", fragte sie beleidigt und ich musste zu ihr aufschauen, da sie riesig war. Naja zumindest für ein Mädchen.

,,Weil ich gerne nachhause möchte, Meg auch und wenn ich in einer halben Stunde nicht zuhause bin, wird mich meine Mama umbringen", murmelte ich und wurde leicht rot bei dem Gedanke, was Alex wohl von mir denken würde. Und als hätte ich es nicht schon vorgeahnt, schnaubte er abfällig, ,,Muttersöhnchen."

Das fremde Mädchen boxte ihn am Arm, doch er schaute sie nur finster and, ,,Was Ely!?", hakte er entrüstet nach, ,,Ich hasse diesen Jungen und ich verstehe einfach nicht, wieso wir uns jetzt geschlagene zwei Stunden hier hin setzen mussten. Hätten wir uns nicht einfach an das andere Ende des Raumes setzen können?! Dann hätten wir einen schönen Nachmittag gehabt und das wäre der Schwuchtel auch lieber gewesen. Du hättest uns allen einen Gefallen getan. Aber stattdessen sitzen wir und du fragst dich, warum er gehen will. Hast du dir selbst mal zu gehört, wie viel Schwachsinn du redest?! Und wo ist überhaupt dein beschissener Freund, der dir zumindest mal das Maul stopft, auch wenn es mit seiner Zunge ist. Man", ließ er seinem Ärger Luft und hatte damit die Blicke der anderen Cafébesucher auf sich gezogen. Auch Emma schaute herüber und Noan, welcher gerade aus der Küche kam, stapfte wütend zu uns herüber.

,,Warum haltet ihr es keine zwei Stunden miteinander aus, ohne euch zustreiten?!", zischte er die beiden an und auch diese Ely hielt jetzt den Mund. Ehrfürchtig schaute sie den sich zur Ruhe zwingenden Noan an und wollte gerade den Mund aufmachen, als Noan ihr zuvor kam. ,,Elysa und Alexander. Wenn ihr beiden jetzt bitte einmal auf mich hören würdet und das Café innerhalb der nächsten Minute verlassen würdet?", fragte er mit ruhiger Stimme und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Tür, ,, raus jetzt. Sofort!"

Die zwei genannten sprangen hastig auf und ging schnellen Schrittes auf die Tür zu. Nachdem sie das Café verlassen hatten stand auch der ruhige Filipe auf, klopfte Noan auf die Schulter und murmelte ein, ,,Ich fahr die Idioten heim. Sorry, dass wir deinen ersten Arbeitstag versaut haben."

Mit diesen Worten wand er sich von ihm ab und ging zur Tür raus. Man konnte sehen, wie er die beiden mit aller Seelenruhe zu seinem Auto bugsierte und sie dort einstiegen ließ. Ich blickte wieder zu Noan, welcher vor Erschöpfung der Augen geschlossen hatte. ,,Alles gut?", fragte ich und holte ihn damit zurück ins hier und jetzt.

,,Ja", murmelte er genervt und funkelte mich wütend an, als könnte ich etwas dafür, dass seine Freunde nicht mehr alle Tassen im Schrank hatten. ,,Klar", hängte er dann noch dran und schien mich nun ignorieren zu wollen, denn er sprach nur an Meg gewandt, als er fragte, ob sie denn zahlen wollte. Die grinste mich nur hinterhältig an und schaute dann zurück zu Noan. ,,Benjamin zahlt", verkündete sie ihm, was dazu führte, dass wir beide genervt aufstöhnten. Er weil er nicht mit mir reden wollte und ich, weil ich irgendwann wegen ihr noch pleite sein werde. Doch Noan riss sich zusammen und wandte sich an mich, wobei er sich ein gefaktes Lächeln aufzwang.

,,Hör auf zu grinsen", brummte ich genervt, ,,ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst. Also verhalte dich auch so und fake keine Freundlichkeit", fuhr ich ihn an und es fiel mir auf, dass ich für meine Verhältnisse heute einen recht aggressiven Tag hatte.

Doch er lachte nur auf und sein Lachen klang wie Musik in meinen Ohren. So schön rau und doch auch gleichzeitig so klar, was eigentlich überhaupt keinen Sinn machte. Und doch war ich so verwirrt, dass ich kaum die Augen von ihm lassen konnte.

,,Eigentlich würde ich alles tun, um deine Meinung nicht zu teilen Schwuchtel, aber das du einfach richtig liegst, muss ich deiner Anweisung wohl oder übel folgen. Also:", erklärte er nun vollkommen ernst und durchbohrte mich mit seinen Blicken. ,,Für eine heiße Schokolade und einen Schokokuchen bekomme ich 4,90€ von dir", nannte er mir den Betrag und streckte seine Hand aus. Hastig kramte ich aus meiner Jeansjacke das nötige Geld heraus und legte es ihm in die Hand. Als sich unsere Hände dabei flüchtig berührten, stockteich kurz und blickte hoch in seine Augen. Es war als würde eine Art Blitz unsere Hände verbinden, doch es war kein Stromschlag, sondern mehr ein Gefühl. Ob er das auch gefühlt hatte?

Ich für meinen Teil, wollte nichts mehr als ihn zu berühren. Sein wunderschönes Lächeln auf mir zu spüren.

Einen kurzen Augenblick schien es so, als hätte er tatsächlich etwas gefühlt. Doch dann bildete sich wieder das hämische Grinsen in seinem Gesicht. „Du solltest weniger Schokokuchen essen, du wirst noch fett", ärgerte er mich schalkhaft und packte das Geld ins Portemonnaie.

Verärgert runzelte ich die Stirn, doch berührte Meg sanft meinen Arm und versah mich mit einem bedeutungsvollen Blick. Ich nickte und wir zogen unsere Jacken an, bevor Noan sich wortlos verabschiedete.

Kurz schaute ich ihm nach, doch riss ich mich zusammen und wurde dann auch von Meg aus dem Café geschleift. „Nie wieder!", meinte sie zu mir und prustete los. Ich fiel in ihr Lachen ein, weil ich ihrer Lache einfach nicht wiederstehen konnte.

„Nie wieder, werde ich einen kompletten Nachmittag, mit diesem durchgeknallten Mädchen verbringen”, behauptete sie und mein Lachen verebbte langsam. Als auch sie sich beruhigt hatte. Legte sie ihren Arm, um meine Schulter und wir machten uns auf den Nachhauseweg.

You're gay- that's the problem #platinawards2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt