Kapitel 12 - Stille

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»Mann, jetzt hab ich mich total mitreißen lassen von dir!«, meckere ich vor mich hin, während Harry - diesmal wirklich - zum Strandhaus fährt. Na ja, zumindest hoffe ich es.

»Du nervst wieder.«

Ich schnaube. »Sagst du. Es war auch nervig, als du meine Pommes geklaut hast.«

Er lacht auf und zuckt mit den Schultern. »Ich brauch halt viel mehr als du. Außerdem meinte ich das ernst mit der Diät.«

»Fick dich.«

»Autsch, das verletzt mich jetzt zutiefst, Ava-Grace«, sagt er, zuckt mit den Schultern und grinst. Also ein guter Schauspieler ist er nicht unbedingt. Oder hat er gar nicht versucht traurig auszusehen? Wer grinst denn bitte, wenn er traurig ist.

Harry, vielleicht.

Ich stöhne genervt auf und verschränke beleidigt die Arme vor der Brust. »Ich hasse Ruby dafür, dass sie meinen vollen Namen erwähnt hat.«

»Also ich finde es witzig, wie du dich darüber aufregst.« Arsch.

»Ich hasse diesen Doppelnamen«, sage ich leise und lehne dabei meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe. Es ist schon spät und alles ist dunkel. Es würde sich sicher toll anfühlen, jetzt das Fenster zu öffnen und die kühle Abendluft zu spüren.

»Warum?«

»Fragst du jetzt aus Höflichkeit, oder weil es dich wirklich interessiert?«, stelle ich die Gegenfrage und sehe ihn von der Seite an.

Ich sehe, wie sich seine rechte Augenbraue hebt. Er selbst löst nicht den Blick von der, inzwischen dunklen, Straße. »Beides.«

»Es gibt keinen wirklichen Grund dafür. Es ist einfach so.«

»Ach echt? Ich dachte, der Spießer hätte wieder ein Kommentar abgelassen.«

»Zum zweiten Mal: Malcolm ist kein Spießer.«

»Aber einen Kommentar hat er trotzdem gemacht.« Keine Frage – eine Aussage.

»Nein, hat er nicht«, widerspreche ich dem Lockenkopf und sehe wieder aus dem Fenster. »Zumindest kann ich mich an keinen Kommentar erinnern.« Und das ist sogar die Wahrheit.

Dann herrscht Stille – wenn man mal beim Motorgeräusch im Hintergrund hinwegsieht. Ich sehe weiterhin aus dem Fenster und hänge meinen Gedanken nach. An der vorbeirauschenden Landschaft kann ich erkennen, dass es nicht lange dauern würde, bis wir das Strandhaus erreichen würden. Lange ausatmend lehne mich meinen Kopf gegen das kühle Glas.

Wieder fällt mir auf, dass keine Musik läuft. Ich mag es nicht, wenn es so still ist – deswegen läuft in meinem Wagen Zuhause immer Musik. Langsam hebe ich meinen Kopf wieder und sehe zu Harry, der sich anscheinend voll und ganz auf die Straße konzentriert. Während ich wieder zum Fenster neben mir sehe, frage ich: »Magst du die Stille?«

»Wie kommst du drauf?«, stellt er die Gegenfrage.

So langsam fange ich an, Harry zu verstehen. Auf eine Frage, die persönlicher ist, antwortet er mit einer Gegenfrage – und am Ende gibt es noch immer keine richtige Antwort auf meine Frage.

»Du hast nie Musik im Auto laufen«, antworte ich, »Und du bist früh morgens beim Strand, weil es dort still ist.«

»Weil man dann besser denken kann.«

»Und worüber denkst du so oft und lange nach?«, frage ich weiter und betrachte ihn dabei von der Seite. Es vergehen einige – viele Sekunden, doch Harry scheint keinen Anschein zu machen, als wolle er antworten.

Ich seufze und wende mich abermals zum Fenster. Wir sind gleich beim Strandhaus, ich erkenne die Nachbarschaft wieder. »Ich denke, dass ganze Denken und still sein, tut dir nicht gut.« Mit zusammen gepressten Lippen fange ich an, den langen Rock zu richten, sodass ich ohne Probleme aussteigen kann, sobald Harry den Wagen vor dem Hof halten würde.

»Woher willst du das wissen? Du kennst mich nicht«, fragt Harry und noch im selben Moment hält er vor dem Strandhaus an. Ich öffne die Tür, ohne lange zu Zögern.

»Danke fürs Fahren, Harry. Ich revanchiere mich dafür irgendwann mal«, bedanke ich mich und steige aus. Doch bevor ich die Tür zuschmeiße, halte ich inne und sehe nochmal in den Wagen hinein. »Mag sein, dass ich dich nicht kenne – und mir vielleicht sogar etwas einbilde, aber ich denke nicht, dass es jemals gut war, etwas in sich hinein zu fressen. Was auch immer es ist.« Dann schmeiße ich die Tür zu und gehe einen Schritt zurück, damit Harry weiter fahren kann – was er auch ohne lange zu zögern tut.

Und obwohl es mich nichts angehen sollte, möchte ich trotzdem wissen, woran er so lange denkt, ohne es jemanden zu sagen. Obwohl ... vielleicht sagt er ja doch jemanden, nur weiß ich es nicht.

Ich seufze und mache auf dem Absatz kehrt, um das dunkle Strandhaus anzusteuern. Meine Hoffnung, dass Ruby schon hier ist, sinkt ein wenig. Trotzdem, vielleicht hat sie auch einfach das Licht ausgelassen und liegt deprimiert auf dem Bett. Wobei, dass würde ihr nicht ähnlich sehen. In den ganzen Jahren habe ich sie niemals deprimiert auf dem Bett liegen sehen – höchstens müde oder komplett unmotiviert. Aber niemals traurig. Das bin ich immer.

Was tut Ruby denn immer, wenn sie schlecht gelaunt ist? Eigentlich nichts besonderes. Sie hat dann immer dieses Gesicht drauf, das wie sieben Tage Unwetter aussieht und tut das was sie immer tut – Fernsehen, oder am Handy sitzen. Oder sie isst.

Ich bete noch ein letztes Stoßgebet gen Himmel, während ich die Tür aufschließe und den dunklen Flur betrete.

»Ruby?«, rufe ich, während ich die Tür hinter mir schließe. Keine Antwort. »Leute?«, rufe ich wieder, in der Hoffnung, dass die Anderen vielleicht schon wieder da sind. Doch wieder keine Antwort.

Hätte ich mir eigentlich denken können. Wären sie hier, wäre es nicht überall dunkel. Aber wo bleiben die überhaupt? Sind sie noch bei der Party? Wenn nicht, wären sie sicher wieder hier, schließlich haben Harry und ich noch einen Abstecher nach McDonalds gemacht.

Ich schiebe die Gedanken beiseite und beschließe im Schlafzimmer nachzusehen, ob Ruby vielleicht dort ist. Ohne meine Schuhe auszuziehen, gehe ich also durch den Flur, mache dabei nebenbei das Licht an und gehe bis zu unserer Zimmertür.

Doch hinter dieser ist alles genauso, wie wir zurückgelassen haben. Das Gefühl, dass hier auch nichts angefasst wurde, seitdem wir das Haus verlassen haben, ist da und ich bin mir ziemlich sicher, dass das Gefühl sogar richtig ist.

Enttäuscht und besorgt, darüber dass Ruby nicht hier ist, lehne ich mich gegen den Türrahmen und lausche einen Moment lang der Stille. Sie war genauso wie in Harrys Auto, nur dass es diesmal kein Motorgeräusch im Hintergrund gibt. Und genau das macht die Stille noch unerträglicher.

»Scheiße, wo steckt sie nur?«, frage ich leise mich selbst.


*

JA ICH LEBE UND ICH HABE ENDLICH EIN KAPITEL GESCHRIEBEN – AUCH WENN ES KÜRZER IST ALS SONST.

Aber ich wollte euch nicht mehr warten lassen, weil wir fucking 10K Reads und fucking 1K Votes geknackt haben. Nach nur 12 Teilen – DANKE.

Zusätzlich sind meine Ferien bald vorbei – am Donnerstag habe ich wieder meinen ersten Schultag (Kotz.). Und ich habe echt Schiss vor der 9. Klasse, da ich schon letztes Jahr eins, zwei Probleme hatte. Deswegen wundert euch doch bitte nicht, sollte ich auf Wattpad ein bisschen bzw sehr unaktiver werden. (Was ich bei euch natürlich nicht hoffe!)

APROPOS, ich bin morgen im Heide-Park Soltau – ist da sonst noch jemand zufällig da? (Ich frage aus reinem Interesse, keine Angst, haha.)

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THREE WEEKS » Harry StylesWhere stories live. Discover now