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Ich stand wieder im Labor. Daniel war gerade an der Maschine angeschlossen. Lucas stand neben ihm und sah sorgenvoll auf ihn hinab. Auch der Colonel und Dr. Logan waren anwesend. Er meinte, es liefe bis jetzt alles super.

„Sir, Adria... Ms Jones hat ihr Training erfolgreich bestanden. Ihre Schusssicherheit ist voll ausgebildet und ihre Ausdauer ist auch weit ausgereift.“ berichtete Connor.
Anscheinend nannten mich jetzt alle nur noch beim Nachnamen.
„Das ist gut. Durch weitere vier Tage werden ihre Fähigkeiten perfektioniert werden.“
Ich fragte mich, ob ich dann wirklich eine Soldatin war. Aber da gehörte doch wohl mehr dazu, als nur körperlich fit zu sein.
„Die zwei Stunden sind fast um, dann schließen wir Mr. Stuart an.“ gab der Doktor bekannt. Er musste wohl Lucas meinen, denn er zuckte bei den Worten zusammen.

„Ms. Jones. Sie haben sicher Hunger. Bis die Zeit um ist, können sie etwas essen gehen.“ riet mir Connor.
Warum nannten uns jetzt alle immer beim Nachnamen? Ich war mit Connor doch schon beim „Du“. Ohne ein Wort zu sagen, nickte ich nur und verließ dann diesen grässlichen Raum.
Ich stand mit dem Rücken zur Tür gelehnt und wollte gerade losgehen, als sie plötzlich wieder aufging. Lucas kam heraus.

„Es dauert noch eine halbe Stunde, bis ich an der Reihe bin und bis dahin kann ich, oder besser gesagt soll ich, auch was essen gehen.“ ich nickte zur Verständnis und gemeinsam gingen wir Richtung Cafeteria. Mittlerweile kenne ich die Wege und wir verirrten uns nur noch selten.
Obwohl ich keinen Hunger hatte, lud ich meinen Teller mit Kartoffelbrei und einem Stück Fleisch auf. Recht viel mehr Auswahl gab es nicht. Ich setzte mich an einen Tisch weiter hinten und Lucas tat es mir gleich. Außer ein paar Soldaten und vielleicht noch weniger Ärzte, war die Cafeteria fast leer.
Ich stocherte auf meinem Fleisch herum und fragte mich gerade, wie ich das eigentlich alles essen soll. Ich hatte überhaupt keinen Appetit, obwohl ich seit gestern Mittag nichts mehr gegessen hatte.

„Hast du Angst?“ fragte ich Lucas. Ich hatte mit ihm noch nicht wirklich viel geredet und wollte eigentlich die komische Stimmung auflockern, ob diese Frage dafür geeignet war, um etwas „aufzulockern“ ist allerdings eine andere Frage.
„Ich weiß nicht. Wenn Daniel es übersteht, dann werde ich das auch tun. Hoff ich.“
Er kaute an seinem Fleisch herum und schien auch keinen großen Appetit zu haben.
„Wer ist das?“ Lucas sah an mir vorbei. Ich drehte mich um und erblickte einen großen Soldaten, dem zwei weitere folgten. Er hatte blondes Haar und kam genau auf uns zu. Vor unserem Tisch blieb er stehen und die anderen Zwei positionierten sich hinter ihm. Als wären sie seine Bodyguards.

„Na, wen haben wir denn da? Zwei Neuankömmlinge.“ Er nahm neben Lucas Platz und blickte mich durchdringend an.
Er hatte eine Narbe über der Augenbraue und dunkle Augen.
„Mein Name ist Jason.“ er streckte mir die Hand entgegen. Zögernd schüttelte ich diese.
„Adriana.“ stellte ich mich auch vor.
Lucas schien er gar nicht zu beachten.
„Dürfen sich Nick und Markus auch setzten?“ er zeigte auf seine Freunde, die immer noch neben unserem Tisch standen.

„Oh... ja klar.“ ich rückte weiter nach hinten und die Zwei setzten sich.
„Und wie gefällt es euch hier?“
Ich wusste nicht, ob er die Frage jetzt ernst meinte und auch Lucas schien zu überlegen, ob er antworten sollte.
Doch dann fing Jason laut zu lachen an.
„Die Frage war nicht ernst gemeint. Keinem gefällt es hier, aber wir sind nun mal dazu verpflichtet hier zu sein.“
Und was genau fand er daran jetzt so witzig? Als er merkte, dass keiner von uns es lustig fand, blieb er sofort wieder ernst.
Irgendwie mochte ich den Typ nicht. Er war so nicht unfreundlich, aber er hatte eine Art an sich, die ich nicht sympathisch fand.

„Ja, wer kommt denn da?“ er sah Richtung Eingang. Wieder musste ich mich umdrehen. Ich hatte definitiv den falschen Platz. Connor kam auf uns zu und er sah nicht erfreut aus. Er fixierte Jason förmlich und hatte einen Gesichtsausdruck, den ich noch nie bei ihm gesehen hatte.
„Unser Romeo ist wieder am Start. Und vermisst du Rick schon?“ fragte Jason und blickte ihn belustigt an. Wer ist Rick?
„Lucas, du sollst wieder ins Labor. Und Adriana, du kannst auch gleich mitkommen.“ Jason stand auf, lies Lucas raus und setzte sich dann wieder.
„Ach, bist du jetzt der Laufbursche?“ amüsierte sich Jason, doch Connor ignorierte ihn. Seine Freunde kicherten doof.
„Aber bis Lucas fertig ist, dauert es noch weitere zwei Stunden und ich hab noch nicht aufgegessen.“ widersprach ich Connor.
„Mir egal. Du kommst jetzt mit.“ herrschte er mich an.
„Genau, lass sie doch erst mal aufessen.“

Jetzt wusste ich, was ich an Jason nicht mochte. Er war furchtbar arrogant und unverschämt. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, dass er endlich seine Klappe hält, denn Connor schien mit sich zu kämpfen, ihm nicht an die Gurgel zu springen. Die Zwei mochten sich gewiss nicht.
Ich blickte Connor an, der mich sowohl böse, als auch flehend ansah. Na gut, dann gehe ich halt mit. Auf Jason und seine Freunde hatte ich sowieso keinen Bock mehr.
„Könnt ihr mich bitte rauslassen.“ bat ich Jasons Freunde. Sie sahen erst zu Jason, der Connor immer noch grinsend ansah. Er war kurz vorm explodieren, deshalb nickte Jason und seine Freunde ließen mich raus. Brauchten die für alles, was sie taten erst eine Einverständnis von Jason?

Ich merkte seine Blicke noch ihn meinem Rücken, als ich mit Lucas und Connor die Cafeteria verließ. Still gingen wir neben einander zurück ins Labor.
Wir betraten es und fanden Daniel vor, der auf der Liege saß. Sein Oberkörper glänzte vor Schweiß und er sah uns lächelnd an.
„Alles super gelaufen. Das packst du Kumpel.“ er klopfte Lucas auf den Rücken und zog sich sein T-Shirt an.
Lucas sah trotzdem etwas ängstlich aus.

„Du darfst dich jetzt ausruhen.“ sagte Logan zu Daniel, der nickend aus dem Raum verschwand.
„Willst du auch auf dein Zimmer gehen?“ fragte mich Connor, der wieder vollkommen ruhig geworden war. Jason brachte ihn von null auf hundertachtzig und dann war er wieder die Ruhe selbst.
Ich nickte, um seine Frage zu beantworten und gemeinsam gingen wir in mein Zimmer. Ich saß mich auf mein Bett und er gesellte sich neben mich. Genau, wie am Abend zuvor, doch diesmal war ich es die Fragen stellen wollte.
Und zwar interessierte es mich unheimlich, was das mit Jason war und wer Rick war.
„Wieso wirst du wegen Jason so wütend?“
Direkter konnte man nicht mehr fragen.
Er sah mich etwas verwundert an, doch sein Blick wurde schlagartig wieder hart.

„Ich mag ihn nicht besonders.“
„Ja kann ich verstehen“ murmelte ich vor mich hin. Aber ich war mir nicht sicher, ob das der einzige Grund war.
„Ist es nur das?“ quetschte ich ihn weiter aus.
Er schien zu überlegen und seine Wangenknochen spannten sich an.
„Hör zu, mit so einem wie Jason solltest du dich nicht abgeben. Er ist eine arrogante Sau und wer weiß zu was er alles im Stande ist.“
Seit wann entscheidet er mit wem ich abhänge. Aber ich hatte nicht vor mit Jason Freundschaft zu schließen. So einen brauchte ich nicht in meinem Leben.
„Was meinte er mit, du würdest Rick vermissen.“
Connor schloss die Augen und spannte sich an. Er wurde wieder wütend. Oh, vielleicht hätte ich das besser nicht fragen sollen.
Er sah nun starr auf den Boden.

„Darüber möchte ich nicht reden.“
„Verstehe."
Ich weiß nicht, ob er nur einfach keine Lust hatte mit mir zu reden, oder ob es ihn schmerzte.
Sicher ist Rick jemand wichtiges in seinem Leben.
„Liegt nicht an dir. Ich schaff es nur nicht über ihn zu reden."
Ich sah ihn ganz überrascht an.
Er ist ihm wohl sehr wichtig.
Was ist wohl mit ihm passiert, dass er nicht darüber reden kann?
Ich wollte ihn schon weiter fragen, doch gerade als ich den Mund aufmachen wollte, stockte ich.
Sein Gesicht war plötzlich so nah, wie nie zuvor.

Ich erkannte, dass er auch etwas sagen wollte, doch ebenfalls inne hielt.
Sein Blick hang an meinen Augen und wanderte dann zu meinen Lippen. Ich verlor mich in seinen wunderschönen blauen Augen.
Langsam kamen wir uns immer näher.

SurviveWhere stories live. Discover now