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Die Terroristen standen vor unseren Wägen. Sie schienen eine Art Schutzreihe vor ihren Humvees zu bilden. Was sollte das? Hatte Sander sie erwartet? Eine Welle der Angst überkam mich. Was ist, wenn er uns an sie ausliefern wollte? Geschockt sah ich von Sander zu Bill und schließlich zu Connor. Keiner von uns schien zu kapieren, was gerade passiert. Außer Sander. Er hatte einen entschlossenen, bösen Gesichtsausdruck, der mir Angst einjagte.

Plötzlich holte Sander eine Pistole hervor und richtete sie auf uns.
„Aussteigen. Sofort. Und keine dummen Sachen anstellen.“ er grinste uns hinterhältig an.
Wir taten sofort, was er verlangte und kletterten aus dem Fahrzeug. Sanders Männer, die in dem zweiten Geländewagen hinter uns her gefahren sind, kamen angerannt und bedrohten uns ebenfalls mit ihren Gewehren. Dafür wollte er sie also mitnehmen. Er hatte nie vor uns zum Stützpunkt zu bringen. Er will uns tatsächlich an die Terroristen ausliefern.

Connor, Bill und ich standen vor den Terroristen. Mal wieder die Arme hinter dem Kopf verschränkt, warteten wir auf das, was kommen würde.
Auf einmal trat ein großer Mann mit Sonnenbrille durch die Reihe, gefolgt von einem weiteren Mann mit einem schwarzen Aktenkoffer. Sie waren nicht verschleiert.

„Schön dich zu sehen Sander.“ brach der Mann mit Sonnenbrille die Stille.
Er nahm sie ab und ein widerliches Gesicht übersät mit Narben kam zum Vorschein.
Er grinste und ein vergoldeter Zahn blitzte aus seinem Mund. Ich schätze er war wohl der Anführer, der Terrorgruppe. Unser Feind, dem wir hilflos ausgeliefert wurden. Sein Anblick jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.

„Das sind drei Soldaten vom Militär. Der Mittlere ist sogar einer von den Wichtigeren.“ er meinte damit Connor. Ich würde ihm jetzt am liebsten ins Gesicht sehen, damit er mir sagen konnte, dass das alles nur ein böser Traum war. Doch ich traute mich nicht auch nur eine falsche Bewegung zu machen.
Der Anführer gab ein Handzeichen und drei Männer traten vor.
„Verfrachtet sie im Kofferraum, der Humvees.“ befahl er abwertend.
Die drei Männer packten unsere Arme hinter den Rücken und hielten sie fest. Dann drückten sie uns ihre Knarre gegen den Kopf und schrien durch das Tuch vor ihrem Mund, wir sollten uns bewegen. Aber ich wollte mich nicht bewegen. Ich wollte nicht mit diesen Leuten mit. Was werden sie bloß mit uns anstellen?
Warum hat Sander das getan?
Doch ich hatte keine Wahl.

Wir bewegten uns auf den Anführer zu, als er plötzlich dem Mann neben sich den Koffer aus den Händen riss und ihn an uns vorbei, vor Sanders Füße schleuderte.
„Hier ist dein Geld.“ schrie er ihm zu. Das war es also. Er hatte uns wegen Geld ausgeliefert. Dieses Schwein. Ich versprürte jetzt nicht mehr Angst, sondern Wut. Wie konnte er nur? Jetzt verlor auch Bill seine Fassung. Er versuchte sich loszureisen, doch es gelang ihm nicht. Der Griff des Terroristen hinter ihm war zu fest.
Er began zu schreien.

„Sie mieses Arschloch, Sander. Sie tun das alles wegen Geld. Und was bringt ihnen das? Die Freiheit vom Krieg können sie sich nicht erkaufen. Ich dachte sie wären ein Mann mit Ehre und hätte wenigstens noch etwas Würde. Doch ich habe mich geirrt.“ Bills Blick war voller Hass und Wut.
Ich konnte ihn nur zu gut verstehen.
„Tja Bill, das war früher. Jetzt muss jeder selbst sehen, wie er um die Runden kommt. Bist es nicht du gewesen, wegen dem ich rausgeschmissen wurde?“
Ich konnte Sander nicht sehen, da wir ihm den Rücken zukehrten, allerdings konnte ich sein widerliches Grinsen förmlich spüren.

Bill versuchte sich wieder von dem  Terroristen zu befreien. Doch der drückte ihm seine Waffe gegen den Kopf und drohte ihm abzudrücken, wenn er nicht ruhig wäre.
Dann wurden wir weiter voran gestoßen und zu einem Humvee gebracht.
Ich vermied es die anderen Terroristen anzusehen. Ich wollte keinen von denen sehen. Brutal wurden wir in den Lagerraum des Humvees gestoßen und die Klappe wurde zugeknallt.
Da saßen wir nun, eng zusammen gedrückt, im Dunkeln.

Etwas später wurden die Motoren gestartet und der Wagen setzte sich in Bewegung.
„Was machen wir jetzt nur?“ wollte ich wissen.
„Ich weiß es nicht.“ antwortet Connor.
„Werden wir sterben?“
„Keine Ahnung.“
Ich hatte so viele Fragen.
„Und wie wird es weitergehen?“
Jetzt verlor Connor die Fassung.
„Meine Güte, Adriana ich bin nicht Gott. Ich hab keine Ahnung was jetzt mit uns passiert. Wahrscheinlich werden wir alle sterben, verdammt nochmal.“ schrie er mich an.
Ich fuhr erschrocken zusammen. Ich weiß, ich kann jemanden furchtbar auf die Nerven gehen, wenn ich Angst hatte. Aber so einen Ton hatte ich von Connor noch nie gehört.
Und von Bill kam auch kein Laut. Er saß direkt neben uns, soweit ich es in der Dunkelheit erkennen konnte.

„Hey, tut mir Leid. Ich wollte dich nicht so anschreien. Komm her.“ Connors Arm legte sich plötzlich um meine Schulter und er zog mich eng an sich. Auch ich legte meinen Arm um seine Brust und kuschelte mich an ihn. Wie gut das tat.

Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und atmete seinen Geruch ein. Sein Körper wärmte mich und ich konnte seinen Herzschlag hören. Es tat gut so nah bei ihm zu sein. Er gab mir Sicherheit und Geborgenheit. Und für einen kurzen Moment, dachte ich es würde alles gut werden. Doch das war nur Einbildung. Was würden diese fürchterlichen Menschen nur mit uns anstellen? Plötzlich überkam mich wieder eine Welle der Angst und mir floss eine Träne über meine Wange. Ich wusste nicht warum ich weinte. Mir wurde einfach alles zu viel. Connor drückte mich kurz und dann verharrten wir so eine Weile. Ich wusste nicht wie lange wir schon fuhren, doch es kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Und plötzlich war die schöne Ewigkeit mit Connor vorbei. Der Humvee blieb ruckartig stehen.

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