Survive

15

Als ich meine Augen öffnete, war es stockdunkel. Es roch nach Gas und die Luft war unangenehm feucht. Ich war an eine kalte, rohrähnliche Stange gefesselt. Außerdem brummte mein Kopf mal wieder unerträglich. Was war nur passiert und wo bin ich?
Und wo sind Connor und Bill?
Ich wollte gerade nach ihnen rufen, als ich neben mir jemanden stöhnen hörte.

„Connor? Bist du es?“
„Oh Gott, was ist passiert?“ stöhnte er. Erleichtert, dass ihm nichts passiert war, atmete ich aus.
„Wo ist Billy?“ fragte Connor.
„Ich bin hier hinten.“ ertönte es auf der anderen Seite des Raumes. Es war einfach so finster, dass man die eigene Hand vor Augen nicht sehen könnte.
„Ist jemand verletzt?“ fragte Connor.
Bill und ich verneinten seine Frage.
„Und kann sich jemand von euch bewegen?“

Ich versuchte meine Hände zu rühren, doch es klappte nicht. Sie waren zu fest angebunden.
„Kein Stück.“ antwortete ich.
Bill stöhnte auf und fluchte vor sich hin.
Wer hat uns eingesperrt?
Ich hoffe so, dass es nicht die Feinde waren. Aber die Wahrscheinlichkeit, liegt ziemlich hoch.
Auf einmal fühlte ich mich wiede hoffnungslos. Ich spürte den Druck hinter meinen Augen und wie Tränen den Weg nach draußen suchten. Wie konnte das alles nur passieren?
Wieso gibt es denn diesen gottverdammten Krieg und wieso kennt sich niemand damit aus, was überhaupt der Grund für alles ist? Und wieso musste ich mittendrin stecken mit den ganzen Verrückten in einem Lager, in dem ich lerne wie man Leute erschießt? Ich kann es nicht glauben.
Ich wollte im Moment am liebsten heulen, bis mir meine Augen weh taten und im nächsten Moment, wollte ich alles klitzeklein schlagen, was mir im Wege stand. Und diese blöden Fesseln drückten mir noch das Blut in meinen Handgelenken ab.
Frustriert lies ich einen Schrei los. Mir wurde einfach alles zu viel.

„Adriana, ist alles in Ordnung?“ fragte Connor besorgt.
„Was fragst du so blöd? Nichts ist in Ordnung. Wir sitzen hier fest. Wissen nicht, ob wir den nächsten Morgen überleben. Ich habe Leute umgebracht und überhaupt werden wir alle sterben, egal ob wir hier raus kommen oder hier drin verhungern.“ fuhr ich ihn an. Ich konnte ihn zwar nichts sehen, aber wahrscheinlich zuckte er gerade zusammen, da mein Ton etwas zu laut geworden ist.
Jetzt tat es mir wieder Leid. Er konnte am wenigsten von uns allen etwas dafür. Wenn er nicht wäre, wäre ich schon lange durchgedreht oder sogar tot. Doch er schaffte es immer wieder mir Hoffnung zu machen und mich aufzuheitern.

„Tut mir Leid.“ murmelte ich leise vor mich hin.
„Schon gut.“ kam es von Connor. Und an seinem Ton merkte ich, dass er mir nicht beleidigt war. Dann wurde es wieder komplett still. Ich weiß nicht wie lange wir hier schon drinnen waren, aber die Dunkelheit und Stille wurde langsam unerträglich. Außerdem hatte ich einen riesen Hunger. Wie zur Bestätigung knurrte mein Magen.
„Hallo ist hier denn niemand? Wir sind wach. Ihr könnt uns jetzt töten, oder keine Ahnung was ihr vorhabt. Aber wenn ihr Idioten nicht wisst, was ihr mit uns anstellen sollt, dann gebt uns wenigstens was zu Essen, verdammt noch mal.“ schrie Connor. Auch seine Nerven waren zum Zerreisen gespannt und wir hatten alle Hunger und Durst. Von Bill kam jedoch kein Mucks. Lebte er noch?

Plötzlich, als wurden Connors Worte erhört, ging die Tür auf. Frische Luft strich uns entgegen und das Licht blendete uns. Ich kniff mir die Augen zu und versuchte mich an die Helligkeit zu gewöhnen. In der Tür standen zwei große Gestalten. Beide waren bewaffnet, doch ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, da sie eine Kapuze und eine Sonnenbrille trugen. Die zwei Gestalten bewachten den Eingang, während hinter ihnen drei weitere den Raum betraten. Nun konnte ich auch Connor und Bill erkennen. Connor war neben mir und Bill direkt neben der Tür an Rohre gebunden. Er war bei Bewusstsein. Der Raum sah aus wie ein Heizungsraum und war größer als gedacht. Wir wurden endlich los gebunden und sie zwangen uns aufzustehen. Ich rieb mir die Handgelenke und stand langsam auf. Mein Kopf begann bei der Bewegung wieder zu brummen und mir wurde kurz schwindelig.