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Entschlossen marschierte ich auf die Tür zu, rieß sie auf und trat in den schummrigen Gang, der nur ein paar alte Neonröhren an der Decke hängen hatte.
Ohne auch nur einen Blick zurück in den Raum zu werfen, ohne auch nur den blutenden Männern Beachtung zu schenken, wartete ich bis die Jungs ebenfalls in den Gang traten und knallte dann die Türe zu.
Der Knall dabei halte durch den ganzen Gang und man hatte das Gefühl, in einem düsteren Gefängnis ohne jeglichem Leben oder Hoffnung auf Entkommen zu sitzen.
Wenn es einen Ort gab, den ich abgrund tief hasste, nein fürchtete, und zu dem ich niemals zurückkehren würde, dann war es dieser hier.
Dieses Gebäude mit seinen graußige Geschichten und den fürchterlichen Menschen, die sich hier eingelagert hatten.
Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Unschuldige hier umkamen. Ich konnte ihre Seelen förmlich aus den kalten Wänden schreien hören.

„Was haltet ihr davon, endlich unsere Leute hier rauszuholen?" fragte ich die Jungs.
„Wir haben null Chancen." Lucas betrachtet traurig den Boden. Er sah zerbrochen und hilflos aus. Man konnte seine Erschöpfung förmlich spüren. Er konnte nicht mehr.
Wir konnten alle nicht mehr.
Ich spürte selbst wie meine Psyche sich immer mehr wehrte, doch wir konnten die Anderen nicht hier lassen.
„Ich kann Connor nicht im Stich lassen.
Ich habe mir geschworen, nicht ohne ihn zu gehen und nur wegen ihm habe ich mich dieser Mission angeschlossen und nur mit ihm werde ich sie auch zu Ende bringen.“ entschlossen sah ich die Beiden an. Ich wusste selbst, dass es eine reine Selbstmordaktion war.

„Adriana hat Recht. Es ist ganz egal welche oder wie viele Chancen wir haben. Es gilt zu kämpfen und wenn wir alle drauf gehen. Dann sterben wir wenigstens gemeinsam und nicht ohne Grund. Wir sind die einzige Hoffnung für das Militär. Für die Männer und ihre Familien. Für die ganze USA. Wir dürfen und können jetzt nicht aufgeben." sprach Daniel genau das aus, was ich dachte.
Ich nickte ihm mit zusammengepressten Lippen zu und sah dann zu Lucas.
Er seufzte.
„Es hilft ja nichts. Tretten wir diesen Bastarden endlich in ihre dreckigen Ärsche."
Ein schelmisches Lächeln erschien auf unsere Gesichtern und wir rannten wie die Wilden die Treppe hinauf, um endlich diesem Keller zu entkommen.

„2. Etage. Wo kommen wir zur 2. Etage?" hektisch drehte ich mich in allen Richtungen, als Lukas an meinem Ärmel zerrte und auf ein Schild deutete.
Der Pfeil und die Treppe darauf wiesen uns den Weg.
Wir folgten diesem Schild zum Nächsten.
Gerade wollte ich um die Ecke in den nächsten Gang rennen, als Daniel mich am Kragen packte und nach hinten zog.
Perplex sah ich ihn an, doch er gab mir zu verstehen, leise zu sein.
Wir drückten uns gegen die Wand und lauschten.
Und tatsächlich konnte ich näherkommende Schritte wahrnehmen und in den nächsten Sekunden liefen zwei Terroristen geradeaus an uns vorbei.
Wir hielten den Atem an und bewegten keinen Muskel.
Erst, als sie nicht mehr zu hören und sehen waren, trauten wir uns wieder uns von der Wand zu entfernen.

„Das war knapp."
„Wir müssen besser aufpassen. Nochmals​ entdeckt zu werden können wir uns jetzt nicht mehr leisten."
Daniel hatte Recht.
Das wäre unser absoluter Untergang.
Dann hätten wir endgültig verloren.
„Los, wir müssen weiter. Wir dürfen keine Zeit verlieren." drängte Lucas und sah ein letztes Mal nach den Terroristen.
Dann folgten wir den Schildern und den kommenden Fluren weiter.
Wir rannten, als wäre es das Letzte was wir tun.
Wir sahen uns vor jeder Ecke um und hatten Glück auf keinen mehr zu treffen.
Und dann gelangten wir endlich an einen Fahrstuhl, vor dem wir luftschnappend stehen blieben.
Schwarz-gelb gestreiftes Absperrband kleidete die Fahrstuhltür ein und die losen Kabel, die aus einem Loch daneben hingen, verrieten die Fahruntauglichkeit dieses Fahrstuhles mehr als deutlich.
„Hier muss es..."
„Da ist die Treppe." unterbrach mich Lucas, der um die Ecke gegangen war und schon die ersten Stufen nach oben sprintete.

Die Anzahl der Treppenstufen war gering, aber der Weg kam mir wie eine Ewigkeit vor.
Ständig malte ich mir die kommende Situation aus.
Ständig hatte ich im Hinterkopf, dass wir sicher zu spät kamen und alle bereits tot waren und immer wieder versperrte der Gedanke, dass wir es nicht schafften und  dabei selbst draufgingen, meine klare Sicht.
Ich spürte bereits die eiskalte Hand der Angst nach mir Greifen.
Meine verdammte Unsicherheit und der Zweifel hatten mich bereits fest gepackt und ich könnte mich dafür schon wieder schlagen.
Ich hatte doch keine andere Wahl.
Wir würden das jetzt durchziehen.

Kaum hatten meine Füße, die immer schwerer wurden, die zweite Etage endlich erreicht, wurde ich von Lucas bereits an die Wand gedrückt.
Er deutete um die Ecke.
Vorsichtig spähte ich um diese und das Erste was ich sah, waren zwei Terroristen.
Sie waren bis auf die Zähne bewaffnet und standen jeweils auf beiden Seiten neben einer Tür, die sie zu bewachen schienen.
Ich sah mich noch genauer um und entdeckte mehrere verschlossene Türen, die eine Nummer hatten.
Wie in einem Hotel, nur dass sie aus schwerem, kaltem Metall bestanden und nicht aus edlem, warmen Holz.
Die Gänge führten entweder nach links oder rechts und auf beiden Seiten waren hintereinander Türen gereiht.
Jede hatte eine Nummer.

A7. Diese Tür brauchten wir.
Aber für was stand das A?
Vielleicht kennzeichnete es die Etagen und wir mussten nur nach der 7 suchen.
Das hoffte ich jedenfalls, denn ich sah an keiner Tür einen Buchstaben. Nur Zahlen.
„Was glaubt ihr, ist in den anderen Räumen?“ fragte ich leise die beiden Jungs.
Doch die zuckten nur mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Ich schätze die meisten sind unbenutzt.“ vermutete Daniel.
„Hoffentlich hat der Glatzkopf die Wahrheit gesagt und wir sind hier auch richtig.“ flüsterte ich den Gedanken aus, der jedem von uns durch den Kopf ging.
Die Tür direkt vor uns trug die Zwei.
Und rechts neben dem Treppenhaus war die Eins.
Ich versuchte die Nummer der bewachten Tür zu erkennen und wie erwartet konnte ich darauf die Sieben sehen.
War ja klar. Warum konnte nicht einmal etwas einfach gehen?

„Was machen wir jetzt?" flüsterte Lucas und sah dabei von einem zum anderen.
Ich wusste es selbst nicht.
Doch Daniel hielt triumphierend seine AK in die Höhe.
„Sie ausschalten, was sonst?
Die haben auch sicher den Schlüssel für die Tür."
Daniel flüsterte so leise, dass ich ihn fast nicht verstand.
Aber er hatte Recht. Was anderes blieb uns ja nicht übrig.
Ich sah mich nochmals um und überlegte, wie wir am besten vorgingen.
Allerdings fiel mir dabei etwas anderes auf.
Sah man sich den Gang rechts von uns näher an, bemerkte man, dass dort noch mehr Türen waren, die keine Nummer hatten.
Eine von ihnen war sogar eine Doppeltür, die von der Wand aus mit einem elektronischen Schloss gesichert war.
Und sie sah wichtig aus.

Daniel tippte mich an der Schulter an und gab mir zu verstehen, hinter ihn zu treten.
Dann legte er seine Waffe an und richtete sie leise in eine Position, in der er die Terroristen treffen konnte.
Er wollte sie also von hier aus erledigen.
Daniel schloss ein Auge und zielte auf den vorderen Mann, der doppelt so breit zu sein schien, wie der andere.
Ohne mit der Wimper zu zucken oder auch nur zu zögern betätigte er den Abzug.

Der Schuss hallte durch die Gänge und ehe der Terrorist reagieren konnte, traf ihn die Kugel an einer ungeschützten Stelle seiner Schulter.
Stöhnend ging er zu Boden, was den anderen dazu bewegte, sofort die Waffe auf Anschlag zu richten und den Angreifer zu suchen.
Doch ehe er uns entdeckte, feuerte Daniel den zweiten Schuss ab und beförderte diesen Terrorist ebenfalls auf die Knie.
Wir warteten.
Ein, zwei Sekunden.
Und als wir sicher waren, dass sich keiner der beiden mehr rührte, sprangen wir hinter der Wand hervor und stürzten zur Tür.
Die schwarze „7" klaffte fett auf dem Metall und starrte uns an.
Hoffenntlich war das die richtige Tür.

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