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Adrianas Sicht:

Ich baumle an der Decke.
Die Hände mit einem Seil gefesselt und an ihnen aufgehängt.
Alles ist so unscharf und verschwommen.
Ich kann drei Terroristen vor mir erkennen.
Schmutzig grinsen sie mich an und machen sich dann über mich her.
Ich schreie und schreie, doch niemand hört mich.
Dann reißt das Seil und ich stürze in die Tiefe.
Jedoch lande ich nicht auf dem Boden, sondern falle in ein Loch.
Ich falle und es scheint kein Ende zu nehmen, als ich plötzlich hart auf etwas Steinigem aufpralle.
Ich sehe mich um und befinde mich mitten auf einem Schlachtfeld. Trucks und Soldaten rasen an mir vorbei und über mir tausende Kampfhubschrauber.
Doch ich höre keine Geräusche.
Keinen einzigen Laut, außer das Pochen meines Herzens und meinen Atmen.
Wo zur Hölle bin ich hier?
Mein Atem hallt wieder und jedes Pochen meines Herzes war so laut, dass ich mir die Ohren zuhalten muss, doch es bringt nichts.
Es soll aufhören. Es soll bitte aufhören.
Ich schließe meine Augen und öffne sie wieder langsam.
Auf einmal steht Connor vor mir.
Die Gegend um mich herum verschwimmt.
Ich halte eine Waffe in den Händen und habe sie auf ihn gerichtet.
Und plötzlich fällt ein Schuss, dessen Schall unerträglich laut war.
Connor ging schreiend zu Boden.
„Connor!" schrie ich.
Was ist passiert? Ich hab den Abzug doch gar nicht betätigt.
Die Waffe ist von allein losgegangen.
Aus Connors Brust quoll Blut und er fing an Blut zu spucken.
„Warum Adriana?" mit flehendem Blick und ausgestreckter Hand sah er mich an und blieb dann regungslos liegen.
Dann zerfiel er einfach zu Staub und wurde eins mit dem Boden, als hätte er niemals existiert.
„Nein!" brüllte ich und rannte zu der Stelle, an der noch eben Connor gelegen hatte.
Doch sie war leer.
Was habe ich getan? Was passiert hier?
Ich will hier weg!
„Hört auf. Lasst mich hier raus!"
Ich brülle mir die Seele aus dem Leib weine.
„Adriana." eine Stimme ertönt hinter mir und Hände packen mich.
„Nein, lass mich los." ich zapple und winde mich, doch die Hände lassen nicht nach...

„Adriana. Wach auf." Connors Stimme drang zu mir hindurch.
Ich schrie immer noch wie eine Verrückte.
Diese schrecklichen Bilder verschwanden wie auf Knopfdruck und ich sah das Zimmer klar und deutlich vor mir.
Connor saß hinter mir und hielt mich fest.
Er umfasst meine Handgelenke und drückte sie an meinen Körper, damit ich mich nicht mehr bewegen konnte.
Sofort hörte ich auf zu zappeln und mich gegen ihn zu wehren.
Ich war total verschwitzt und meine Haare klebten mir an meinen tränennassen Wangen. 
Connor lockerte seinen Griff, behielt mich aber dennoch in seinen Armen.

„Adriana?" er drehte mich zu ihm, sodass ich in seine Augen sehen konnte.
Voll mit Sorge sahen diese eisblauen Augen auf mich herab.
„Scheiße, was hast du denn nur geträumt? Du hast laut geschrien und um dich geschlagen, dass ich Angst hatte du verletzt dich selbst."
Er redete wild auf mich ein, doch ich war noch total benommen.
Es war nur ein Traum gewesen?
Ja, ich hatte geträumt!
Oh Gott, es war ein schrecklicher Traum.
„I...Ich hab dich erschossen und ich... Es hat sich so real angefühlt." meine Stimme brach ab und verwandelte sich in Schluchzen.
Tränen liefen mir plötzlich die Wangen hinunter, ohne dass ich es kontrollieren konnte.
Sofort drückte mich Connor fest an sich und strich mir beruhigend über meinen Rücken.
„Es ist alles gut. Es war nur ein böser Albtraum. Er ist vorbei." flüsterte er in meine Haare.

Ich wusste nicht wie er es schaffte, aber ich beruhigte mich wieder etwas.
Seine Stimme, seine Wärme, einfach alles an ihm, löste in mir Ruhe und Geborgenheit aus.
Meine Tränen hörten auf zu fließen und ich fasste mich wieder.
Es war nur ein Traum.

"Geht's wieder?" fragte mich Connor immer noch besorgt.
Ich nickte.
Er sah kritisch auf meine nassen Wangen. Dann wischte er sie sanft mit seinem Daumen trocken.
"So ist es besser." Er grinste mich dämlich an und brachte mich somit zum Lachen. Wie schafft er es nur immer mich aufzumuntern?

"Ich hab dein Shirt voll geheult." sagte ich, während ich auf den nassen Tränenfleck auf seiner Schulter deutete.
"Es wird schwer, aber ich glaube ich werde es überleben." lachte er über meine Aussage.
Und auch ich musste wieder lachen.
Dann lächelte er mich einfach nur an.
Sein Blick lag warm auf mir und ich genoss es.
Für einen Moment war es so, als würde Connor all meine Erinnerungen an diesen Albtraum wegblasen.
Doch dann fielen mir seine tiefen Schatten unter den Augen auf und ich bekam sogleich Schuldgefühle.
Jetzt hat er sich vorhin schon nicht ausgeruht, weil er mir Essen gebracht hatte und nun hätte er endlich schlafen können und ich wecke ihn mitten in der Nacht und heule ihn auch noch voll.
Wie hält er es nur mit mir aus?

„Ich glaube wir sollten besser schlafen." schlug ich Connor, der mich immer noch anlächelte, vor, obwohl mir bei dem Gedanken, wieder zu schlafen, ein Schauer über den Rücken lief.
Was ist, wenn ich weiter träume?
Ich will so etwas nicht nochmals träumen.
Ich hatte Angst davor, wieder einzuschlafen.
Doch ich musste schlafen. Ich fühlte mich immer noch wie gerädert.

„Bist du sicher?" Connor blickte mich skeptisch an.
Ich senkte meinen Blick und starrte den Boden an, damit er nicht meine Unsicherheit sah.
Ich schluckte.
„Ich... ja also..."
„Hilft es, wenn ich bei dir schlafe?" unterbrach er mein Stottern sofort.
Erstaunt sah ich ihn an.
Hat er gerade gefragt, ob er bei mir im Bett schlafen soll?
Und wie das helfen würde.
Er gab mit Sicherheit und das Gefühl jemanden neben sich zu haben, der auf einen aufpasst.

„Das würdest du tun?" Ich sah ihn immer noch mit großen Augen an, sodass er zu lächeln begann.
„Wenn du das auch willst, natürlich."
Und zum zweiten Mal in dieser Nacht fiel ich ihm in die Arme.
Ich umarmte ihn und drückte ihn so fest ich konnte.
Dafür war ich ihm sehr dankbar und die Angst wieder einzuschlafen verschwand, verwandelt sich sogar in Freude.
Was hat dieser Mann nur an sich, dass ich mich bei ihn so gut fühle? Egal in welcher Situation wir gerade waren.

„Danke Connor." ich ließ ihn wieder los und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
„Keine Sorge, ich passe auf dich auf."
Er lächelte und nahm meine Hand in seine.
„Ich hoffe nur, dass du nicht schnarchst." neckte er mich und ich musste lachen.
„Nein, ich denke nicht, aber das wirst du dann schon merken." scherzte ich zurück und wir lachten beide.
Sein Lachen verwandelte sich in ein warmes Lächeln.
Dann wurde seine Miene wieder ernster.

Seine Augen blickten tief in die Meinen. Er ließ seinen Blick wandern von meinen Augen zu meinen Wangen bis zu meinen Lippen, an denen er hängen blieb. Es war, als würde er sich jedes Detail aus meinem Gesicht merken wollen und er betrachtete mich mit diesem warmen, fast schon verträumten Blick, bei dem jede Faser meines Körpers zu Kribbeln begann.
Wieso sieht er mich so an?
Verdammt, ich glaube ich werde rot.
„Du bist so wunderschön Adriana. Besonders wenn du lachst. Ich liebe dein Lachen." kam es plötzlich von ihm.
Okay, jetzt werde ich wirklich rot.

„Adriana, ich weiß das ist eine blöde Situation und ich will nicht, das du dich von mir bedrängt fühlst oder Angst bekommst. Aber ich würde dich jetzt so gern küssen." sagte er unsicher und fast dringlich, als hätte er Angst vor meiner Reaktion.
Und wieder brachte er mich mit seinen Worten aus der Fassung.
Bei jedem anderen wäre mir jetzt einfach nur der Mund aufgeklappt, doch bei ihm konnte ich nicht anders, als zu lächeln.
Ich sah Connor tief in seine Augen und rückte noch näher zu ihm, wenn dies noch ginge.
Dann führte ich meinen Mund zu seinem Ohr.
„Ich würde niemals vor dir Angst haben Connor." flüsterte ich.
Wieder sah er auf meine Lippen, sodass sie leicht zu kribbeln begannen.

Dann schloss ich meine Augen und spürte, wie sich Connors Lippen sanft auf die Meinen drückten.

SurviveWhere stories live. Discover now