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Adrianas Sicht:

„Was...? Woher? Wie?" stotterte Bill, der mittlerweile kerzengerade im Raum stand.
„Keine Zeit für Erklärungen. Wir haben nicht viel Zeit." Connor hielt meine Hand noch immer fest gedrückt. Er war im Moment das Einzige, was mich einigermaßen aufrecht hielt und mich daran hinderte, einen Zusammenbruch zu erleiden, wenn ich den nicht eh schon hatte.

Die letzten Minuten waren die Schlimmsten in meinem ganzen Leben gewesen. Ich fühlte mich so elend und so schmutzig. Es fühlte sich an, als würde mein Körper nicht mehr mir gehören und ich stände neben mir. Als wäre ich in einem fremden Körper gefangen. Als hätte ich eine Nahtoterfahrung erlebt.
Aber ich lebte und wäre auch nicht gestorben. Zumindest körperlich nicht. Ich wollte weder etwas sagen, noch etwas machen. Es gab nur einen, der mich dazu brachte, neue Kraft zu schöpfen und weiter zu kämpfen, und der zerrte mich gerade, zusammen mit Bill, aus der Zelle.

Wir liefen den Gang wieder zurück und die Treppe nach oben. Ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft wir diesen Weg schon gegangen sind. Connor sah sich um und lief mit mir an der Hand zur nächsten Abzweigung. Bis jetzt war noch weit und breit kein Terrorist zu erkennen. Doch es würde nicht mehr lange dauern, bis sie uns bemerkten. Umso schneller mussten wir hier raus.

„Wisst ihr wo der Ausgang ist?" flüsterte Bill.
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Ahnung.
„Seht ihr das Schild da oben?" Connor zeigte auf eine Seitenwand, auf der ein grünes Notausgangs Schild mit einem Pfeil blinkte.
„Wir folgen den Schildern und hoffen, dass sie uns nicht quer durchs ganze Gebäude führen."
„Alles klar, haltet nach Kameras Ausschau." Bill gab den Daumen nach oben, als Zeichen, dass es losgehen konnte. Connor sah mich nochmal prüfend an. Sein Blick verriet mir, dass er sich immer noch Sorgen machte. Ich nickte. Ich wusste nicht woher ich die ganze Kraft hatte, mich auch nur ansatzweise voran zu treiben, aber ich musste da jetzt durch. Ich wollte nichts weniger, als an diesem grässlichen Ort zu bleiben.
Bill ging voraus und hinter ihm Connor mit mir an der Hand. Wir rannten durch Gänge und folgten den Schildern, immer auf der Suche nach Kameras. Noch sind wir nicht fündig geworden.

Plötzlich blieb Bill ruckartig stehen, sodass wir fast gegen ihn gerannt wären. Er legte seinen Finger auf seinen Mund und gab uns zu verstehen, leise zu sein. Wir lauschten. Tatsächlich waren in der Ferne Schritte und Gelächter zu hören. Es kam von dem Gang rechts neben uns. Schnell huschten wir in Deckung der Wand. Wir müssten uns verstecken.

Nur wo? Ich sah mich um, doch fand keine Versteckmöglichkeit. Panisch blickte ich zu Connor, doch seine Aufmerksamkeit galt den Terroristen, die sich, laut den Schritten, immer schneller näherten. Sie redeten angeregt miteinander. Ich konnte zwei Stimmen ausmachen. Sie durften uns nicht sehen. Warum bewegten wir uns nicht? Connor und Bill sahen sich entschlossen an. Sie wollten die doch nicht nieder prügeln. Die Terroristen hatten uns fast erreicht. Es trennte uns nur noch eine Wand.

Und im nächsten Moment sprangen Connor und Bill hervor und stürzten sich auf die ahnungslosen Männer. Sie nutzten den Überraschungsmoment und schlugen die Zwei nieder. Ich Feigling blieb jedoch in der Deckung der Wand. Ich hatte nicht die Kraft dazu auch nur einen dieser Schweine anzusehen. Egal welcher es war. Ich wollte keinen von ihnen sehen. Doch Bill und Connor meisterten es auch alleine. Mit einem Stöhnen gingen beide zu Boden und nun trat ich auch hervor. Ich mied den Blick auf sie, sondern sah nur Connor an. Er und Bill hatten sich die Waffen der Zwei geschnappt und Connor wollte mir eine geben, doch ich lehnte ab.

„Ich glaube, es ist effektiver, wenn du die Waffe nimmst."
„Bist du dir sicher? Ich will nicht, dass du wehrlos bist." er sah mich prüfend an.
„Ich bin ja bei euch. Außerdem bin ich nicht im Stande zu Schießen."
Er nickte leicht, doch man sah ihm an, dass ihm nicht ganz wohl bei der Sache war. Aber ich wusste, dass es so besser war und wir so bessere Chancen hatten lebend hier raus zu kommen.

„Also dann weiter." Bill wollte gerade losrennen, als Connor ihn zurückhielt.
„Warte." er zeigte zum Ende des Ganges an die Decke, an der gut getarnt eine Kamera hing und den anderen Gang überwachte. Wir wurden also noch nicht entdeckt.
Conner rannte im Schatten der Kamera vor und schoss. Sie zersprang in kleine Einzelteile. Er winkte uns zu sich. Zusammen huschten weiter durch das Gebäude immer den Notausgangsschildern nach. Connor und Bill zerschossen jede Kamera, die auf unserem Weg lag.

„Endlich. Da vorne." Connor zerstörte zwei Kameras die vor einer großen verschlossenen Metalltür angebracht wurden. Darüber ein Notausgangsschild. Das war unser Ausgang. Wir stürmten sofort zu der Tür. Endlich konnten wir hier raus. Der Albtraum hatte ein Ende. Ich hatte so etwas wie Hoffnung, als wir vorm Ausgang standen. Ich drückte die Türklinke herunter und wollte sie aufdrücken, doch sofort ertönte ein lautes Heulen. Das hatte den Alarm ausgelöst.

„Verdammt. Los raus hier." schrie Connor. Ich drückte die Tür auf, was schwerer war, als gedacht. Tageslicht blendete mich. Und ich trat ins Freie gefolgt von Connor und Bill. Hinter uns hörte man Schritte. Mehrere Terroristen marschierten auf uns zu, doch ich ignorierte sie und rannte einfach nur. Ich rannte ohne mir die Gegend genau anzusehen. Ich wollte hier einfach nur noch Weg, als mich eine Hand von hinten festhielt.
„Adriana, sieh dich um. Wo willst du hin?" Connor zerrte mich zu sich und riss mich so aus meiner Trance. Erst jetzt sah ich mich um. Ein riesiger Stacheldrahtzaun erstreckte sich um das ganze Gelände. Hinter uns rannten die ersten Terroristen ins Freie.
Wir waren noch immer nicht entkommen.

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