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Wir alle standen in dem Raum und warteten.
Lucas und Daniel bewachten mit den anderen zwei Soldaten die Eingangstür, während ich Connor half den Colonel vom Stuhl zu heben.
Connor wollte ihn nicht in dieser trostlosen Haltung zurücklassen.
Er wollte nicht, dass seine Leiche gefesselt vom Feind auf einem einfachen Holzstuhl verblieb.
Also half ich ihm die Fesselsn zu lösen und den Colonel vorsichtig vom Stuhl zu heben.
Wir legten ihn neben Jason ab.
Am liebsten hätten wir beide mitgenommen, um sie anständig zu beerdigen, so wie sie es verdient hätten, jedoch war dies in unserer Situation nicht möglich und es brach mir das Herz, die beiden hier so ehrenlos zurückzulassen.
Doch wir hatten keine andere Wahl.

„Leute ihr solltet euch beeilen. Dort draußen herrscht der reinste Trubel, was auch immer da vorgeht, die Terroristen sind in größter Aufruhr." berichtete Daniel, der die Tür des Raumes gerade wieder so weit schloss, wie es ging.
„Wir sind fertig." Connor stand vom Boden auf und wendete sich von den Toten ab.
Auch ich warf meinen letzten Blick auf sie und drehte mich dann zu den Anderen.
Ich sah zu Lucas und Daniel, die uns beide mit einem besorgten Blick musterten.

„Was machen wir jetzt?" fragte einer der anderen drei Soldaten, dessen Namen ich noch immer nicht kannte.
„Was wohl. Den Anführer suchen und umbringen." kam es von Daniel.
„Wir wissen doch gar nicht, wo er ist. Habt ihr vergessen, dass das Gebäude angegriffen wird und wir nicht mal wissen von wem. Wenn wir da raus gehen, sind wir innerhalb von Sekunden tot. Es wimmelt nur so vor Terroristen." warf ein anderer Soldat ein.
„Da magst du Recht haben. Aber ich werde hier nicht warten und hoffen, dass der Anführer wieder kommt. Wir hatten von Anfang an keine Chancen, aber schaut, wir haben uns befreit und unser Schicksal wieder selbst in die Hand genommen. Deshalb sollten wir jetzt gehen."
Connor lud seine Waffe neu und sah uns fragend an.
„Ich zwinge niemanden mit mir zu gehen. Aber ich gehe jetzt da raus und such das verdammte Schwein. Also wer ist dabei?"

Ohne zu Überlegen trat ich an seine Seite, woraufhin er mir warm zulächelte.
Ich lächelte zurück. Ich würde ihm sicher nicht mehr von der Seite weichen, egal was er vor hatte.
Daniel trat ebenfalls vor und Lucas folgte ihm.
Die anderen drei Soldaten zögerten. Sie kannten Connor wohl nicht so wie wir.
Wenn er sich was in den Kopf setzte, dann wurde das auch durchgezogen. Und bist jetzt, hatte es immer geklappt.

Jeder von uns hatte großes Vertrauen in ihn, doch hier scheiterte es wohl bei den drei Anderen.
„Wir werden hier warten, bis sich der Trubel gelegt hat. Aber euch wünschen wir viel Glück." sagte einer von ihnen mit ruhiger Stimme und einem warmen Blick.
Ich hatte noch nie jemand so gelassen gesehen, der in unserer Lage steckte.
„Gut. Euch ebenfalls viel Glück. Dann lasst uns gehen."
Connor trat voran und wir folgten ihm. Doch gerade als wir aus dem Raum treten wollten, erschütterte plötzlich eine heftige Explosion das Gebäude.
Auf einmal begann der Boden und die Wände zu zittern.
Ein fürchterlich lautes Krachen war zu hören und jeder von uns wurde zu Boden gerissen.
Dumpf schlug mein Kopf auf den harten Beton, der sich zu bewegen schien. Ich kämpfte gegen die Ohnmacht an und bis meine Zähne fest zusammen, um den pochenden Schmerz in meinem Schädel zu ertragen.
Ich bekam gerade noch mit, wie sich Connor mit seinem Körper über mich warf und meinen Kopf mit seinen starken Armen schützte, als einzelne Betonbrocken auf uns nieder brasselten.

Dann war noch eine Explosion und noch eine Weitere zu hören.
Die Eine stärker, die Andere schwächer.
Es kam mir vor wie Stunden, doch von einer auf die andere Sekunde hörte der Explosionshagel auf.
Zusammengekauert lag ich unter Connor auf dem Boden.
Ich spürte seinen heißen, unregelmäßigen Atem an meinem Ohr und seinen warmen Körper auf mir.
Schreie, Gebrüll und Schüsse drängten sich dumpf durch das Piepsen in meinem Ohr.
Langsam erhob sich Connor wieder von mir, sodass ich mich ebenfalls aufrichten konnte
Weißer Staub bedeckte unsere Uniformen und um uns herum lagen Betonbrocken.
„Geht's dir gut?" fragte er mich besorgt. Ich nickte nur etwas benommen.
Über uns klaffte ein riesiges Loch in der Decke, durch das schwarzer Rauch drang.
Große Risse zogen sich durch die Wände und von dem Raum, in dem wir vorhin gestanden hatten, war nicht mehr viel zu erkennen.
Lucas und Daniel waren glücklicherweise direkt neben uns zu Boden gegangen und konnten den herabstürzenden Brocken ebenfalls entgehen.

„Hilfe. Helft mir." sofort drehte ich mich zu der Stimme um.
Es war einer der Soldaten. Er kniete vor einem anderen und versuchte die riesigen Trümmer hochzustemmen, unter dem dieser lag.
Sofort eilten wir zu ihm.
Der eingeklemmte Soldat, war bis zum Bauch verschüttet und hatte die Augen geschlossen.
Connor bückte sich zu ihm hinunter um seinen Puls zu messen, doch als er die Finger an dessen Hals legte und etwas wartete, schüttelte er den Kopf.
„Er ist tot."

Der Soldat hörte auf die Brocken anheben zu wollen und kniete sich zu dem Toten hinunter.
Eine Träne verließ sein Auge und er nahm die Hände seines Freundes, um sie übereinander zu legen.
Connor legte tröstend eine Hand auf seine Schulter.
„Wo sind die anderen zwei?" fragte er leise.
Ohne aufzuschauen, deutete er auf die riesigen Trümmer.
„Sie liegen alle dort drunter. Ich konnte gerade noch zur Seite springen, als die Decke auf uns stürzte."
Er stand auf und hob seine Waffe vom Boden auf.
„Das waren Bomben. Wer auch immer die Terroristen angreift, ist jetzt in das Gebäude gelangt. Wir sollten schnellstens hier raus, bevor sie zu uns gelangen."
Er hatte Recht. Diese Leute werden auf alles schießen, was ihnen entgegen kommt. Sie werden uns erschießen, ehe sie merken, dass wir keine Terroristen waren.
Außerdem breitete sich dieser schwarze Rauch immer mehr und überall aus.
Die Bomben mussten ganz in der Nähe ein Feuer ausgelöst haben.
Wenn wir nicht schnell verschwinden, werden wir entweder ersticken oder erschossen.

„Dann wird es Zeit endlich einen Ausgang zu suchen." schlug ich vor und rannte darauf mit den Anderen aus dem halb zerfallenen Raum, bevor der schwarze Rauch uns einhüllte.

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