Zimmer 420

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Frankfurt am Main, 28. Oktober 2013

„Ich dachte schon, du kommst nicht", sagte Lukas und sah grinsend auf die Uhr, die gerade mal drei Minuten nach der verabredeten Zeit anzeigte.
„Ähm, doch klar. Ich bin da", sagte ich und grinste nervös zurück.
Lukas stand von der Fensterbank, auf der er gesessen hatte, auf und kam langsam auf mich zu. „Bist du aufgeregt?"
„Ein bisschen", nuschelte ich in seine Schulter, als er mich in eine zärtliche Umarmung zog.
„Wir müssen nicht gleich das volle Programm durchziehen. Also, nur wenn wir wollen. Wenn nicht, ist das auch okay. Ich fantasiere ja schon ewig davon, dass ich mit dir ins Bett gehe... aber für dich ist das doch noch alles neu", sagte Lukas und ich hörte, dass seine Stimme dabei ein wenig überschlug. Ich hoffte, dass sie das aus Aufregung tat und nicht etwa aus Zweifel oder gar Angst.
Er nahm mich an der Hand und führte mich zum Bett, wo wir uns nebeneinander auf die Kante setzten. Meine Hand ließ er nicht los.

„Was ist los, Lukas?"
Er hob den Blick und grinste mich ein bisschen schüchtern an.
„Naja... jetzt hab ich dich tagelang so heiß gemacht... mit meinen Nachrichten und allem, was ich sonst so gesagt hab. Du musst doch jetzt total die hohen Erwartungen an mich haben, aber ich hab das ja so auch noch nicht gemacht und ich hab keine Ahnung, ob ich das jetzt wirklich so gut mache, wie ich dich glauben lasse."
Während er das sagte, zuckten seine Pupillen unsicher im Raum herum.
„Oh Gott, das ist doch jetzt der totale Lustkiller, oder? Ich kann die Kerzen da neben dem Bett auch ausmachen, wenn du das doof findest", setzte er hektisch nach.

In dem Moment fiel ein ganz großer Teil der Anspannung und Befürchtungen von mir ab. Ich war so unendlich froh darüber, dass Lukas auch unsicher war. Die ganze Zeit über hatte ich wirklich gedacht, er würde ganz genau wissen, was auf ihn zukam und er hatte mir ein Bild von sich gezeichnet, welches ihn als absolute Wucht im Bett zeigte. Auf der einen Seite hatte mich das zwar total angemacht, aber gleichzeitig hatte es in mir die Angst geweckt, nicht gut genug für ihn zu sein, oder dass ich mich dabei total blamieren könnte. Jetzt zu hören, dass es ihm hinter seiner so selbstbewussten Fassade genauso ging wie mir, war das Beste, was mir in diesem Moment überhaupt passieren konnte.

„Nein, es ist sehr schön, dass du mir das gesagt hast. Und deine Kerzen sind nicht doof", sagte ich erleichtert und grinste ein bisschen, als ich auf die drei Teelichter sah, die er akkurat auf dem kleinen, schwarzen Holznachttisch platziert hatte.
Lukas atmete geräuschvoll aus und sah mir erfreut in die Augen. „Zum Glück. Ich dachte eigentlich, ich zieh halt einfach durch, aber es ist wohl doch besser, dass ich es gesagt habe."
„Auf jeden Fall", sagte ich lächelnd und gab ihm einen zarten Kuss auf die Nase.

Lukas ließ meine Hand, an der er sich durchgehend festgehalten hatte, los und fuhr mit seinen Fingerspitzen leicht an meinem Arm entlang nach oben, was mir eine kleine Gänsehaut bescherte. Dabei streichelte er an meinem Oberarm entlang, über meine Schulter, weiter über den Hals und dann sanft über meine Wange.
Nach einem langen Blick in meine Augen kam er ein Stück näher zu mir hin und küsste mich zaghaft auf die Lippen. Schmunzelnd nahm ich wahr, dass er vor Kurzem einen Früchtetee getrunken haben musste. So hatte doch jeder seine eigene Art und Weise, um sich zu beruhigen.
Es war so schön, dass wir uns endlich mal Zeit miteinander lassen konnten, ohne ständigen Zeitdruck oder die Angst im Nacken, dass uns jemand erwischen konnte.
Niemand wusste, wo wir waren und wir konnten uns nun vollkommen fallen lassen.

In Sekundenschnelle hatte sich die Stimmung im Raum total verändert und man konnte die Luft fast schon knistern hören. Jetzt ging es wohl tatsächlich los. Mein Herz schlug wie wild.

Ich legte meine Arme um Lukas schönen Hals, schloss die Augen und genoss seine weichen, zarten Lippen auf meinen. Er rückte noch näher an mich heran und die Temperatur im Raum stieg um ein paar gefühlte Grad an. Ich seufzte zufrieden in den Kuss hinein, während ich den Geruch seines Parfums einatmete, das mich jedes Mal, wenn ich neben ihm saß, verrückt machte.
Als er langsam seine Hände unter mein Shirt schob, um mir über Hüfte und Rücken zu streicheln, schlug mein Herz noch um einiges schneller.

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