XIX

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Am nächsten Morgen erwache ich von selbst. Ich liege jedoch zusammengekauert am Boden. Verwirrt schaue ich mich um. Bin wohl aus dem Bett gefallen. Ich erhebe mich vom Fußboden und sehe auf die Uhr. 06:00. Mit einem schmerzenden Kopf laufe ich ins Bad. Ich betrachte mich im Spiegel und erschrecke aufgrund meines Gesichts, welches blutverschmiert ist. Das Blut ist bereits getrocknet und lässt meine starken Augenringe hervorstechen. Ich blicke hinunter auf meine freien Arme und erinnere mich sofort dunkel an gestern. Was hab ich getan? Schwirrt es wieder in meinem Kopf. Sofort ist meine Laune wieder unten und ich habe eigentlich keine Kraft in die Schule zu gehen, aber heute ist der letzte Schultag vor dem Wochenende, weshalb ich mich überwinde zu gehen. Ich habe noch genügend Zeit mir das Blut unter der Dusche abzurubbeln. Es schmerzt und brennt sobald das kalte Wasser in die Wunden kommt. Deshalb nehme ich nicht zu viel von meinem Duschgel, welches nach Rosen riecht. Ich muss zugeben ich mag den Geruch von Rosen und Seife. Die kühle Masse reizt meine Arme jedoch noch mehr. Weshalb ich auch kurz danach freudig ausatmend aus der Dusche steige, wo ich mich abtrockne. Mit einem umgewickeltem Handtuch laufe ich zu meinem Kleiderschrank und suche mir einen Pulli heraus. Genau genommen einen schwarzen, sowie eine schwarze kurze Hose. Die Anderen werden sicherlich nicht denken, dass ich einen Knall habe bei dieser Hitze so herum zu laufen. Aber eigentlich kann es denen egal sein. Ich ziehe mich um und wickle das blutbeschmierte Messer in das Handtuch ein. Beides wandert sofort in die Mülltonne. Ich richte mir ein Müsli, um wenigstens etwas zu essen, doch meine Gedanken färben auf V über und somit vergeht mir der Appetit. Auch den Unbekannten ignoriere ich, was sicherlich Folgen haben wird. Ich packe noch meine Schultasche, da ich gestern nicht mehr die Kraft aufbringen konnte diesen zu packen. Außerdem streife ich mir meine Silberkreuzkette über und ziehe meine Schuhe an. Ich bin viel zu früh, doch es interessiert mich nicht wirklich. Ich laufe heute mal wieder und mache einen großen Bogen um Sugas Haus. Überhaupt einen Bogen um diese Straße. Soll ich ihn ignorieren oder nicht? Ihn darauf ansprechen oder nicht? Ich finde einfach keine Lösung und vielleicht war das auch unser Schicksal. Vielleicht sind wir nicht dazu bestimmt Freunde zu sein. Obwohl es sich so verdammt gut angefühlt hat.
Ich dachte er bleibt für immer.
Tja falsch gedacht
Meldet sich mein Gewissen.
Ich verzichte auf deine Ratschläge. Nicht mal in meinen Gedanken bin ich alleine.
Du hättest es ändern können, aber du warst ja zu feige.
Kopfschüttelnd betrete ich die Schule. Noch keine Menschenseele ist da. Wir haben in den ersten beiden Stunden Bildende Kunst und somit mache ich mich auf in den zweiten Stock. Der Raum ist abgeschlossen, da es ein Fachraum ist und somit setze ich mich vor die Tür. Ich lehne mich an die kalte, weißgestrichene Wand und starre die gegenüberliegende Wand an. Ich beschließe Musik zu hören und stecke die Kopfhörer in meine Ohren. Dabei schließe ich die Augen, was ein Fehler war, da ich mich an jeden geschehenen Moment von gestern erinnere. Ich ziehe reflexartig meine Ärmel weiter runter, sodass ich den Stoff in meiner Hand spüre kann. Ich höre durch die leise Musik Schritte auf dem Gang. Ich öffne die Augen und Jimin setzt sich mir gegenüber. Gerade höre ich den Text. Sag mir was ist dann hass? Es ist lediglich ein Ausschnitt aus dem Lied, aber er beschreibt die Gefühle, die in mir aufkommen, als er sich mir gegenüber setzt.
Er hat meine Freundschaft mit Suga zerstört.
War da überhaupt jemals eine Freundschaft?
Diese Frage hallt ewig in meinem Kopf während mein Blick weiterhin Jimin mustert. Er wirkt so unschuldig. Ohja er ist gut im Rollenspielen. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und die Wut in mir drin beginnt zu brodeln. Zusätzlich kommt nun auch Suga auf uns zu. Ich nehme die Kopfhörer aus den Ohren und stehe auf. Suga fällt mir fröhlich um den Hals. Auch Jimin richtet sich auf. Ich stoße Suga kräftig von mir. Er versteht nicht und blickt mich fragend an. Meine Tränen beginnen zu kommen, doch ich versuche sie krampfhaft zurückzuhalten. Ich balle meine Fäuste. ,,Kookie was ist los?"fragt Suga mich besorgt. Natürlich gespielt besorgt. ,,Tu nicht eins auf unschuldig Suga! Und du auch nicht"sage ich wobei ich Jimin anschaue. ,,Ich hab euer Gespräch gestern gehört" ich blicke nun mit glasigen Augen zu Suga. ,,Verräter!"schreie ich ihn an, nehme mein Zeug woraufhin ich den Gang entlang renne. Suga versucht meine Hand zu greifen, doch ich schüttele seine ab. ,,Warte Jungkook" ruft er mir hinterher, doch ich bin bereits die Treppe runter gesprintet. Raus aus dem Schulgebäude. Sein falsches Gesicht hat es zum überlaufen gebracht.
Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr.
Musst du auch nicht, beende es einfach und du bist das los
Da hat mein Gewissen wohl recht. Es ist die einzige Lösung. Ich werde eh nie akzeptiert, dass haben mir jetzt schon mehrere Leute bewiesen. Ich höre nicht auf zu rennen muss jedoch nach einiger Zeit laufen, da ich nicht mehr kann. Endlich nach einigen Minuten komme ich an meinem Ziel an. Eine Brücke unter der Wasser fließt. Hier fahren keine Autos entlang, was auch besser so ist. So kann mich keiner abhalten. Ich laufe in die Mitte der Brücke und stelle mich vor ans Geländer. Ich berühre es und meine zaghaften Finger umschließen das graue schäbige Gitter. Ich lehne mich leicht über das Geländer. Ich schwinge mich hoch und setzte mich auf den Balken. Mit nach unten gerichtetem Blick lausche ich den peitschenden Wellen. Ich denke an alles schreckliche.
Bald ist es vorbei.
Die Stimme in meinem Kopf macht mir mut.
Ich werde das alles los sein. Ich muss das alles nicht mehr fühlen, den ganzen Schmerz. Nur noch einige Minuten und ich bin es los
Meine Arme zittern und ich lehne mich immer weiter vor.
Spring drängt die Stimme in meinem Kopf.
Spring sagt sie wieder. Ich löse mich einige Sekunden von meinen Gedanken und bin frei von all den Lasten. In mir innerlich kehrt Ruhe ein. Grinsend schließe ich die Augen und mit einem letzten
Spring meines Gewissens stoße ich mich ab und falle circa zehn Meter in die Tiefe. Wind umschließt mich. Doch das letzte was ich höre ist nicht das Rauschen des Windes oder das Wasser welches mich umgibt, sondern ein männlicher Schrei. Jemand der meinen Namen verzweifelt ruft. Auch für diesen Jemand ist es jetzt zu spät, denn die Schwärze zieht mich in ihre Fänge und der Schleier des Todes legt sich um mich.

It hurts ||J.JK x K.TH Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt