XXXV

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Ich höre den Satz und es reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Ich falle, falle auf die Knie. Tränen brennen in meinen Augen und lassen meine Sicht verschwimmen.
,,Es tut mir leid, aber ihr Freund liegt im Koma"höre ich den Satz wieder. Er will nicht aus meinem Kopf gehen. Ich scheine daran zu zerbrechen. Ich habe keine Gewissheit, wird er wieder aufwachen oder stirbt er? Es kann sich um Jahre handeln in denen ich ihn da liegen sehen muss. Innerlich leidet er. Er wird seinen Abschluss verpassen und kostbare Zeit wird verschwendet. Das alles wegen mir. Tag für Tag wird es sich jetzt entscheiden. Stirbt er oder lebt er? Wacht er auf oder schläft er für immer? Wird er mit den schlechten Erinnerungen begraben oder schafft er sich neue, glückliche Erinnerungen? Eine Hand legt sich auf meine Schulter. ,,Möchten sie in psychische Behandlung gehen? Möchten sie mit jemandem über ihre Probleme reden?"fragt mich der Arzt. Ich schaue ihn an. ,,Sie sorgen sich um mich? Ernsthaft? Da drinnen in einem abgeschotteten Raum liegt mein Freund im Koma und sie, sie sorgen sich um mich!!" Ich drehe vollkommen durch. Stehe auf und renne in die Richtung aus der die Ärzte gekommen sind. Kurz vor dem OP Raum bemerke ich die Glasfenster eines anderen Raumes mit herunter gezogenen Rolläden. Ich öffne einfach die Tür und stocke. Ich sehe ihn. In dem schneeweißen Bett liegt er zugedeckt. Seine Arme liegen auf der Bettdecke und überall um ihn herum Geräte, welche mit Kabeln, die an Jungkooks Haut befästigt sind, angebracht sind. Seine Augen sind geschlossen und um seinen Kopf ziert sich ein weißer Verband. An seiner linken Wange sind zwei weiße Pflaster angebracht und um sein eines Handgelenk ist ein Gips befestigt. Der Raum ist dunkel nur das Licht, das von der Türe aus auf ihn fällt gibt mir den Blick auf ihn. Ich bemerke auch das Piepsen, welches mich bis jetzt benebelt hat. Es ist sein Herzschlag. Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Ich habe nicht aufgehört zu weinen ganz im Gegenteil. Sein Anblick verschlimmert es nur. Ich setze langsam einen Fuß vor den anderen. Bin so leise, wie möglich. Jetzt stehe ich neben ihm am Bett. Die ganzen Geräte versperren mir zwar nicht die Sicht, aber bereiten mir Angst. Angst, dass sie irgendwann ausgeschaltet werden. Ich blicke auf ihn hinab. Auch wenn nicht viel Licht in den Raum fällt scheint Jungkook in meinen Augen zu leuchten. Er ist verletzt und doch immer noch die schönste Person, die ich jemals gesehen habe. Ich knie mich an den Boden und berühre mit meiner Hand seine Wange, welche kalt ist. Die Berührung erzeugt in meinem Finger blitzartige Wahrnehmungen. Ich höre das Tropfen von einem der Geräte, das Piepsen des Herzmonitores und ich spüre die Leere in mir. Das einzige Gefühl, was ich wahrnehme ist Trauer, doch umso länger ich ihn berühre und ihn ansehe bemerke ich, dass sich ein Gefühl in mir breit macht. Als ich bemerke, was es ist fließen die Tränen stärker. Es ist Liebe. Blitzartig wird mir bewusst, was passiert wenn er nicht mehr da ist, was er eigentlich für mich ist und was er mir bedeutet. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust. Ich hoffe es tut ihm nicht weh. Ich kann einfach nicht aufhören zu weinen und zu schluchtzen. Ich höre seinen langsamen Herzschlag, doch ich spüre keine richtige Regung. Ich halte seine eiskalte Hand, doch er zuckt nicht mal. Er ist, wie scheintot und das unterstreicht alles nochmal. Wegen mir. Ich bin schuld. Jetzt lebe ich meine ganzen Gefühle. Ich schluchze herzhaft und weine. Ich lasse den Kloß in meinem Hals freien Lauf. Ich umarme ihn, doch er erwidert nicht. ,,Jungkook bitte wach auf"weine ich. Alles mögliche verlässt meinen Mund.
,,Jungkookie komm schon du bist doch mein Kämpfer"
,,Du kannst jetzt aufwachen"
,,Kookie bitte"
,,Es tut mir so leid. Ich weiß, dass ist keine Entschuldigung aber du musst weiter leben auch wenn du mich hasst"
,,Komm schon. Ich weiß, dass du mich hörst"
,,Ich kann nicht ohne dich"flüstere ich
Mit dem Kopf auf seiner Brust, heulend ratter ich alles runter, was in meinem Kopf vorgeht. Ich achte nicht darauf, ob es ihn stören könnte dazu bin ich zu sehr benebelt.
,,Als ich dich gesehen hab in der Schule im Schwimmunterricht, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ich wusste nicht was mir geschieht".
,,Oder als du gegen mich gestolpert bist am Abend und ich dich aufgefangen hab. Ich konnte meinen Blick gar nicht von dir lösen"
,,Weißt du ich wollte dich beschützen immer, doch dann ist mir eingefallen, weswegen ich dich überhaupt angeschrieben hatte. Ich wollte meinem ehemaligen Kumpel die letzte Ehre erweisen und dich umbringen"
,,Aber jetzt, jetzt wo ich dich hier herein gebracht habe, da habe ich erst realisiert, dass es auch anders gegangen wäre"
,,Ich hab realisiert, was ich angestellt habe, was ich für dich empfinde und wer du für mich bist"
Ich schaue ihn verheult an.
,,Gib mir eine Chance es dir zu beweisen"flüstere ich. Es folgt jedoch keine Reaktion. Verzweifelt schlage ich die Hände über meinem Kopf und verdecke somit mein Gesicht. Bitterlich weine ich in das weiße Laken. Ich schaue jedoch wieder auf zu meinem Baby.
,,Gib mir eine Chance und wache bald wieder auf"sage ich während ich seinem Gesicht näher komme. Ich schließe den letzten Abstand zwischen unseren Lippen und vereine sie. So lange hatte ich das Verlangen danach. Mein Bauch explodiert und meine Tränendrüsen produzieren, was das Zeug hält. Es ist der schönste Moment meines jetzigen Lebens, doch schmerzhaft wird mir bewusst, dass er nicht erwidert. Ich küsse weiter in der Hoffnung, dass er aufwacht. Sein Gesicht wird mit meinen Tränen befeuchtet und ich kann sie einfach nicht stoppen. Dieser Kuss hätte der Schönste in meinem Leben sein müssen, doch wenn er nicht erwidert fühlt es sich so an, als hätte ich ihn gezwungen und so löse ich mich von ihm. Mein Herz scheint wiedereinmal in tausend Stücke zerbrochen zu sein. Ich streiche durch sein Haar und höre die Stimmen der Ärzte an der Tür. ,,Ich habe noch nie jemanden so lieben gesehen"sagt die Schwester. Ihre Stimmen klingen in meinem Kopf jedoch eher so, als wären sie meilenweit entfernt. Ich löse keine Sekunde meinen Blick von Jungkook. Stattdessen fahre ich ihm durch seine Haare. Wie ein Geist stehe ich an seinem Bett. Lächle bei dem Gedanken an sein warmes Lachen. Und gleichzeitig weine und schluchtze ich. Mit erstickter Stimme, durch den riesigen Kloß in meinem Hals, versuche ich noch einen Satz herauszubringen.
,,Ich hoffe du erwiederst eines Tages meinen Kuss unter anderen Umständen"

It hurts ||J.JK x K.TH Where stories live. Discover now