|7| - Puppe aus Porzellan

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2004, Palles PoV:

"No Problem...", nuschelte ich vollkommen überfordert, während der fremde Junge und ich das Eis vom Boden kratzten. Ich war noch so erschrocken von dem ganzen Vorfall, dass ich noch nicht recht wusste, was eben geschehen war und was gerade geschah.

"Does your leg hurt?", fragte der Fremde plötzlich, als er den einen Eisbecher, der als einziger voll geblieben war und dessen Inhalt als Einziger nicht auf den Holzlatten verschmiert war, aufhob, und auf einen Tisch stellte, um ihn zu sichern. "A little bit.", gab ich dann zu, als ich zum ersten Mal in diesem Moment an mein Bein dachte, wo die Kante der Tür mich voll erwischt hatte. Tatsächlich zog sich ein leichter Schmerz durch mein Schienbein und die Hose scheuerte etwas. Der Dunkelhaarige vor mir runzelte etwas die Stirn und bat mich, ihm mein Bein zu zeigen, damit er sich das Ganze genauer anschauen konnte. Irgendwie war ich nicht bei der Sache, als ich ihm den Gefallen tat.Die Augen des Jungen, welche in so einem blitzend, hellen Grün erstrahlten, als wären sie kleine Smaragde, erweiteten sich noch mehr und er strich mit seinen kühlen, langen Fingern über mein Knie.

"I am so sorry. I swear it, boy. Don't know what to say...", flüsterte er nervös, während sich unter seiner unheimlich kühlen Berührung eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete und ich mir etwas auf die Lippe biss. Er hatte Recht. Mein Bein sah ziemlich angeschlagen aus. Im wahrsten Sinne des Wortes. Von meinem Knie bis Mitte meines Unterschenkels zog sich ein schmaler, rötlicher Streifen, wo die Türkante mich getroffen hatte. Und darum hatte sich meine Haut schon leicht blau und grün gefärbt. Das würde ein Bluterguss werden. Oder sogar eine Prellung.

Vorsichtig schaute ich zu ihm hoch und sein Blick war schuldbewusst und besorgt. "Everything's okay. Don't worry.", lächelte ich und ließ mich von dem Jungen auf die Füße ziehen, da der Schock sich verzogen hatte und ich feststellte, dass es auch kaum wehtat. Der Fremde fing auch an zu lächeln. Erleichtert und auch etwas fröhlich. "Wait a minute.", sagte er grinsend und stellte sich an den Tresen, um vier Eisbecher zu bestellen und zu bezahlen. Als er mir den Rücken zugedreht hatte, konnte ich ihn erstmals richtig mustern, vorher war ich zu erschrocken gewesen, um ihn genau betrachten zu können.

Er war recht dünn und hatte lange Beine, die fest auf dem Boden standen. Fluffige dunkelbraune Haare fielen in Strähnen in seinen Nacken und in sein Gesicht, dann diese leuchtend grünen Augen, so eine Augenfarbe hatte ich echt noch nie gesehen. Sein Gesicht war recht blass und kränklich, sodass ich annahm, er würde eigentlich nicht viel Sonne abbekommen. Sein Kinn war spitz, seine Nase fein und gerade und er hatte schmale, leicht rosige Lippen. Alles in seinem Gesicht sah symmetrisch aus und auf mich wirkte er wie eine hübsche, aber zerbrechliche Puppe aus feinstem, weißem Porzellan, was mich ihn beeindruckt anstarren ließ. Zudem war er der einzige in dieser Hütte, der keine Badebekleidung, sondern ein langes Sweatshirt und eine mittellange Jeans sowohl Turnschuhe trug. War ihm nicht zu warm?

Mit leicht gerunzelter Stirn schaute ich wieder auf mein Knie und kratzte auf der geröteten Haut herum.  Der fremde Junge kam zurück, in den Armen hielt er vier neue Eisbecher und lächelte mich mit einer schüchternen Sanftheit (gibt es das Wort? 😂), bevor ich ihm zwei Becher abnahm und den einen, der noch bei mit Stand. Zusammen gingen wir dann nach draußen und wurden von der brutalen Hitze erschlagen, die uns draußen entgegenflimmerte.

"It's okay, when I eat with you? Otherwise I'll go back to my family.", meinte der Junge nebenbei, während er die Eiskugeln im Becher betrachtete, die bereits nach den wenigen Sekunden hier draußen, angefangen hatten, zu schmelzen. "No, no. It's okay.", antwortete ich und tat es ihm gleich, ich musterte das schmelzendes Eis. Den restlichen Weg über den heißen Sand zu meinen neuen Freunden bestritten wir schweigend, aber das war gut so. Mein Englisch war nicht das Beste und auch meinem Gegenüber schien es unangehm zu sein, Englisch zu sprechen. Woher er wohl kam?

"Patrick! Komm lass uns dir etwas abnehmen!", hörte ich den weiten Ruf von Maurice und blickte auf, als der Blondschopf nur in Badehose angehüpft kam, um mir zu helfen. Ich lächelte ihm dankbar entgegen. "Warum hast du nur drei Eisbecher?", fragte er dann verwirrt, "Willst du nichts?" "Nein, ich hatte Hilfe.", strahlte ich und schaute zu dem fremden Jungen neben mir.

Der nicht mehr da war.

"Huh..", seufzte ich auf und drehte mich um. Der fremde Junge war noch da, bloß stand er einige Meter entfernt und starrte mich an, als hätte er einen Geist gesehen. Er war sogar noch ein bisschen blasser um die Nasenspitze, wenn das überhaupt noch möglich war. Es war dezent gruselig, seine grünen Augen so auf mir zu spüren. Doch dann begann er zu lachen. Es war ein sanftes, aber dennoch belustigtes Lachen, sodass ich mit Maurice, welcher die Augenbrauen hochgezogen hatte, einen erstaunten Blick tauschte.

"What's the matter?", fragte ich vorsichtig und das Lachen des Jungen verblasste, er lächelte nur noch verschmitzt. "Du brauchst kein Englisch zu reden.", grinste er, "Ich komme auch aus Deutschland."

"Ernsthaft!?", fragte ich und mein Herz machte, warum auch immer, einen kleinen freudigen Hüpfer. Der Junge nickte lächelnd. "Wir waren ziemlich dumm, würde ich mal sagen."

"Verpeilt würde es auch treffen.", mischte sich nun Maurice stirnrunzelnd ein, "Sagt nicht, ihr habt euch die ganze Zeit auf Englisch unterhalten?"

"Haben wir.", schmunzelte der Fremde. "Ich habe mich schon gewundert, wieso dein Englisch so abgehackt klingt." "Und ich, wieso deine Grammatik manchmal so komisch klang.", lächelte ich. Maurice schüttelte bloß den Kopf und führte uns zu den Anderen, die unser Gespräch aus der Ferne verwirrt beobachtet hatten.

"Wen hat Paddy denn da aufgegabelt?", fragte Fabi, der sich auf einem Strandtuch breit gemacht hatte und dessen interessierter Blick auf dem Jungen bei Maurice und mir hing. "Ich bin Manu.", lächelte er Fabi an und setzte sich in den heißen Sand vor unseren Laken.

Manu... Der Name passte irgendwie zu ihm. Keine Ahnung wieso. "Komm doch zu mir. Dann musst du dir in diesem Sand nicht den Arsch abbrennen.", schlug ich vor und rückte ein Stück auf meinem Handtuch zur Seite, sodass Manu sich neben mich setzen konnte.

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Besser spät als nie. xD

Wie geht's meinem liebsten Zucchini-Rudel? :D

-DAMALS.- | #kürbistumor #glpalleWhere stories live. Discover now