|17| - Gespräch mit Julia

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2004, Palles PoV:

Am nächsten Morgen fühlte ich mich merkwürdig ausgelaugt, als ich zwischen Maurice und der Zeltwand auf meiner Matratze aufwachte. Besonders angenehm war es hier ja nicht. Mein Rücken war ein bisschen verkrampft und schmerzte bei jeder Bewegung, was mich dennoch nicht davon abhielte, mich aufzusetzen. Maurice war im Schlaf sehr nah an mich herangerutscht, sodass ich mir große Mühe geben musste, ihn nicht aufzuwecken. Er murmelte leicht im Schlaf und ich bemerkte die Schweißtropfen auf seiner rosa Stirn, konnte allerdings kein Wort klar heraushören.

Auch Fabi und Micha schliefen noch, wobei Fabi leise schnarchte. Vorsichtig, um keinen von ihnen zu stören, krabbelte ich aus dem Zelt und stand draußen auf. Die Luft war warm, aber dennoch milder und frischer als im Zelt, sodass ich einmal fest einatmete. Auch die Sonne war schon aufgegangen und strahlte ihr warmes Licht auf den Zeltplatz hinunter. Dennoch schienen die meisten noch zu schlafen, denn es lag eine grausige Stille über dem Platz.

Ohne lange zu überlegen, griff ich noch mal in unser Zelt, holte mir eine Badehose, ein T-Shirt und eine kurze Hose, sowohl Badelatschen hevor und verschwand in den Duschräumen. Eigentlich war ich auch ganz froh darüber, dass niemand da war. Klar, mir konnte kein Junge etwas abgucken, aber ich hatte es einfach nicht so gern, dass mir jemand beim Duschen zuschaute.

Frisch geduscht und total motiviert stand ich wieder auf dem Zeltplatz, doch es herrschte immer noch kein Leben hier. Mein Blick wanderte wie automatisch zum großem Tor. Ich brauchte nur über den Zaun klettern und dann konnte ich zu Manu. Der Dunkelhaarige hatte sich in meine Gedanken gefressen wie eine Raupe durch ein Blatt. Ich vermisste seine Stimme, seine Augen und sein Lachen jetzt schon. Was war nur falsch mit mir? Dieser Junge war gerade mal ein Tag und ein emotionales Gespräch in meinem Leben und schon machte ich mich abhängig von ihm? So etwas hatte ich noch nie gespürt.

Meine Füße trugen mich ganz von allein zum Tor und niemand war da, um mich aufzuhalten. Selbst, wenn ich gesagt hätte, ich ginge nicht, hätten meine Füße mich vermutlich trotzdem zu Manu gebracht. Es war wie eine innere Bindung, ein Instinkt, den ich nicht verstehen konnte. Langsam hob ich meine Hände und legte sie an den kalten Stahl und für einen Moment stellte ich mir vor, es wären Manus kalte Finger. Es fühlte sich gut an. Warte was? Verwirrt betrachtete ich die stählenrne Querstrebe. Noch nie hatte ich so etwas komisches gedacht!? Was machte dieser Junge nur mit mir? War es überhaupt gut, sich noch weiter mit ihm zu treffen, wenn er mich, wieso auch immer, so komisch denken ließ. Ich war definitiv nicht schwul und dennoch schlich er sich immer wieder zu mir und ließ mich diese Dinge fühlen und denken. Das war doch krank, vollkommen verrückt.

Unentschlossen stand ich einfach weiter vor dem Tor und dachte über Manu nach, als mich eine Stimme aus meinen Gedanken riss.

"Pat!? Was machst du da?"

Es war Julia. Das niedliche Mädchen mit der schokobraunen Haut lächelte schief, doch ich sah die Verwirrung in ihren schwarzen Knopfaugen. Ihre langen, dunklen Wimpern klimperten und ich schaute sie an, als wüsste ich gar nicht wer sie war. "Erde an Patrick?" Nun war Julia näher an mich herangetreten und wedelte mit der flachen Hand vor meinen Augen herum.

"Ich habe nur nachgedacht.", lächelte ich und erntete einen weiteren Blick von Julia. "Worüber?"

"Erinnerst du dich an Manuel?", fragte ich und das Mädchen nickte. "Klar, er war ja gestern mit uns am Strand." "Ich... Keine Ahnung... Er verwirrt mich.", gestand ich und versuchte, Julia nicht in die Augen zu schauen, aber ihre Augen waren so groß, so warm und so sanft, dass man nicht anders konnte. "Inwiefern? Auf mich hat er eigentlich einen sehr netten und zurückhaltenden Eindruck gemacht." "Keine Ahnung, er spukt immer in meinen Gedanken herum und ich habe ständig das Verlangen, ihn wiederzusehen.", flüsterte ich und spürte richtig wie das Blut in meine Wangen lief.

Julias Blick wurde weich und sie begann zu kichern. "Schwärmt da etwa jemand für Manuel?", grinste sie und stupste mich an. "Das kann gar nicht sein. Erstens bin ich nicht schwul und zweitens habe ich ihn erst einen Tag gesehen. So schnell geht das nicht." Julias Grinsen wurde noch ein Stück breiter. "Man verliebt sich nicht so schnell, aber zum Schwärmen reicht die Zeit allemal. Und aus einer Schwärmerei kann schnell Liebe werden. Und du bist ja nicht automatisch schwul, wenn du als Junge für einen Jungen schwärmst. Du könntest auch bi sein oder pan. Mach dir einfach nicht so viele Gedanken darüber, solange du glücklich bist, ist es doch auch egal, welche Sexualität du hast. Aber deine Augen sagen es ganz deutlich: Du schwärmst definitiv für Manu!"

"Wer schwärmt für Manu?", hörte ich die verschlafene Stimme von Maurice und der Blondschopf tauchte gemeinsam mit Micha hinter uns auf. Julia sah mich an und ich schüttelte ganz leicht den Kopf, um ihr zu zeigen, sie solle nichts verraten. Ich wollte es mit meinen neuen Freunden nicht jetzt schon verkacken, immerhin hatte ich hier im Camp sonst niemanden. "Ich.", sagte sie und ihre Stimme klang fest und gefühlvoll, ich hätte nicht gemerkt, dass sie log. Maurice machte große Augen. "Und was ist mit Fabi? Ich dachte, du stehst auf ihn." "E-er... ist auch süß...",  murmelte sie und ich meinte zu sehen, wie ihre eh schon sehr dunkle Haut rötlich anlief. "Hast du jetzt zwei Crushes?", fragte Micha belustigt.

"N-nein. Ich bin in Fabi verliebt, finde Manu aber auch süß. So schwer ist das nicht zu verstehen." Der Braunhaarige schmunzelte, "Bei Manu hättest du definitiv mehr Chancen als bei Fabi. Wer weiß, Mauri und ich könnten versuchen, euch zu verkuppeln."

"Nein!", riefen Julia und ich wie aus einem Munde und als die Gesichter der beiden Jungen sich verwirrt verzogen, wusste ich, dass dies ein Fehler gewesen war. "Wieso nicht?" "Ich habe die Hoffnung bei Fabi noch nicht aufgegeben.", meinte Julia und bei dem Satz war ich mir noch nicht mal mehr sicher, ob sie log oder es ernst meinte. Doch Julia schritt einfach hoch erhobenen Hauptes in Richtung Restaurant zum Frühstück. Maurice stupste mich an und sah ihr nach, während er mir zuraunte: "Ich glaube, ihr würde es gut tun, von jemandem geliebt zu werden. Fabi enttäuscht sie immer wieder und es zerstört sie, dass sie sich immer Hoffnungen macht."

Dazu schwieg ich.

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Ein großes Sorry von mir. Eigentlich sollte der Part gestern schon kommen, aber Wattpad hatte iwie totale Probleme, dass ich noch nicht mal in meinen Account kam. Dafür hat das Kapi über 1000 Wörter, hoffe ihr freut euch.. <3
VIELLEICHT FEEDBACK?🥂

-DAMALS.- | #kürbistumor #glpalleWhere stories live. Discover now