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"Fay"_Brian ruhig.
Ich sah ihn an. Seine Augen waren so liebevoll, aber auch Verzweifelt.
"Worum machst du dir Sorgen?"_ich leise mit Tränen im Gesicht.
"Dich nicht wieder glücklich zu bekommen"_er.
Ich schniefte und dreht mich auf den Rücken. Ich streckte ihm meine Arme entgegen und er nahm meinen Oberkörper in seine starken Armen. Er hob mich hoch und setzte mich auf seinen Schoss. Meinen Kopf lehnte ich gegen seine Schulter, aber konnte nicht aufhören zu weinen.
"Denk an die schönen Zeit mit deinem Dad"_er.
"Außer den drei Tagen, wo ich in New York war, gab es keine"_ ich traurig.
"Dann denk an die drei Tage"_er.
Ich dachte wirklich an die drei Tage in denen ich mit Dad und Kevin im Garten gegrillt hatte, in Parks spazieren gegangen war und shoppen war.
Ich musste wieder anfangen zu weinen, es war die schönste kurze Zeit die ich mit Daddy verbracht hatte. Es hatte begonnen alles perfekt zu werden, Mom und ich verstanden uns, Mom und Thomas hatten geheiratet, ich hatte endlich kein Pferd mehr, ich verstand mich gut mit den Bad Boys, aber in erster Linie mit Brian. Und dann, dann stirbt mein leiblicher Vater an Krebs. Und diese kleine heile Welt, die sich in fünf Monaten aufgebaut hat, bricht an einer Seite zusammen.
"Willst du bei mir schlafen?"_er.
Ich nickte und er stand auf. Ich saß noch auf seinem Schoss, doch das interessierte ihn scheinbar nicht. Er trug mich einfach rüber in sein Zimmer und setzte mich auf seinem Bett ab. Vom vielen weinen war ich tatsächlich total müde geworden und kuschelte mich sofort in seine Decke. Er lag hinter mir mit seinem Laptop auf dem Bauch und macht irgendwas. Ich wurde immer immer müder und schließlich schlief ich ein.

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Ein letzter Blick in den Spiegel in unserem Hotelzimmer. Schwarzer Rock der mir bis zur Mitte der Oberschenkel reicht, schwarze Strumpfhose, grauer Wollpullover und eine Lederjacke darüber. Dazu schwarze Boots. Meine langen blonden Haare hatte ich mir zu einem lockeren Dutt gebunden. Brian kam aus dem Badezimmer. Er trug seine weißen Nike, eine dunkle Hose und seine schwarze Winterjacke mit dem Fellkragen an der Kapuze.
"Bist du fertig?"_er.
Ich ging noch einmal zum Fenster und sah runter auf die Großstadt und ging dann zu ihm.
"Ja"_ich leise und harkte mich bei Brian ein. Ich klickte den Karabiner in Lio's Halsband und wir gingen raus auf den Flur. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss. In der Lobby warteten bereits Mom und Thomas. Auch die beiden waren dunkel gekleidet. Zu fünft gingen wir raus und stiegen in den großen VW Bus, der uns zur Kirche bringen würde. Mom und Thomas saßen Brian und mir schweigen gegenüber. Thomas hielt Mom's Hand. Brian saß neben mir und hatte einen Arm um mich gelegt. Ich hielt mit beiden Händen Lio's Hundeleine fest. Lio selbst saß zwischen meinen Beinen und schaute Mom und Thomas neugierig an.
Meine größte Angst im Moment?
Das Lio Daddy riecht. Hunde können Tote riechen. Ich hatte Angst das er riecht, dass sein ehemaliges Herrchen tot ist, weil ich nicht weiß wie er dann reagieren wird.
Die Fahrt über verlief schweigend. Die letzten eineinhalb Wochen war Brian echt immer bei mir gewesen und hat mich abgelenkt. Er hat mich mit genommen zum Training, zu seinen Spielen, zu Beycan, Aron und Calvin und mit zu seinen Partys. Diese Zeit hatte uns echt zusammengeschweißt.
Wir waren angekommen. Ich erkannte Kevin vor der Kirche stehen. Das Auto kam zum stehen. Jetzt gab es kein zurück mehr. Ich stieg aus und Lio sprang raus. Mom, Thomas und Brian stiegen auch aus. Meine Eltern gingen vor auf Kevin zu und ich wartete auf Brian. Er musste scheinbar noch unbedingt telefonieren. Er war etwas wütend, als er zu mir kam.
"Deine Ex?"_ich.
"Ja, sie will mit mir reden, aber ich habe keine Zeit"_er.
"Sein konsequent"_ich.
"Ja, werde ich"_er und griff nach meiner Hand.
Zusammen gingen wir in Richtung Kirche. Wir kamen an einigen Leuten vorbei die meinen Vater kannten. Einige sprachen mich an, doch Lio bellte sie böse an. Seit Daddy's Tod hat er sich verändert. Ich war oft traurig und habe ihm nicht immer gesagt was er tun soll, somit begann er mich zu beschützen. In der Dunkelheit echt von Vorteil. Kevin sah mich und schenkte mir ein Lächeln. Ich konnte es nicht erwidern. Er zog mich in eine Umarmung und ich erwiderte diese schwach. Dann begrüßte er Brian und Lio.
"Ich habe mit dem Prediger gesprochen, Lio gilt als Familienmitglied und darf mit in die Kirche"_Kevin.
"Ein Glück hab ich keine Pferde mehr, die wären nicht so unauffällig"_ich.
Kevin musste bei meiner Aussage leicht grinsen und auch Brian lächelte schwach.
In der Kirche ging ich langsam aber zielstrebig auf den Sarg zu, ohne Brian's Hand loszulassen. Lio's Leine fasste ich kürzer. Er merkte das irgendwas nicht stimmte und wurde aufmerksamer.
Ich stand vor dem Sarg und sah den Holzkasten an. Auf ihm waren Bilder von Daddy zu sehen. Eins zerriss mein Herz. Ich als 14 jährige im Arm meines Vaters, in meiner Hand ein Strick, am Ende des Stricks Honshu. Mir kamen die Tränen.
Was so traurig war an dem Bild?
Nur ich, die in der Mitte zwischen den beiden war, lebte noch. Sowohl Honshu als auch Daddy waren tot. Brian legte einen Arm um mich.
"Soll ich es ihm jetzt erklären?"_ ich zu Brian flüsternd.
"Ja, mach es bevor es zu spät ist. Er hat das Recht dazu"_Brian.
Er blieb stehen und ich ging mit Lio auf den Sarg zu. Vorsichtig ließ ich Lio daran schnüffeln. Mein Golden Retriever schien etwas zu riechen. Er war ganz aufgeregt. Es dauerte zwei Minuten bis er verstand was war. Anfangs wedelte er glücklich mit der Rute, doch dann fing er an zu winseln. Mein Hund hatte verstanden was mit Daddy passiert ist. Ich hockte mich hin und Lio lehnte seinen Kopf gegen mich. Ich streichelte ihn beruhigend doch er wollte nicht aufhören zu winseln. Ganz klar, er trauert. Würde er ein Mensch sein, würde er weinen.
Brian und ich saßen neben unseren Eltern in der ersten Reihe. Zu meinen Füßen Lio.
Der Prediger erzählte viel aus Daddy's Leben und Mom und mir flossen die Tränen. Doch es tat gut zuhören was Daddy alles in seinem Leben geschafft hat. Nachdem ich mich ausgeheult hatte und der Prediger fertig war, breitete sich ein anderes Gefühl in mir aus. Stolz. Ich war stolz auf das was Daddy alles geschafft hatte. Ich sah runter zu meinen Füßen und dunkel braune Augen trafen grüne. Ich werde diesen Rüden in Ehren halten, er ist das was mir von Daddy bleibt. Der Prediger redete noch, doch ich ignorierte es.
"Na komm her Lio"_ich leise.
Mein Rüde stand auf legte beide Vorderbeine auf meinen Schoss. Ich streichelte seinen Kopf. Brian sah mich und dann Lio an. Er bemerkte mein kleines Lächeln auf den Lippen und streichelte Lio's Kopf.
Es war soweit, der Sarg sollte im Grab versenkt werden. Alle standen im Kreis drum herum. Es war bitter kalt und ich fror. Von hinten legten sich plötzlich zwei Arme über meine Schulter, ich drehte meinen Kopf und sah in grüne Augen. Ich lächelte meinen Bruder kurz an schaute dann wieder auf dem Sarg. Er verschwand langsam aber sicher im Grab.
Nachdem Daddy unter der Erde war, gingen wir mit allen Leuten die gekommen waren Essen. Lio durfte mit. Er lag unterm Tisch und fiel gar nicht auf. Alle redeten über Daddy, doch ich konnte erstaunlich gut damit umgehen. Der Prediger hatte in mir etwas seltsames ausgelöst. Dankbarkeit, Stolz, Liebe und Freude. Das alles zuhören was die anderen erzählte, interessierte mich sehr, da ich meinen Vater kaum bei mir hatte. Endlich konnte ich mir ein richtiges Bild von meinem Vater.
Er war hilfsbereit, zielstrebig, liebevoll, lustig, ehrgeizig und liebenswert.
Er hatte schon Ähnlichkeiten mit mir gehabt.

Wir blieben noch zwei weitere Tage in New York und gingen gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt und waren öfters shoppen. Am 20. Dezember waren wir wieder zu Hause.

my new brotherDonde viven las historias. Descúbrelo ahora