17. Louis und Eleanor

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"Nachdem ich seinen Bericht der letzten Tage gehört hatte, konnte ich viel besser verstehen, wieso er immer so gereizt gewesen war. Und ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht für ihn da gewesen war, als er mich gebraucht hatte ..."

*****

"Louis, ich will diesen ganzen beschissen Streit nicht mehr!", platzte es aus mir heraus, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. "Ich habe genug! Ich möchte einfach wieder mit dir befreundet sein!"

Er sah mich einen Moment lang skeptisch an.

"Dann sag mir doch endlich mal, was du in letzter Zeit immer machst!", meinte er anklagend und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.

"Das habe ich doch schon", rief ich verzweifelt aus und fuhr mir durch die Haare. Wir drehten uns schon wieder im Kreis, doch ich hatte keine Ahnung, wie ich diesen durchbrechen sollte.

Louis hingegen seufzte. Er biss sich auf die Unterlippe und sah mich noch einmal prüfend an, bevor er schließlich nickte.

"Na schön. Es ist also etwas, was du mir nicht sagen willst", überlegte er dann, "das sollte ich akzeptieren."

Erleichtert atmete ich aus. Wie von selbst trugen uns unsere Füße ins Wohnzimmer, wo wir uns auf die Couch setzten und einander unsicher anstarrten. Wir hatten uns so sehr vertraut. Das war zunichte gemacht worden, aber tief in meinem Inneren hoffte ich, dass wir es irgendwie wieder aufbauen konnten. Es würde ein wenig dauern, jedoch war es noch nicht zu spät!

"Jetzt bist du an der Reihe", sagte ich. "Es gibt noch einige Sachen, die du mir noch nicht erzählt hast."

"Aber du ...", fing er provozierend an, doch ich unterbrach ihn.

"Vergessen wir die ganze Geschichte einfach mal für einen kurzen Augenblick. Es ist lediglich ein Angebot, aber wenn du willst, bin ich für dich da. Ich höre dir zu. Wenn du das allerdings nicht möchtest, respektiere ich das völlig!"

Ich kannte Louis. Er war eher der Typ, der über seine Probleme redete, deshalb erstaunte es mich auch kaum, als er irgendwann Luft holte und anfing.

"Eleanor und ich haben uns bei ihr getroffen. Es war eigentlich alles in bester Ordnung, das habe ich jedenfalls gedacht, bis mich irgendwann Mum angerufen und gefragt hat, ob ich noch einkaufen gehen könne, weil sie es einfach nicht mehr schaffen würde. Und dann ist einfach alles schiefgelaufen."

Flashback

Louis und Eleanor saßen am großen Esstisch, ein Abendessen, bestehend aus Braten, Kartoffeln und Gemüse, stand darauf, zusammen mit mehreren Kerzen und feinem Geschirr. In der Mitte des großen Holztisches war, in einer Vase, eine rote Rose. Ich konnte mir die Situation so gut vorstellen, wie wenn ich selbst dort gestanden und zugesehen hätte.

"Das war meine Mum", erklärte Louis in diesem Moment entschuldigend und kaute unsicher auf der Innenseite seiner Wange herum. "Ist es okay, wenn ich ein wenig früher gehe? Ich soll noch einkaufen ..."

Schuldbewusst brach er ab und wich dem Blick seiner Freundin aus.

"Weiß sie denn nicht, dass wir uns heute treffen?", fragte sie dann nach.

"Doch", antwortete der Blauäugige, "aber sie schafft es einfach nicht mehr."

"Und kann denn kein anderer aus deiner Familie das übernehmen?", erkundigte sie sich nun.

Als Antwort gab er ihr ein Achselzucken.

"Offensichtlich ..."

"Gott, kann deine Mutter uns nicht mal einen Abend gönnen?", platzte es dann aus Eleanor heraus und sie raufte sich die Haare. "Ich meine, wir verlangen doch nicht viel! Einen einzigen Abend!"

Engelsgleich || h.s. ✓Where stories live. Discover now