Kapitel 1: Das ist also mein Vater.

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Zoe's Sicht:

Leise schließe ich die Tür auf und betrete die Wohnung meiner Mutter. Theoretisch dürfte niemand hier sein. Ich schleiche durch den Flur in mein Zimmer. Dort angekommen schließe ich leise die Tür und atme kurz durch. Ich wohne immer noch bei Dima. Es geht mir besser als je zuvor dort. Liam, ich und er verstehen uns super. Jedoch fehlen mir einige Sachen, wie Klamotten, Bücher, mein Laptop und Mädchenkram halt. Ich beginne wichtige Sachen in Sporttasche zu stecken. Ich will nie wieder hier her zurückkehren. Diese Zeit hier ist so erdrückend und langweilig gewesen. Monoton trifft es gut. Es war jeden Tag dasselbe. Tag ein, Tag aus der selbe Ablauf.
Ich schnappe den letzten Rest und gehe Richtung Tür. Gerade als ich sie öffnen will, höre ich die Haustür. Jemand betritt die Wohnung. Ich halte meinen Atem an und bleibe ruhig hinter der Tür stehen. Die Person geht den Flur auf und ab. Es macht einen nervös. Plötzlich hören die Schritte auf. Sie steht. Eine Weile lang herrscht eine Stille, bis plötzlich ein Telefon klingelt. Es muss Karl sein. Das Geräusch seines Diensthandys kenne ich zu gut. Sofort drücke ich mein Ohr an die Tür und beginne zu lauschen. "Ja." Kommt es von ihm. "Okay. Nein wir werden Ihnen folgen. Der Typ wird uns direkt an die Quelle liefern." Eine kurze Stille. "Er wird um 16 Uhr entlassen. Einmal Junkie, immer Junkie. Sein Sohn steckt da mit drin. So schnell wie er heute draußen sein wird, wird er und sein Sohn auch wieder drin sein." Es kommt eine Weile nichts. Ich schlucke leicht. Heute um 16 Uhr wird er entlassen. Er ist ein Junkie und sein Sohn steckt mit drin. Es ist so klar das er von Dima und meinem Vater spricht. Das kann er sich abschminken. Wieder sind Schritte zu hören. Gefühlt eine Ewigkeit geht er hin und her. Ungeduldig warte ich bis sie die Wohnung wieder verlassen. Ich schreite durch meine Zimmertür und wähle Dimas Nummer. Wie wollten uns eigentlich gemeinsam vor dem Polizei Presidium treffen, um unseren Vater abzuholen. Ich hätte es auch pünktlich geschafft, wenn Karl sich nicht so ewig Zeit gelassen hätte. Während ich die Wohnung verlasse, lausche ich dem Tuten auf der anderen Seite. Wozu hat er ein Handy wenn er eh nicht rangeht?
Seufzend lege ich auf, nachdem die Mailbox mich begrüßt. Schön dann werden wir mal Sport machen und ihm entgegen laufen. Mit einer fetten Sporttasche. Ich könnte mir nichts besseres vorstellen. Ein Vorteil hat es schon. Die Aufregung in mir, dass ich gleich meinen Vater kennen lernen würde, sinkt dadurch hoffentlich etwas. Ich hoffe los Richtung Straße. Sie werden bestimmt schon vorgegangen sein.
Ich folge weiter laufend den Weg. Ich sollte definitiv mehr Sport machen. Die Tasche wird gefühlt immer schwerer. Meine Beine tun weh, sowie meine Lunge. Aus der Puste halte ich an der Straße. Ich bin so unsportlich. Das ist ja nicht feierlich. Ich atme weiter tief durch und schaue mich um. Auf der anderen Seite erblicke ich endlich meinen Bruder mit einem Mann. Es muss mein Vater sein. "DIMA!" Rufe ich laut und bereue es sofort. Sogut wie alle um uns stehende Leute schauen mich an. Haben die nichts besseres zutun? Ich versuche die Blicke zu verdrängen und gehe schnell zu meinem Bruder. "Wo warst du denn?" Fragt er mich und nimmt mir die Tasche ab. Immer noch aus der Puste stehe ich vor den beiden. "Ich.. Du.. Karl.. Geh mal.. an dein Handy." Bringe ich heraus. "Bist du hergelaufen?" Fragt mein gegenüber grinsend. Ich nicke und schlage leicht mit meiner Faust gegen seine Brust. "Was ist denn jetzt mit Karl?" Fragt er weiter. Ich mache kurz Pause und bekomme langsam wieder normal Luft. "Er kam nachhause. Er kann nicht zu dir ins Studio. Die wollen ihn verfolgen, weil sie wissen das er ihnen den Weg weisen wird." Antworte ich bewusst auf meine Wortwahl achtend. Schließlich stehen wir mitten in der Öffentlichkeit. Dima nickt verständlich. "Erstmal wird es Zeit euch vorzustellen. Papa, das ist Zozo, wie du ja weißt und.. ach ihr kennt euch doch eh. Das hat irgendwie keinen Sinn." Unterbricht Dima sich selber. Ich nicke und schaue ihn an. Das ist also mein Vater. Er ist genauso groß wie Dima und hat eine schlanke Statur. Sein Gesicht wird durch einen Bart geziert. Seine Haare sind kurz und genauso wie Dimas und meine braun. "Hallo." Sage ich unsicher. Es ist so eine komische Situation. "Zoe. Wie groß und schön du geworden bist." Kommt es von ihm. Er hält mir fragend seine Hand hin. Ich überlege kurz, umarme ihn dann aber. Zögerlich erwiedert er diese. Ich wollte das schon immer tun. Es ist so ein schönes Gefühl. Mir hat mein Vater so gefehlt. "Du hast intelligent vergessen. Zozo studiert nämlich." Gibt Dima an. Wir lösen uns wieder. "Du studierst?" Fragt er mit großen Augen. Ich nicke leicht lächelnd. "Das ist doch schön. Und was ist mit Liam?" Fragt er weiter. "Der arbeitet." Antworte ich kurz. Er nickt leicht und Dima bringt sich wieder mit ein. "Wir können später darüber reden. Lasst uns jetzt erstmal zu mir gehen." Zusammen folgen wir ihm. "Du wohnst einfach erstmal bei mir." Schlägt er vor. "Und wo genau? Du hast keinen Platz mehr." Antwortete ich ihm. "Achwas. Ich schlaf einfach mit Liam auf der Couch. Dann kann er in meinem Zimmer schlafen." Sagt er. "Nein. Er kann in meinem Zimmer schlafen. Ich komm in der Zeit einfach bei Johnny unter." Johnny beschwert sich sowieso das er mich nicht oft genug sieht. Was absolut nicht stimmt. Wir sehen uns jeden Tag nach seiner Arbeit, bis spät in die Nacht. Die meiste Zeit übernachte ich sowieso bei ihm oder er bei mir. "Du musst nicht wegen mir gehen." Antwortet mein Vater. Ich schüttel nur selbstverständlich den Kopf. Wir schreiten die Treppen hoch und betreten dann Dimas Wohung. "Ich will wirklich nicht das du dir Umstände machst." Sagt er. "Mach ich nicht." Antworte ich und ziehe meine Jacke aus. Die anderen tun es mir gleich und zusammen gehen wir in die Küche. "Wollt ihr was Trinken?" Frage ich. "Kaffee." Kommt es von beiden gleichzeitig. Ich muss leicht kichern und setze welchen auf. Die anderen beiden haben sich bereits an die Theke gesetzt. "Wer ist denn dieser Johnny?" Fragt mein Vater. "Das kann er dir nachher alleine sagen." Antwortet Dima. "Wann kommt er nochmal?" Fragt er noch. "In einer Stunde." Antworte ich lächelnd. Ich vermisse Johnny jetzt schon. Ich könnte den ganzen Tag mit ihm zusammen sein. Mein Vater nickt als Antwort. "Wie geht es eurer Mutter?" Fragt er weiter. "Ganz gut würde ich sagen. Sie hat jetzt Karl, den Polizeichef und einen normalen Job." Antworte ich und gieße den Kaffee in Tassen. Ich gebe den beiden eine Tasse und setze mich dazu. "Also ging es euch gut in den letzten Jahren. Das erleichtert mich." Ich zucke leicht mit den Schultern. "Mehr oder weniger ja. Liam und ich hatten uns. Dennoch habt ihr uns gefehlt. Naja du. Von Dima hat sie nicht einmal erzählt." Erzähle ich wahrheitsgetreu. "Es war bestimmt nicht leicht für sie." Beginnt er, doch ich unterbreche ihn. "Für dich auch nicht. Es rechtfertigt nichts." Er überlegt kurz, nickt dann aber. "Ich bin nur froh das es euch allen gut geht." Sagt er lächelnd. "Wie soll es jetzt eigentlich weiter gehen?" Fragt er ihn ernst. "Ich weiß es nicht Dima." Er nickt. "Ich will das du einen normalen Job annimmst. Du sollst nichts mehr mit diesen Drogen zutun haben." Mein Vater seufzt. "Dima. Du weißt das ist nicht so leicht. Ich hab überall immernoch meine Feinde." Entgegnet er. Es errinert mich an Johnny und Stingy. "Ich weiß. Ich erlebe es jeden Tag hautnah mit. Deshalb will ich auch, dass du da raus kommst und was normales machst. Wir schaffen das. Ich helf dir." Redet er weiter auf ihn ein. "Wir helfen dir." Verbesser ich ihn. "Ich will nicht das du da reingezogen wirst Zoe." Kommt es von ihm. "Das ist jetzt eh schon zu spät." Antworte ich. Die Tür öffnet sich. Liam kommt mit schnellem Schritte in die Küche. "Papa?" Fragt er ungläublich. "Liam, mein Sohn." Sagt er glücklich. Liam kommt auf ihn zu und umarmt ihn hektisch. Dies erwiedert unser Vater. Ich freue mich so für Liam. Er hat unseren Vater so vermisst. Es muss so schön für ihn sein. "Wie geht es dir?" Fragt Liam. "Endlich wieder gut und dir?" Die beiden lösen sich und Liam setzt sich neben ihn. "Auch gut." Antwortet er schnell. "Wir helfen dir. Wir werden dir einen Job beschaffen. Lass das mit deinen Feinden mal meine Sorge sein." Kommt Dima zum Thema zurück. Liam versteht worum es geht und nickt zustimmend. "Ich will es für euch versuchen. Wirklich. Ich will aber nicht das ihr schlimme Sachen durchmachen müsst." Versucht er uns zu überstimmen. "Mussten wir unser ganzes Leben lang. Wir schaffen das schon. Nicht wahr?" Antwortet Liam. Ich nicke ihm zustimmend zu. "Inwiefern steckt ihr beide mit in der Sache?" Er schaut uns besorgt an. "Liam dealt bei mir. Zoe hat eigentlich nichts damit zutun. Sie ist nur mit reingerutscht. Dealen und konsumieren tut sie nicht." Dima nimmt uns die Antwort ab. "Immerhin." Sagt er leicht seufzend. Naja und ich bin mit einem noch Dealer zusammen.
Es wäre mir noch lieber, wenn nicht nur mein Vater aufhören würde. Ich würde so gerne das Liam und Dima auch aufhören. Dima braucht es aber um über die Runden zu kommen. Von seiner Musik alleine, kann er noch nicht leben. Liam wiederum sagt das er erst aufhört, wenn Dima es tut. Das wird schwieriger als erwartet.

Märchen existieren nicht | Johnny Diggson FFWhere stories live. Discover now