Kapitel 14: Johnny's und Dima's Brief

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Ich tippe auf dem Umschlag rum. Ich kann nicht glauben das meine Mutter mir geschrieben hat. Das letzte mal als ich sie gesehen habe war mit Liam. Sie war völlig fertig und hat geweint bis sie eingeschlafen ist.
Welchen Brief soll ich denn zuerst öffnen? Ich schaue beide Briefe an. Ich vermisse Johnny und Dima. Bei dem Brief meiner Mutter verspüre ich hingegen Angst, gleichzeitig aber auch Neugier. Okay. Johnnys zuerst.
Vorsichtig öffne ich den Briefumschlag und hole das gefaltende Papier heraus. Leicht streiche ich darüber bevor ich ihn auseinander falte. Ich lasse mich tiefer in die Couch sinken. Eine kleine Lampe spendet schimmerndes Licht.
"Liebe Zoe,
Oder wie man auch immer am besten einen Brief an seine Freundin beginnt. Ich weiß gar nicht wielange es her ist das ich zuletzt einen geschrieben habe.
Ich vermisse dich. Für dich muss das wohl alles ziemlich komisch wirken. Es tut mir so unglaublich Leid das ich dich mit in meine Welt gezogen habe. Ich liebe dich und bin so unglaublich froh dich kennengelernt zu haben. Jedoch bereue ich es zeitgleich auch etwas. Ich weiß nicht ob ich dir jemals das Leben bieten kann, was du verdient hast. Was du aus meiner Sicht verdient hast. Selbst wenn du der ansicht bist, das du es nicht hast. Dennoch werde ich alles dafür geben damit wir es ansatzweise haben können! Ich weiß das wir das zusammen durchstehen können und sobald wir das geschafft haben hoffe ich, dass ich dich nie mehr so einer Gefahr aussetzen muss. Das wir ein glückliches Leben ohne Stingy und den anderen führen können.
Ich liebe dich Zoe.
Dein Johnny."
Tränen bilden sich in meinen Augen. Ich liebe dich auch. Wäre ich Liam damals nicht hinterhergelaufen, hätte ich ihn nicht gefolgt, dann hätte ich Johnny nie kennengelernt. Genauso wie Dima. Ich wäre ihm nie begegnet und hätte nie herausgefunden, dass er mein Bruder ist. Genauso würde ich jetzt nicht bei Julien auf der Couch sitzen, sondern bei meiner Mutter und Karl. Wahrscheinlich lernend am Schreibtisch. Gefangen im langweiligen Alltagstrott. Durch Johnny hat mein Leben endlich etwas frischen Wind bekommen. Ich hab mich gegen das Gesetz gewendet, ob das gut oder schlecht ist bleibt Ansichtssache. Ich spüre Adrenalin durch meinen Körper fließen. Ich spüre was es heißt zu leben.
Ich wende das Blatt und widme mich dem Teil von Dima zu.
"Zozo es tut mir Leid, dass alles so gekommen ist wie es nun ist. Jedoch weiß ich das du bei Julien gut aufgehoben bist. Zudem kennst du ihn und kommst gut mit ihm klar. Gleichzeitig ist mir auch bewusst das du uns andere vermisst. Denk immer dran, es ist nicht für immer!
Wir regeln die Sache mit den anderen und danach hol ich mit dir und Liam die vergangenen Jahre wieder nach. Mit unserem Vater natürlich!
Ich hab dich lieb Zozo und werde immer auf dich aufpassen.
Dima."
Ja das wirst du. Ich weiß genau das du die Sache regeln kannst. Du musst, schließlich sehe zu dir auf. Du bist mein großer Bruder. Mein Bruder. Ich vermisse Liam. Warum hat er mich nicht geschrieben?
Ich tapse von der Couch zu Julien. Sanft klopfe ich an der Tür. Er dreht sich zu mir und schaut mich an. "Was gibt's?" Fragt er daraufhin. "Weißt du warum Liam mir nicht geschrieben hat?" Frage ich bedrückt. "Nein. Vielleicht hat er dir ja geschrieben und er hatte keine Zeit den Brief Dima zu geben." Spekuliert er. "Können wir ihn anrufen?" Frage ich leiser. Julien stockt kurz. "Du weißt das dass nicht geht." Antwortet er. Ich nicke leicht und schaue zu Boden. "Ich vermiss ihn nur so." Nuschel ich. Julien steht auf und kommt auf mich zu. Er legt seine Arme um mich und zieht mich in eine Umarmung. "Ich weiß. Wir auch." Flüstert er. "Wir auch?" Frage ich verwirrt. "Ehm. Ja also ich auch. Ich, eh hab ihn ja auch lange nicht gesehen." Stottert Julien leicht. "Ich wusste gar nicht das du so gut mit ihm befreundet warst." Ich löse mich und schaue ihn fragend an. "Ich bin gut mit Dima befreundet und Liam ist sein Bruder. Eins führt zum anderen." Antwortet er schnell. Julien benimmt sich komisch. Er sollte weniger Drogen nehmen. Ich nicke nur leicht als Antwort. "Hast du den Brief deiner Mutter schon gelesen?" Fragt er daraufhin. Diesesmal schüttel ich mit dem Kopf. "Warum nicht?" Fragt er mich einfühlsam. "Ich hab Angst. Ich und Liam haben sie einfach so hängen gelassen. Karl wird jetzt wohl noch öfter arbeiten müssen. Sie ist ganz allein." Antworte ich. "Vielleicht hat sie aber auch eingesehen, dass sie einen Fehler begangen hat. Vielleicht entschuldigt sie sich auch. Das wirst du nicht wissen, wenn du den Brief nicht liest." Argumentiert er. "Ich weiß. Dennoch ist das nicht so leicht." Ich mache eine kurze Pause. "Wie ist der Brief überhaupt bei dir gelandet?" Ich schaue ihn fragend an. "Dima hat ihn von eurem Vater bekommen. Der wiederum hat erzählt das sie euch aufgesucht hat. Für den Fall das ihr nicht da seid hat sie diesen Brief geschrieben." Berichtet er. "Momentmal. Meine Mutter und mein Vater sind sich begegnet? Und sie haben normal miteinander geredet?" Frage ich neugierig. "Ja anscheind. Zumindest hat Dima das gesagt." Antwortet er. "Und wie war das so? Also wie war die Stimmung? Haben sie noch über was anderes geredet?" Durchlöchere ich ihn mit Fragen. "Zoe ich hab keine Ahnung. Ich war doch nicht dabei. Da musst du ihn wohl oder übel nächstes mal selber fragen." Sagt er. Ich nicke leicht. Meine Eltern haben sich Ewigkeiten nicht gesehen. Es ist wie ein kleines Wunder das sie sich nun getroffen haben und miteinander geredet haben. Dennoch stellt sich mir da eine Frage. "Julien warum hat meine Mama Liam nicht angetroffen?" Er überlegt kurz. "Der war bestimmt unterwegs oder bei einem von uns." Antwortet er. "Wie immer." Füge ich hinzu. Julien nickt.

Märchen existieren nicht | Johnny Diggson FFWhere stories live. Discover now