Kapitel 23: Das Versteck.

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Mit einem umgelegten Handtuch sitze ich auf dem Badewannenrand. Auf dem Boden liegt ein zusammengelegter Pullover. Ich hebe ihn auf und falte ihn auseinander. Er ist schwarz und hat weiße Bänder vorne hängen. Er gehört Johnny. Ich stülpe ihn mir um und versinke in ihm. Er reicht bis knapp über meine Knie, welche immer noch am brennen sind. Ich verlasse das Badezimmer und stelle zu meinem Erstaunen fest das Deamon wirklich auf mich gewartet hat. Er lächelt mich leicht an und zusammen gehen wir in Richtung des Raumes von vorhin. Ich habe Angst davor Dima wieder zu sehen. Ich kann ihm nicht das geben was er braucht. „Ich bin da." sagt Deamon beruhigend und legt seine Hand auf meinen Rücken. Ich zucke leicht zusammen und blicke ihn bittend an. „Nicht anfassen? Verstehe. Tschuldigung." sagt er und zieht sie wieder weg. Danach öffnete er die Tür und wir betreten den Raum. Ich spüre die erwartungsvollen Blicke auf mir. Johnny, Dima und Juri sitzen im Raum. „Bruder tut mir leid, aber schafft ihrs auch ohne mich? Ich muss nach den anderen sehen." kommt es von Juri. „Ja geh nur. Berichte uns bitte." er nickt und kommt auf uns zu. „Tut mir so leid." sagt er noch zu mir bevor er geht. Nun weiß ich wie es sich anfühlt die ganzen Beleidsmitteilungen zu bekommen. Es ist schrecklich. Man fühlt sich so hilflos. „Setz dich bitte, damit ich dir den Verband anlegen kann." sagt Deamon. „Brauchst du Hilfe?" fragt Johnny. Ich setze mich vorsichtig auf die Couch. Knapp eine Armbreite von den andern beiden entfernt. Johnny rückt etwas näher und will einen Arm um mich legen. Wieder rücke ich etwas von ihm weg. Enttäuscht blickt er mich an. Deamon beginnt damit meine Knie zu verbinden. „Was machen wir jetzt?" fragt Dima. „Wir müssen uns erstmal hier verstecken." antwortet Deamon. „Und was ist mit der Arbeit?" bringt Johnny ein. „Wir nehmen uns morgen frei. Wir müssen die Lage und die Medien beobachten. Außerdem müssen wir uns bedeckt halten." antwortet er. „Warum?" fragt Dima. „Weil wir nicht entdeckt werden dürfen. Es sei denn du willst ins Gefängnis." Er ist fertig mit meinen Knien und lässt sich auf einen Stuhl nieder. Ich ziehe die Pulloverärmel herunter und kuschle mich in ihn. Eine Gänsehaut bildet sich auf meiner Haut. Es ist so unglaublich kalt hier. „Macht es einen Unterschied?" fragt er kalt und blickt mich an. Ich bin so überfordert mit der ganzen Situation. Außerdem ist es so verdammt kalt hier drin. „Warte nimm die." kommt es von Johnny der mir vorsichtig die Decke reicht. Ich nehme sie entgegen und bedecke mich mit ihr. „Dima jetzt hör auf Scheiße zu labern. Es war ein harter Abend für uns alle. Wir sollten uns einfach ausruhen." Der Genannte seufzt aber nur.
An viel mehr kann ich mich nicht erinnern. Mein Kopf hat gebrummt und meine Augen wurden so unglaublich schwer. Es war einfach zu viel für mich.
Am nächsten Morgen schrecke ich auf. Liam wo ist er? Ich öffne meine Augen und werde von den Sonnenstrahlen geblendet. Die Realität beginnt mich langsam wieder einzuholen. „Du bist wach. Wie geht es dir?" fragt Johnny und will zu mir kommen. Jedoch zögert er und bleibt mitten in der Bewegung stehen. Mein Hals ist so unglaublich trocken und kratzig. Ich beginne leicht zu husten. „Willst du was trinken?" fragt Dima. Er ist noch da. Eine kleine Erleichterung breitet sich in mir aus. Ich nicke gleich. Er springt auf und füllt ein Glas mit Wasser. Ich setze mich aufrecht hin und spüre einen leichten Schmerz in meinen Knien. Ich ziehe die Decke weg und schaue sie mir an. Der Verband ist Gott sei dank nicht durchgeblutet. Das hätte mir noch gefehlt. Ich schaue mich im Raum um. Neben dem Sofa steht ein kleiner Tisch in der Mitte. An ihm steht ein Holzstuhl. Am anderen Ende steht ein altes Radio und von der Decke hängt eine Glühbirne. Es gibt sonst nichts weiter hier. Keine Pflanzen. Kein Fernseher. Keine Schrankwand. Kein Deamon. Wo sind wir hier überhaupt?
Dima reicht mir das Wasserglas und ich blicke beide fragend an. Dankend trinke ich aus ihm. „Wir sind gestern in dieses Versteck gegangen. Es war mal eine Zweiraumwohnung." beginnt Johnny. „Sie hat nicht viel, doch alles was man braucht." ergänzt Dima. Ich trinke das Glas aus. Genau das habe ich gebraucht. Ich frage mich wie oft diese Wohnung wohl schon benutzt wurde? Ob solche Situation vor mir wohl schon eingetreten sind? Auf wem ist sie überhaupt gemeldet? Und sind wir noch in Osnabrück? Wer hat die ganze Zeit dafür eigentlich die Miete bezahlt? Ich spüre ein Stechen in meinem Kopf. Ich sollte wohl aufhören zu Denken.
Deamon betritt vollbepackt das Zimmer. „Ich hab ein paar Sachen besorgt. Das mit der Arbeit ist auch geklärt." sagt er und schaut uns abwechselnd an. „Habt ihr Hunger?" fragt er. Allein an dem Gedanken wird mir schlecht. Ich schüttel mit meinem Kopf. „Du musst was essen." sagt Dima. Ich muss nicht. Die anderen beiden stehen auf und helfen Deamon beim Einkauf. Zusammen verstauen sie die Sachen und kommen mit etwas Essbaren zurück. Während die anderen sich das Essen runterquälen, rühre ich es nicht mal an. Ich kann nicht.

Märchen existieren nicht | Johnny Diggson FFDonde viven las historias. Descúbrelo ahora