Kapitel 18: Der letzte Ausweg

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Meine eigene Mutter hat mich an Karl verraten. Wie angewurzelt stehe ich da. Ich schaue sie entsetzt an. Sie hingehen blickt zu Boden. Das hätte ich ihr niemals zugetraut. Was denkt sie sich dabei?
„Feuer!" höre ich jemanden rufen und spüre das jemand meinen Arm greift und mich in die Menge zieht. Schnell blicke ich zu der Person und schaue in das Gesicht von Stingy. Ein Lächeln ziert sein Gesicht. „Was? Lass mich los." Schreie ich beinahe und versuche mich aus seinen Klauen zu befreien. Es sieht mich warnend an. „Folge mir." spricht er in den Rufen der Menge. Ich spüre Befreiung. Alle sind aufgesprungen und laufen jetzt wie verrückt herum. Ungläubig schaue ich ihn an. „Komm oder willst du das sie dich bekommen?" Kommt es ernst von ihm. Viel Zeit zum Überlegen bleibt mir nicht. Ich kann schließlich nicht mal mehr meiner Mutter trauen.
Ich schlucke leicht und folge dann Stingy. Wird schon schief gehen. Wir schleichen uns durch die Küche und dann der Speisekammer, um am Ende durch den Hinterausgang das Café zu verlassen. „Wieso tust du das?" frage ich ihn. „Was bringt es mir, wenn du von der Polizei geschnappt wirst?" Sagt er und hält Ausschau. Kurz danach winkt er mich hinterher. Ich folge ihm die Straße entlang. „Du willst doch meinen Bruder unbedingt ausspielen. Kommt es dir nicht gerade da entgegen?" frage ich ihn. Wir laufen durch ein paar Gassen und halten dann an. „Wieso sollte es? Die Woche ist fast rum und spätestens dann bekomm ich dich. Wärst du wiederum bei den Bullen würde sich die Sache noch ziehen und die Gefahr droht aufzufliegen." antwortet er. „Was meinst du damit? Warum solltest du mich bekommen?" Ich schaue ihn ungläubig an. „Er hat's dir nicht gesagt? Hätte mich auch gewundert." kommt es von Stingy, welcher gerade weiter gehen wollte. Ich halte ihn an seinem Arm fest. „Mir was nicht gesagt?" frage ich ernst. Er seufzt und kommt mir bedrohlich nah. „Ganz schon neugierig. Du scheinst genau zu wissen worauf ich stehe." sagt er, während er sich über seine Lippe leckt. Angewidert schaue ich ihn an. „Wir haben deinen Bruder und mittlerweile wahrscheinlich auch noch deinen Beschützer. Es war so leichtsinnig von Dima uns genau zu ihm zuführen." Er entfernt sich wieder von mir und beginnt zu Grinsen. Ich hingegen bin geschockter als vorher. „Sag das dass nicht dein Ernst ist." bringe ich heraus. „Mein voller Ernst und wenn du nicht von ihnen geschnappt werden willst, solltest du auch weiter." Er zwinkert mir ein letztes Mal zu und verlässt dann die Gasse. Wie gelähmt schaue ich auf den Punkt an dem er gerade noch stand. Sie haben Liam. Deshalb hab ich in der letzten Zeit nichts von ihm gehört. Deshalb hat er mir keinen Brief geschrieben und deshalb konnte ich nicht mit ihm telefonieren. Das ganze, weil er die ganze Zeit über bei Stingy war. Er hatte es also wirklich geschafft und als Gegenzug will er mich. Als wäre es nicht schlimm genug das meine Mutter mir in den Rücken fällt. Meine Knie fangen an weich zu werden und mein ganzer Körper fühlt sich so unglaublich schwer an. Mein Kopf dröhnt und Tränen steigen langsam auf. Leicht schüttel ich mit meinen Kopf. Ich muss jetzt stark sein. Für Liam. Er braucht mich. Ich schaue auf und setze meine Beine in Gang. Wenn sie Julien haben wird er mich nicht abholen. Doch wohin soll ich dann? Ich halte an und überlege kurz. Die einzige Möglichkeit die mir bleibt ist Dimas Versteck. Dann kann ich auch endlich mit ihm reden. An seinem Plan teilhaben. Meinen Bruder retten.
Ich atme tief durch und laufe dann los. Durch die abgelegensten Orte und Umwege. Schließlich könnte mir jemand folgen und ich will niemanden zu dem Versteck locken.
Als ich endlich da bin klopfe ich. „Komm schon. Bitte macht auf." flehe ich leise. Nichts passiert. Nocheinmal wiederhole ich das Klopfzeichen. „Dima mach bitte die Tür auf." Ich atme schnell vom ganzen Laufen. Meine Lunge brennt und meine Beine werden immer schwerer. Niemand öffnet die Tür. „Scheiße!" rufe ich und schlage laut gegen die Tür. Die Tränen von vorhin sind nicht zu unterdrücken und laufen über meine Wangen. Was soll ich nur tun? Wie kann ich Liam helfen? Ich muss Dima warnen das sie Julien haben. Wo sind denn alle? Ich fühle mich so unglaublich allein. Meine Mutter hat mich verraten, mein Bruder und Julien wurden gefangen genommen, mein anderer Bruder hat mir nichts gesagt und ist weg. Zudem hab ich nicht mal ein Handy um jemand erreichen zu können. Nach Johnny und Deamon kann ich auch nicht, schließlich weiß ich nicht wo sie sind. Sie zu suchen wäre zu gefährlich, immerhin werde ich gerade gesucht. Ich fühle mich so hilflos. Wieso kommt denn niemand, der mir sagt das alles gut werden wird. Der mir sagt wie ich fortfahren soll? Was ich tun soll?
Ich lasse mich auf den Boden sinken und fahre durch meine Haare.
„Weil so das Leben ist und man sich alles erkämpfen muss. Man bekommt nichts geschenkt im Leben." beantworte ich mir selber meine Frage. Karl hatte damals sowas ähnliches zu mir gesagt und er hat Recht. Nur hier herumzusitzen und Trübsal zu schinden bringt nichts. Streng deinen Kopf an Zoe. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und stehe langsam auf. Eine Möglichkeit gibt es noch. Tut mir leid Dima. Ich weiß du wolltest nicht das er es erfährt, aber mir fällt nichts anderes ein und irgendwas muss ich doch tun.

Märchen existieren nicht | Johnny Diggson FFWhere stories live. Discover now